Ein allzu schönes Mädchen
nur einen dicken Verband. Er merkte, wie ihm schwindelig wurde. Er hatte das Gefühl,
in die Tiefe zu fallen. Dann schlief er wieder ein.
Das Nächste, was er hörte, war ein Pochen in seinem Kopf. Mühsam versuchte er, sich zu orientieren. Endlich fiel ihm wieder
ein, dass er in einem Bett im Krankenhaus lag. Das Pochen wiederholte sich. Er wollte «Herein» sagen, aber seine Stimme versagte.
Dann wurde die Tür geöffnet.
Ein riesiger Blumenstrauß betrat den Raum und kam auf ihn zu. Hinter dem Blumenstrauß erschien Terezas Gesicht. Sie versuchte,
ihre Besorgtheit hinter einem Lachen zu verbergen.
«Na, wie geht es meinem Nachtwandler?»
«Blendend», krächzte er. «Was ist passiert?»
Tereza sah müde aus. Es war offensichtlich, dass sie nicht viel geschlafen hatte. Sie hatte ihm eine kleine Reisetasche mit
ein paar frischen Anziehsachen mitgebracht.
«Jemand hat dich überfallen und dir etwas auf den Kopf gehauen. Als ich dich gefunden habe, lagst du auf dem Boden und warst
bewusstlos.»
Sie erzählte, was geschehen war. Sie sei auf dem Sofa aufgewacht, als sie die Wohnungstür ins Schloss habe fallen hören. Zuerst
habe sie sich nichts dabei gedacht. Sie habe sich in ihr Bett gelegt und versucht, wieder einzuschlafen. Aber sie sei beunruhigt
gewesen. Schließlich sei sie aufgestanden und habe die Wohnung nach ihm abgesucht. Als sie ihn nicht gefunden |448| habe, sei sie nach unten in den Keller gegangen. Dort seien alle Türen verschlossen gewesen. Schließlich habe sie das Haus
verlassen und das Grundstück abgesucht.
«Zuerst habe ich gedacht, du bist tot. Ich wusste nicht, was ich machen soll. Ich glaube, ich habe laut geschrien. Die alte
Frau aus dem Haus ist wach geworden.»
«Die Hausmeisterin?»
«Ja. Sie hat einen Krankenwagen gerufen.» Tereza hatte den Notarzt begleitet. Sie hatte die ganze Nacht neben Marthalers Bett
gesessen. Erst gegen Morgen, als sich sein Zustand stabilisiert hatte, war sie nach Hause gefahren, um ein wenig zu schlafen.
Dann hatte sie geduscht, einen Strauß Blumen gekauft und war wieder zu ihm gekommen.
«Das ist alles», sagte sie. «Deine Kollegen waren auch schon da. Ich habe ihnen gesagt, was ich wusste. Sie waren sehr besorgt.
Und jetzt wird es das Beste sein, du schläfst noch ein paar Stunden.»
Aber Marthaler war nicht mehr müde. Das Schwindelgefühl hatte bereits nachgelassen. Und wenn er sich nicht bewegte, waren
die Schmerzen in Kopf und Schulter auszuhalten.
«Wie spät ist es?», fragte er.
«Es ist Mittag», sagte sie. «Ich bin froh, dass es nicht schlimmer gekommen ist. Weißt du, wer das mit dir getan hat?»
Vorsichtig schüttelte er den Kopf. Plötzlich fiel ihm ein, dass Tereza heute nach Spanien wollte.
«Was ist mit Madrid?», fragte er. «Wann fliegst du ab? Eigentlich wollte ich dich zum Flughafen bringen. Ich fürchte, das
wird nun nicht gehen.»
Sie lächelte. Sie nahm seine linke Hand und strich mit ihrer darüber.
«Das Flugzeug geht erst heute Abend», sagte sie. «Aber ich fliege nicht. Ich will bei dir bleiben.»
|449| Marthaler merkte, wie ihm der Schweiß ausbrach. «Das geht nicht. Du musst. Das ist es, was du wolltest. Du musst fliegen.»
«Nein. Ich bleibe.» Dann stand sie auf, nahm den riesigen Blumenstrauß und entfernte das Papier. «Ich versuche, eine Vase
zu besorgen.»
Als sie das Zimmer verlassen hatte, überlegte Marthaler fieberhaft, wie er ihr diesen Entschluss ausreden konnte. Er wollte,
dass sie flog. Es war ihr größter Wunsch gewesen. Sie sollte nicht seinetwegen darauf verzichten. Er wollte nicht in ihrer
Schuld stehen.
Sie kam aus dem Stationszimmer zurück. Er schaute ihr zu, wie sie die Blumen in der Vase anordnete.
«Es geht nicht», sagte er. «Du kannst in den nächsten vierzehn Tagen nicht bei mir wohnen.»
Sie schaute ihn verwundert an.
«Ich habe gestern Abend noch mit einer Freundin telefoniert. Sie ist für zwei Wochen in Frankfurt, und ich habe ihr versprochen,
dass sie das Zimmer haben kann.»
Tereza schüttelte ungläubig den Kopf. «Eine Freundin?»
«Ja. Aus Hamburg. Ich kann es nicht rückgängig machen.»
Sie brauchte einen Moment, um ihre Überraschung zu überwinden. Marthaler merkte, wie enttäuscht sie war.
«Ich verstehe», sagte sie. «Dann wird es wohl das Beste sein, ich fliege wirklich.»
«Ja. Und wenn du zurückkommst, sehen wir weiter.»
«Ja, dann sehen wir weiter.» Sie wandte sich zum Gehen. Dann trat sie noch einmal
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