Ein Blick sagt mehr als 1000 Worte
waren, hatte er keine Reaktion gezeigt, doch als er jetzt die Sonnenbrille abnahm, war Gina erschrocken über seine leblosen Augen.
„Feuer ist eine zerstörerische Macht“, erwiderte er hart. „Es kennt keine Gnade und verschlingt alles. Nichts als das bleibt übrig.“ Er trat gegen einen unförmigen verkohlten Klumpen. Asche stob in die Luft, seine Hose und Schuhe wurden schwarz vor Ruß. Er schien es nicht einmal zu bemerken.
Gina spürte seine Anspannung und legte eine Hand auf seinen Arm. „Die Feuerwehrleute sagten, die Gebäudestruktur sei intakt geblieben. Im Moment sieht es schlimm aus, aber das kann alles wieder hergerichtet werden.“
Er lachte bitter auf. „Sicher, alles wieder proper und blitzblank, so als wäre nie etwas geschehen.“
„Das ist doch gut, oder?“ Sie versuchte seine seltsame Stimmung zu verstehen. „In sechs Monaten wird sich niemand mehr an den Brand erinnern.“
Lanzo schüttelte den Kopf und trat von ihr weg. Ihre Hand rutschte von seinem Arm. „Manche Dinge lassen sich nicht so leicht vergessen. Es gibt Erinnerungen, die einen auf ewig heimsuchen.“
„Was meinst du?“
„Unwichtig.“ Er drehte sich zu ihr um, die Sonnenbrille saß wieder fest an ihrem Platz. Er schüttelte sich leicht, so als müsse er sich zusammennehmen, dann lächelte er Gina an. „Ich rede unsinniges Zeug, cara . Das ist einfach nur der Ärger über den Schaden. Lass uns zum Hotel zurückgehen. Du hast sicher mit dem Jetlag zu kämpfen, oder?“
Vielleicht war es ja Lanzo, den die Hektik der letzten Stunden und der Zeitunterschied mitnahmen. Zum ersten Mal, seit sie beide ein Paar waren, zog er sie nicht an sich, als sie sich schlafen legten, sondern rollte sich auf die Seite und drehte ihr den Rücken zu.
Auch in den nächsten Tagen blieb er distanziert und geistesabwesend. Wenn sie sich liebten, dann war der Sex leidenschaftlich wie immer, dennoch fehlte die Seelenverbundenheit, die Gina in der Zeit in Saint-Tropez zwischen ihnen gefühlt hatte.
Lanzo gab sich charmant wie üblich, doch unter seiner Unbekümmertheit lagen eindeutig Schatten. Er erinnerte Gina jetzt an den Mann, der damals vor zehn Jahren nach Poole gekommen war, und nicht zum ersten Mal vermutete sie, dass etwas in seiner Vergangenheit passiert sein musste, über das er nicht reden wollte.
Zwei Wochen blieben sie in New York, Lanzo regelte alles Notwendige, was mit dem Brand zusammenhing. Am Sonntag, einen Tag vor dem Abflug, war Lanzo bereits vollständig angezogen, als Gina morgens aufwachte.
„Ich wollte den Tag außerhalb der Stadt verbringen, in einem kleinen Ort in der Nähe der Küste, knapp sechzig Meilen von hier. Möchtest du mitkommen?“
Sie strich sich das wirre Haar aus dem Gesicht und schaute ihn ungläubig an. Wie konnte er so hellwach und voller Energie sein, obwohl sie sich letzte Nacht ungestüm geliebt und kaum geschlafen hatten? „Ja, sicher.“ Es war unerträglich heiß in der Stadt. Eine kühle Brise an der Küste würde ihnen guttun. „Wann willst du los?“
„In zwanzig Minuten.“ Er grinste über ihre entrüstete Miene. „Nun, da ich dich heute Nacht so beschäftigt gehalten habe, will ich großzügig sein und dir eine halbe Stunde zugestehen.“
Zwei Stunden später sah Gina über das Flugfeld und drehte sich dann wieder zu Lanzo. „Du bist hierhergekommen, um Fallschirm zu springen?“
„Aber natürlich, cara . Es gibt nichts Besseres, als sich in zehntausend Meter Höhe aus einem Flugzeug fallen zu lassen. Wenn du willst, können wir auch Tandem springen.“
„Nein danke, ich passe. Mein Leben ist mir zu wertvoll.“ Sie nahm die Sonnenbrille ab und musterte ihn. „Powerboote, Skydiving, das schwere Motorrad, das du in Positano fährst … manchmal habe ich den Eindruck, dir liegt nicht allzu viel an deinem .“
Er dagegen behielt seine Sonnenbrille auf, sodass seine Augen nicht zu sehen waren. „Das Leben macht mehr Spaß, wenn es ein paar Risiken enthält.“ Er zuckte lakonisch mit den Schultern. „Ich habe keine Angst vor dem Tod.“
„Nein.“ Ihr Gefühl sagte ihr, dass er es ernst meinte. „Nur davor, einem anderen Menschen zu nahe zu kommen.“ Es frustrierte sie, dass sie nur den Mann kannte, den er sie sehen lassen wollte. Seine innersten Gedanken verriet er nicht. „Dir macht es nichts aus, wenn du Leib und Leben riskierst, aber deine Emotionen setzt du keiner Gefahr aus.“
An seinem harten Kinn erkannte sie, dass sie zu weit gegangen war.
„Du weißt
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