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Ein bisschen blutig - Neue Gestaendnisse eines Kuechenchefs

Titel: Ein bisschen blutig - Neue Gestaendnisse eines Kuechenchefs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthony Bourdain
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empfindet, wenn er sieht, wie jemand achtlos an einem Steak herumsäbelt, das noch nicht genügend abgehangen ist. Die meisten Leute, die ich kenne und die mit Kochen ihr Geld verdienen, würden stöhnen oder zusammenzucken, wenn sie zusehen müssten, wie sich jemand derart an Lebensmitteln vergeht. Doch meine Freunde regen sich schon gar nicht mehr auf, wenn jemand, der es besser weiß (oder wissen sollte), ein gutes Gericht im Fernsehen massakriert.

    Ich schon. Ich rege mich auf.
    Es ist nicht so, dass ich Guy Fieri nicht mag. Das wurde mir nach dem Ansehen vieler Folgen seiner Kochsendung klar, nach intensiven Sitzungen in meinem persönlichen Aschram und einer erhöhten Dosis an Beruhigungsmitteln. Ich mag es nur nicht - mag es wirklich nicht -, wenn jemand texanisches Barbecuefleisch in ein verdammtes Noriblatt wickelt. Es macht mich wütend, denn es gibt Grillmeister, die es sich zur Aufgabe gemacht haben, eine Schweineschulter genau richtig hinzukriegen - und Sushimeister, die sich allein drei Jahre mit dem Reis beschäftigt haben, bevor sie Hand an den Fisch legen dürfen -, und dann kommt ein Fernsehfuzzi und wirft die beiden Disziplinen fröhlich zusammen wie zwei Schrottkarren bei einem Crashrennen. Eine vorgeschnittene Zwiebel ist nicht in Ordnung - egal, was Rachael oder Sandra den Zuschauern erzählen. Der Mist aus der Dose ist nicht einmal annähernd so gut - und immer teurer - als das, was man frisch und meist genauso schnell selbst zubereiten kann. Es ist … einfach … falsch, etwas anderes zu behaupten.
    Natürlich ist es lächerlich von mir, dass ich im Namen von Fremden beleidigt bin, die meinen Zorn wahrscheinlich völlig daneben finden, peinlich und womöglich verrückt. Ich möchte mich nicht zu ihrem Sprecher ernennen, das kann ich auch gar nicht. Ich sage nur, dass der Mist, der den Lebensmitteln in Kochsendungen angetan wird, eine körperliche Reaktion in einem tief verborgenen Teil meines Gehirns auslöst, der vermutlich noch auf meine Reptilienvorfahren zurückgeht - und das macht mich wütend. Ich möchte dann schlimme Dinge sagen. Wahrscheinlich büße ich jedes Mal ein bisschen Lebenszeit ein.

    Wenn sich Thomas Keller so über die Misshandlung von Lebensmitteln empören würde, könnte man das ja verstehen, schließlich besteht er bekanntlich darauf, die in seinen Restaurants verwendeten Fische in ihrer natürlichen »Schwimmposition« zu lagern. Aber ich? Was für eine Art Befriedigung ziehe ich daraus?
    Für mich ist das eher eine Art Heimsuchung als Ausdruck hoher Ideale.
    Ich sehe mir an, wie Mark Bittman eine perfekte, authentisch zubereitete spanische Paella im Fernsehen verspeist und danach zeigt, wie die Zuschauer das Gericht daheim nachkochen können - in einem Kochtopf aus Aluminium. Da würde ich am liebsten den Kopf durch den Bildschirm rammen und ihm mit einem gigantischen Biss die Schädeldecke aufreißen, die weiche Gehirnmasse mit der Klaue herausschöpfen und sie ihm in sein selbstgefälliges Feuermeldergesicht schmieren. Bei der Vorstellung, dass irgendjemand Catherine Zeta-Jones die perfektionistische Köchin in dem erbärmlichen Film Rezept zum Verlieben abnehmen könnte (vor allem angesichts der lächerlich unbeholfen zubereiteten Gerichte, die aussehen, als wären sie in den Achtzigerjahren gekocht worden), würde ich am liebsten Blut spucken, die Produzenten ausfindig machen und sie langsam zu Tode treten. (Umso schlimmer, dass der verdammte Film das Remake des exzellenten deutschen Films Bella Martha ist.) Wenn Gordon Ramsay bei In Teufels Küche so tut, als hätte der kriminell unfähige, kränkelnde Kretin vor ihm je eine Chance, auch nur drei Minuten als »Küchenchef in Gordon Ramsays neuem Restaurant« durchzuhalten (denn das ist der vermeintliche große Preis für den Sieger im
Finale), bin ich unerklärlicherweise in Gordons Namen wütend. Obwohl er eine Viertelmillion Dollar mit jeder Folge verdient - und nach allem, was man hört, sehr zufrieden ist.
    Wenn ich den ätzenden »Kwanzaa Cake«-Clip auf You-Tube sehe, in dem Sandra Lee mit einem im Laden gekauften Angel Food Cake, Zuckerguss aus der Dose und frittierten Maiskörnern aus der Packung seltsame Dinge anstellt, ist das für mich nicht das unbeabsichtigt komische Video, das es eigentlich sein sollte. Stattdessen drehe ich im Namen der Menschheit fast durch. Ich - kann - einfach - nicht - anders.
    Ich wünschte, ich würde so hoch in den Wolken schweben, dass ich irgendwie glauben könnte, ich

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