Ein Antrag nach Mitternacht
die ich gestern bei Mademoiselle du Plessis bestellt habe.“
„Das ist nichts“, versicherte er grinsend. „Meine Absicht ist es, dir so viele Kleider zu kaufen, dass du gar nicht in der Lage sein wirst, sie alle zu tragen. Und Schuhe. Und Schmuck. Wir werden in Paris, auf unserer Hochzeitsreise, jedes Kleid und jedes Geschmeide kaufen. Ich meine jetzt aber etwas anderes. Ich musste viele Jahre nachholen, in denen ich nichts unternehmen konnte, in denen ich nicht das Recht hatte, etwas für dich zu tun. Jahre, in denen ich tatenlos zusehen musste, wie du versucht hast, über die Runden zu kommen.“
Er führte sie ins Schlafgemach und ging weiter in das kleine Ankleidezimmer gleich dahinter. Dort schloss er eine unscheinbare Tür auf, hinter der sich ein Schrank mit etlichen Regalbrettern fand, auf denen zahlreiche Schmuckkästchen standen. Er nahm eine Schatulle aus Mahagoni in die Hand trug sie in den Schlafraum und stellte sie auf einen Tisch.
„Noch mehr Juwelen?“, fragte sie. „Wie viel Schmuck besitzt ihr?“
„Unanständig viel, das kannst du mir glauben“, erwiderte ihr Ehemann. „Dieser hier ist aber anders. Er gehört nicht der Familie, sondern dir.“
Verwundert zog sie das untere Fach der kleinen Truhe auf, darin lag ein funkelndes Diadem. Sie machte große Augen, denn sie erkannte das Diadem ihrer Großmutter wieder. Die hatte es Francesca gegeben, als sie Lord Haughston heiratete. Sie sah ratlos zu Sinclair.
„Ich … ich verstehe nicht.“
Er deutete auf die Schatulle, woraufhin sie weitere Fächer öffnete und alle möglichen Ketten, Ringe und Ohrringe vorfand – allesamt Schmuckstücke, die ihr einmal gehört hatten. Das Haughston-Halsdiadem aus Smaragden, das Andrew ihr am Tag ihrer Heirat geschenkt hatte … die Brosche mit Perlen und Saphiren von Dom … die Perlenkette von ihren Eltern. „Das sind die Dinge, die ich verkauft habe.“ Sie sah wieder Sinclair an. „Du hast sie erworben?“
Er nickte. „Eines Tages sah ich die Halskette bei einem Juwelier und erkannte sie als deine wieder. Ich war mir dessen sicher, und ich konnte dem Mann auch die Information entlocken, dass dein Dienstmädchen für dich Schmuck an ihn veräußert hatte. Also erstand ich ihn und wies ihn an, mir alles zu bringen, was ihm von dir angeboten wurde.“
„Darum bekam ich einen so guten Preis dafür. Und ich dachte, Maisie besitze besonderes Verkaufsgeschick.“ Francesca musste lachen, aber im nächsten Moment kamen ihr die Tränen. „Ich hätte mir niemals träumen lassen, du könntest …“
„Die goldenen und silbernen Stücke liegen unten im Geschirrraum.“
„Nein! Die hast du auch gekauft? Das wäre doch nicht nötig gewesen.“
„Ich hatte meine Zweifel, inwieweit diese Sachen dir wirklich etwas bedeuteten, aber ich wollte sichergehen …“ Er ließ den Satz unvollendet und zuckte mit den Schultern.
„Dass ich genug Geld bekomme“, führte sie den Satz zu Ende.
„Tut mir leid, nur deinen Ehering konnte ich nicht erwerben. Der Juwelier sagte, dass er den bereits losgeworden wäre.“
„Das ist nicht wichtig. Nichts davon ist wichtig.“ Sie lächelte ihn an, ihr Gesicht strahlte, und sie hatte wieder Mühe, die Tränen zurückzuhalten.
Jetzt verstand sie, wie viel sie ihm bedeutete. Was hatte er all die Jahre über für sie getan, ohne eine Gegenleistung zu erwarten. Dabei glaubte er, dass sie ihn nicht mehr liebte, und auch wusste er, dass sie Lügen über ihn für bare Münze genommen hatte. Und dennoch hatte er alles aufgekauft, was sie hatte zu Geld machen müssen, nur weil er ihr helfen wollte. Weil er es nicht ertrug, dass sie sich immer wieder am Rande der Armut bewegte. Jetzt wurde ihr erst klar, wie oft er die Dinge so gedreht hatte, dass sie Geld verdienen konnte – die Wette im letzten Jahr, als sie einen Ehemann für Constance finden sollte; die Art, wie er seine Großtante zu ihr gebracht hatte, damit sie eine Ehefrau für Gideon suchte; sein Beitrag zu ihren Ausgaben für die Zeit, als Callie bei ihr gewohnt hatte – eine Summe, die zweifellos deutlich über dem lag, was sie tatsächlich ausgegeben hatte.
Sie schluckte angestrengt und griff nach seiner Hand. „Wichtig ist nur, was du überhaupt getan hast. Ich liebe dich mehr, als ich dir je werde sagen können.“
„Das ist gut. Denn ich liebe dich noch mehr.“
Er führte ihre Hand an seinen Mund und küsste sie. Dabei schlossen sich seine Finger um das Saphirarmband, das er ihr nach ihrer Wette
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