Ein Abenteurer und Gentleman (Historical My Lady) (German Edition)
irritiert. So sehr er seine Freunde schätzte, wäre er viel lieber bei seiner frischgebackenen Braut gewesen. „Wieso spielen eure Frauen plötzlich die Anstandsdamen?“
Lucas stieß eine dünne Rauchwolke aus, dann lächelte er. „Wenn ich die meine zitieren darf?“
„Nun, sie scheint ja das Kommando zu haben.“
„Nicole meint, dass ihr schon indiskret genug wart. Ab heute bis zur Hochzeit – und die wird doch in Kürze sein, richtig? – solltet ihr euch benehmen. Wohlgemerkt, das sind nicht meine Worte. Und Lydia findet das auch. Mir scheint, unsere Geliebten haben sich in tugendhafte Ehefrauen verwandelt. Wenn sie nicht so viel Spaß dabei hätten, könnte es einen nachgerade deprimieren.“
„In meinem Stadthaus wartet eine Sondergenehmigung, eine Gefälligkeit von Prinny. Wenn ich mich dort nur sehen lassen könnte. Als ob ich nicht schon genug geplagt wäre, gibt es für mich nun noch einen Anreiz, seine Gunst zurückzuerlangen.“
„Es ist ein Elend mit unserer Königlichen Hoheit. Andere haben England in die Schlacht geführt, er führt es nur tiefer in Schulden. Ehrlich, unsere ganze Hoffnung ruht darauf, dass Prinzessin Charlotte sich als eine zweite Elisabeth entpuppen und die Monarchie wieder zu Ehren bringen wird.“
„Elisabeth“, erklärte Justin, „neigte dazu, Leute köpfen zu lassen. Da kann ein Mann in meiner Lage sich glücklich schätzen, dass Prinny sich so leicht durch ein teures Geschenk ablenken lässt.“
Tanner und Lucas wechselten einen Blick, den Justin nicht deuten konnte.
Er löschte den nur angerauchten Zigarillo. „So angenehm eure Gesellschaft auch ist, möchte ich doch, wenn ich schon Alina nicht sehen darf, wenigstens den Major besuchen und etwas mit ihm besprechen, über das ich mir schon eine Weile Gedanken mache. Ich werde morgen bei Tagesanbruch fort sein und mittags hoffentlich wieder zurück, in einem Stück und mit ein paar Problemen weniger. Wünscht mir Glück.“
„Wirst du es brauchen?“
„Ich weiß nicht. Vielleicht ist mein Glück endgültig damit ausgeschöpft, dass die Schicksalsgöttinnen mir Alina geschenkt haben. Aber selbst Göttinnen können nicht so grausam sein.“
„Wir haben dir beide angeboten, dich zu begleiten“, sagte Lucas. „Dazu stehen wir immer noch.“
Justin klopfte ihm auf die Schulter. „Wie eure Geliebten jetzt Ehefrauen sind, so seid ihr beide Ehemänner. Und Ehemänner schleichen nicht mit gezogener Pistole um Ruinen herum und begeben sich für andere in Gefahren. Aber ich danke euch. Besonders dafür, dass ihr Alina behütet.“
Diesmal erwischte er Lucas dabei, flüchtig zu Tanner zu schauen, der jedoch nicht reagierte.
„Sie ist hier doch sicher, nicht wahr?“
„So sicher, wie sie nur sein kann“, antwortete Lucas.
Justin nickte. Wo es um Alina ging, wurde er wirklich zum Angsthasen und sah schon Gespenster. Er lächelte, verabschiedete sich von seinen Freunden und eilte die Treppe hinauf zum Zimmer des Majors, in Gedanken beim nächsten Tag und seinem Zusammentreffen mit Novak.
Seltsam, sonst hatte er immer planen müssen, wie man jemanden am besten auslöschte, noch nie aber, wie man denjenigen am besten am Leben ließ.
Oben auf dem Treppenabsatz wünschte er sich, einfach seine Räume aufsuchen zu können, statt eine weitere elende Diskussion über Novak führen zu müssen, aber vermutlich schuldete er Luka eine Erklärung dafür, warum der ihn morgen nicht begleiten sollte.
Er klopfte an dessen Tür und musste dann eine ganze Minute warten, ehe er um Eintritt gebeten wurde. Luka ruhte voll bekleidet, den Arm in der Schlinge, auf dem gemachten Bett.
Seltsam, hatte Alina nicht gesagt, dass Luka gestern darauf bestanden hatte, aufzustehen und herumzulaufen, und auch die Schlinge abgelegt hatte?
„Sie sahen schon besser aus“, bemerkte Justin glatt, als Luka aufstand, wobei er sich ziemlich theatralisch am Bettpfosten hochzog.
Es war wohl angebracht, sich gedanklich von Alina und Novak zu lösen und sich ein wenig mehr auf den ernsten, glatt rasierten Major zu konzentrieren. Nur weil jemand sagt, er sei dein Freund, muss es nicht stimmen. Wilde, du hast geschlafen, dich in Liebe und deinem Elend verloren. Wach auf!
„Ja, das Fieber ist wieder da. Hat mich glatt umgehauen.“
„Eine verdammte Plage, so ein Fieber. Ich möchte Sie nicht quälen, aber mir kamen, ehe ich morgen mit Novak rede, noch ein paar Fragen wegen des strittigen Landstücks in den Sinn, das uns allen solchen Ärger
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