Ein allzu schönes Mädchen
Festnahme durch die französische Polizei wurde Marie-Louise Geissler den deutschen Behörden überstellt. Wie
schon während ihrer ersten Vernehmung machte sie auch in dem später folgenden Prozess keinerlei Aussagen – weder zu ihrer
Person noch zur Sache. Es konnte nicht letztgültig geklärt werden, ob es sich bei den Taten um Totschlag oder um Notwehr gehandelt
hatte. Einen Mord schloss das Gericht selbst für die Tötung des Hamburger Journalisten Georg Lohmann aus. Niedere Beweggründe
seien in diesem Fall nicht ersichtlich. Nachdem zwei Gutachter erklärt hatten, dass Marie-Louise Geissler zum Zeitpunkt der
Tötungsdelikte nicht schuldfähig gewesen sei, übergab man sie der Obhut jener psychiatrischen Klinik, in der Elena Sabato
arbeitete. Nach einem Jahr war die Genesung des Mädchens so weit fortgeschritten, dass Elena und Carlos Sabato beantragten,
Marie-Louise Geissler, die nun wieder Manon genannt wurde, wenigstens zeitweise in Pflege nehmen zu dürfen. Dem Antrag wurde
unter Auflagen stattgegeben. Die Rolle Jean-Luc Girods bei den beiden Stadtwaldmorden konnte nie völlig aufgeklärt werden.
Das Verfahren gegen ihn musste schließlich eingestellt werden, zumal Marthaler keine Anzeige wegen Körperverletzung erstattet
hatte.
Im Sommer des Jahres 2002 erhielt Robert Marthaler folgenden Brief aus einem kleinen Dorf in der Nähe der friesischen Küste:
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Mein Alter, während du im Präsidium deine Oberhemden zerknitterst, lassen wir drei uns den Nordseewind um die Nasen wehen.
Wir pulen Krabben, spucken Melonenkerne in die Luft und essen jeden Abend Backfisch. Besonders Manon ist ganz wild darauf.
Nein wirklich, unsere kleine Freundin (die ja schon ziemlich groß ist) entwickelt sich prächtig. Sie lacht viel, und manchmal
spricht sie auch mit uns. Elena und sie verstehen sich prima. Fast kommt es mir vor, als sei ich auf meine alten Tage plötzlich
Vater eines erwachsenen Mädchens geworden. Eines Mädchens, das eben ein wenig anders ist als die anderen. Alles Weitere in
Kürze.
Elena lässt herzlich grüßen, Manon winkt mit dem großen Zeh.
Und ich umarme dich,
dein Carlos Sabato
Ziallerns, 2. August 2002
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Informationen zum Buch
Frankfurt im Hochsommer: Mitten in der größten Hitzewelle werden im Stadtwald die grauenhaft zugerichteten Leichen zweier
junger Männer entdeckt. Spuren am Tatort weisen auf eine Frau hin. Für Hauptkommissar Marthaler beginnt die fieberhafte Suche
nach einer Unbekannten, die von Zeugen als außerordentliche Schönheit beschrieben wird.
«Jan Seghers schreibt den perfekten Krimi.» (Der Tagesspiegel)
«Kommissar Marthaler ist eine Figur, die auf Fortsetzungen gespannt macht.» (Die Zeit)
«Der Mix aus Thrill, Sozialstudien, Lokalkolorit und einem berückend schönen Mädchen macht im ersten Krimi von Jan Seghers
süchtig nach jeder weiteren Zeile.» (Freundin)
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Informationen zum Autor
Jan Seghers alias Matthias Altenburg wurde 1958 geboren. Der Schriftsteller, Kritiker und Essayist lebt in Frankfurt am Main.
Weitere Veröffentlichungen:
Die Braut im Schnee
Partitur des Todes
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Impressum
Rowohlt Digitalbuch, veröffentlicht im Rowohlt Verlag, Reinbek bei Hamburg, Oktober 2009
Copyright © 2004 by Rowohlt Verlag GmbH, Reinbek bei Hamburg
Dieses Werk ist urheberrechtlich geschützt, jede Verwertung bedarf der Genehmigung des Verlages
Umschlaggestaltung any.way, Cathrin Günther, nach einem Entwurf von PEPPERZAK BRAND
(Abbildung: Claude-Marie Dubufe, The Surprise; The National Gallery, London)
Schrift DejaVu Copyright © 2003 by Bitstream, Inc. All Rights Reserved. Bitstream Vera is a trademark of Bitstream, Inc.
Konvertierung Zentrale Medien, Bochum
ISBN Buchausgabe 978-3-499-23624-2 (14. Auflage 2009)
ISBN Digitalbuch 978-3-644-20151-4
www.rowohlt-digitalbuch.de
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