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Ein Ballnachtstraum

Ein Ballnachtstraum

Titel: Ein Ballnachtstraum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jillian Hunter
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haben.
    „Er hat es schon wieder getan, Eloise.“
    „Wir sind lange genug geblieben“, erwiderte diese gefasst und nahm ihren Schützling beim Arm. „Vergessen Sie nicht, dass Sie morgen zum Frühstück bei Ihrer zukünftigen Schwiegermutter eingeladen sind.“ Sie schwieg einen Moment, ehe sie murmelnd hinzufügte: „Vorausgesetzt, Ihr Bruder überlebt dieses Duell unversehrt, wenn er schon seine Würde verloren hat.“

4. KAPITEL
    Am Fenster von Thalias Schlafgemach stehend, legte Eloise den Umhang ab und blickte der schwarzen Karosse nach, die sich unten auf der nächtlichen Straße entfernte. In ihrer Erleichterung, das Mädchen unbeschadet nach Hause gebracht zu haben, hatte sie völlig vergessen, sich bei dem Gentleman für seine Begleitung zu bedanken. Er wird sich zu seinem Stelldichein verspäten, dachte sie. Auf der kurzen Fahrt zu Lord Thorntons gemietetem Stadthaus in der Hill Street hatte er jedenfalls den Eindruck erweckt, es kaum erwarten zu können, sich seiner Pflicht zu entledigen.
    Was sie ihm nachfühlen konnte, da auch sie es kaum erwarten konnte, sich ihrer Pflichten zu entledigen. Nur noch drei Wochen dieses Martyriums, tröstete sie sich. Drei quälend lange Wochen, in denen es galt, Miss Thornton vor Schaden zu bewahren, bis sie mit ihrem arglosen Verlobten vor den Traualtar trat. Eloise betete inständig, dass sein „goldblonder Engel“ unbefleckt in die Ehe mit dem liebestrunkenen, ein wenig linkischen, aber wohlhabenden Kaufmann Sir Thomas Heaton gehen würde. Denn dieser hatte offenbar keine Ahnung, welchem Früchtchen er verfallen war.
    Während einer Abendgesellschaft hatte der Baron die hübsche Thalia entdeckt und noch am selben Abend bei ihrem Bruder um ihre Hand angehalten. Thalia hatte sich den ganzen Abend bei ihren Freundinnen lustig über ihren glühenden Verehrer gemacht, bis sie erfuhr, dass er mit dem Handel von Gewürzen ein stattliches Vermögen angehäuft hatte. Eloise war im Stillen der Ansicht, der bedauernswerte Mann, den Thalias Schönheit geblendet hatte, habe etwas Besseres verdient, behielt indes ihre Meinung wohlweislich für sich.
    Im Übrigen musste sie sich über ihre eigene ungewisse Zukunft Gedanken machen. Sie hatte sich bereits für eine neue Stellung als Erzieherin beworben in der Privatschule, die von Emma Boscastle, Viscountess Lyons in London eröffnet worden war, nachdem sie ihr kleines, exklusives Mädchenpensionat in Schottland geschlossen hatte. Ein erstes Gespräch mit Lady Lyons vor wenigen Wochen war günstig verlaufen. Danach war Eloise zum Tee eingeladen worden, und Lady Lyons hatte ihr versichert, sie in die engere Wahl zu ziehen.
    Vielleicht war es leichtsinnig, alle Hoffnungen auf die Stellung als Lehrerin im vornehmen Institut der Viscountess zu setzen, deren extrem hohe Ansprüche an untadeliges Benehmen und feiner Lebensart allgemein geschätzt wurden. Allerdings war auch Eloise untadeliges Benehmen sehr wichtig, wobei ihre Bemühungen nur allzu oft von ihrem leichtsinnigen, ungestümen Schützling durchkreuzt wurden.
    Bislang war es ihr gelungen, Miss Thorntons Neigung, schädlichen Einflüssen zu erliegen, einen Riegel vorzuschieben. Aber sie lebte in ständiger Angst, Thalia könne sie beide mit ihrem flatterhaften Leichtsinn noch vor der Hochzeit ins Verderben stürzen.
    Eloise wusste sehr wohl um die gefährlichen Fallen, in die ein junges Mädchen tappen konnte, da auch sie einst einem Betrüger auf den Leim gegangen war. Schon deshalb war sie wild entschlossen, Thalia, wenn nötig in Handschellen, vor den Traualtar zu zerren. Für ihre Bemühungen war Eloise vom Baron eine finanzielle Belohnung zugesagt worden, die sie sich redlich verdient hatte. Sir Thomas hatte freilich auch Andeutungen gemacht, er hege die Absicht, sie in seine Dienste zu nehmen, sobald Nachwuchs da wäre.
    Eine grässliche Vorstellung. Eloise würde lieber in Lady Lyons Mädchenpensionat Fußböden schrubben, als eine Schar unerzogener Kinder in einem Haus auf dem Land zu bändigen und sich überdies der Zudringlichkeiten lüsterner Nachbarn erwehren zu müssen, die in einer Kinderfrau leichte Beute witterten.
    Ein scharrendes Geräusch holte sie aus ihren düsteren Grübeleien. Gereizt drehte sie sich um. Thalia war im Begriff, einen kleinen Reisekoffer durchs Zimmer zu ihrem Schrank zu ziehen. Eloise sah ihr eine Weile dabei zu.
    „Was in aller Welt tun Sie da?“
    Thalia ließ sich nicht beirren und antwortete nicht einmal. Wäre Eloise nicht so

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