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Ein allzu schönes Mädchen

Titel: Ein allzu schönes Mädchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Seghers
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aufgespürt, als sie in ein großes Haus eingebrochen und dabei von einem Wachmann erwischt worden sei.»
    |455| «Und?»
    «Darüber stand nichts in den Zeitungen. Das ist eine Information, die nur wir hatten.»
    «Und die Hausbesitzer und der Wachmann und alle, denen die Beteiligten inzwischen davon erzählt haben», sagte Marthaler.
    Liebmann fuhr fort. «So weit, so gut. Von der Villa auf dem Lerchesberg sei Marie-Louise Geissler mit dem Bus ins Stadion-Bad
     gefahren. Wir haben das überprüft. Die Aussage stimmt. Die Schwimmbad-Kassiererin erinnert sich an sie, weil sie mit einem
     Schein bezahlt hat und dann das Wechselgeld liegen ließ.»
    Sven Liebmann wartete auf einen neuerlichen Einwand. Aber diesmal schwieg Marthaler.
    «Der Mann sagt, im Schwimmbad habe sie Georg Lohmann kennen gelernt. Die beiden seien gemeinsam mit einem Taxi in die Stadt
     gefahren. Dort habe er sie zunächst verloren. Zwei Tage lang habe er erfolglos nach ihr gesucht. Er ist durch die Kneipen
     und Hotels gelaufen und hat ihr Foto herumgezeigt. Im ‹Frankfurter Hof› hatte er schließlich Glück.»
    «Und woher hatte er das Foto von Marie-Louise Geissler?», fragte Marthaler.
    «Er hatte es bei sich. Er hat es uns gezeigt. Und es war eine sehr viel aktuellere Aufnahme als jene, die wir für die Fahndung
     zur Verfügung hatten.»
    «Und dann ist er in das Hotel spaziert, hat Lohmann umgebracht und ist wieder verschwunden?»
    «So ähnlich muss es gewesen sein. Jedenfalls behauptet er das. Er habe einen Moment abgepasst, als Lohmann allein im Zimmer
     gewesen sei.»
    «Und es soll ihn niemand gesehen haben in dem großen Hotel?»
    |456| «Doch. Er ist gesehen worden. Sogar zweimal. Das erste Mal, als er herausfinden wollte, ob Marie-Louise Geissler dort wohnt.
     Und dann ein paar Tage später noch einmal. Erinnerst du dich an den Rezeptionisten?»
    «Den Mann mit dem seltsamen Namen?»
    «Zoran Stanojewic, genau.»
    Marthaler bemerkte, dass Kerstin Henschel und Sven Liebmann einen Blick wechselten. «Was schaut ihr so? Was ist mit dem Mann?»
    «Er sagt, er habe schon bei der ersten Vernehmung davon berichten wollen. Du hättest ihn allerdings so barsch abgefertigt,
     dass er sich nicht getraut habe, noch etwas zu sagen. Stanojewic hat unseren Mann gesehen.»
    «Warum sagst du immer ‹unser Mann›?», fragte Marthaler. «Hat der Geständige keinen Namen?»
    «Doch», erwiderte Kerstin Henschel. Sie klappte ihr Notizbuch auf und schaute nach. «Er heißt Jean-Luc Girod. Er stammt aus
     dem Elsass.»
    Marthaler war wie vom Schlag gerührt. Er machte eine hastige Bewegung. Der Schmerz fuhr ihm wie ein Messer in die Schulter.
     Er atmete tief durch.
    «Und das Dorf, aus dem er kommt, heißt Hotzwiller», sagte er.
    Wieder sah Kerstin in ihr Buch. Sie nickte. Liebmann und sie schauten sich sprachlos an.
    «Ich bin gestern Abend auf etwas gestoßen», sagte Marthaler. «Ich berichte euch später davon. Machen wir erst mit diesem Girod
     weiter.»
    «Nein», sagte Liebmann, «so geht das nicht. Robert, wir sind sowieso schon reichlich sauer auf dich. Wir haben heute Morgen
     auf deinem Schreibtisch die Notizen über Marie-Louise Geissler gefunden. Von dieser ganzen Sache in Saarbrücken haben wir
     erst dadurch erfahren. Zufällig. Und noch |457| etwas lag auf deinem Schreibtisch: das Telefonprotokoll mit dem Hinweis eines Taxifahrers, dem Girod das Foto Marie-Louise
     Geisslers gezeigt hat. Einen Tag bevor wir mit unserer öffentlichen Fahndung begonnen haben. Dieser Hinweis deckt sich genau
     mit der heutigen Aussage von Girod. Warum war das Protokoll nicht bei den Unterlagen? Warum lag es in deinem Büro? Was weißt
     du über Hotzwiller, was wir nicht wissen?»
    Marthaler konnte Sven Liebmanns Ärger nur allzu gut verstehen. Nichts war irritierender, als wenn einer im Team ständig auf
     eigene Faust arbeitete und die anderen nicht von seinen Ermittlungsergebnissen unterrichtete. Und wenn er auch von jedem Ehrgeiz,
     die Lorbeeren allein verdienen zu wollen, frei war – er wusste, dass er zu einsamen Entschlüssen neigte. Aber diesmal fühlte
     er sich gänzlich unschuldig. Nicht sein Eigenbrötlertum, sondern der nächtliche Überfall war schuld daran, dass die anderen
     von seinen Erkenntnissen nichts wussten. Er versuchte, ruhig zu bleiben.
    «Versteh mich nicht falsch», fuhr Liebmann fort, «ich glaube nicht, dass du uns absichtlich Informationen vorenthalten hast.
     Aber deine Schlamperei stinkt manchmal zum Himmel. Wir sind

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