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Ein Blick sagt mehr als 1000 Worte

Ein Blick sagt mehr als 1000 Worte

Titel: Ein Blick sagt mehr als 1000 Worte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chantelle Shaw
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müssen doch hungrig sein.“
    Im Gegenteil, ihr war vage übel. „Später, wenn ich richtig wach bin. Wo ist Lanzo?“
    „Im Garten.“ Daphnes Lächeln wankte. „Er verbringt viel Zeit im Garten. Er mag es nicht, wenn man ihn dann stört.“ Sie warf einen schnellen Blick auf Gina. „Aber sicher wird er nichts dagegen haben, wenn Sie ihn suchen gehen. Kommen Sie, ich zeige Ihnen, wie Sie dorthin gelangen.“
    Gina folgte der Haushälterin. In der Halle blieb sie vor zwei lebensgroßen Porträts stehen. „Sind das Lanzos Eltern?“ Sie studierte das Paar mittleren Alters auf dem einen Bild. Die Ähnlichkeit zwischen Lanzo und dem Mann auf dem Gemälde war nicht zu verkennen. Die elegante Frau, die an seiner Seite stand, hatte ein warmes Lächeln und freundliche Augen.
    „Sì.“ Daphne nickte, gab aber keine weiteren Erklärungen ab, sondern steuerte die Küchentür an.
    „Wer ist die junge Frau auf dem anderen Gemälde?“ Bildete sie sich das nur ein, oder war die Haushälterin zusammengezuckt?
    Wie in Zeitlupe drehte Daphne sich um. „Das war Lanzos fidanzata “, antwortete sie tonlos.
    Lanzos Verlobte! Die Wände schienen sich um Gina zu drehen, genau wie heute Morgen, als sie aufgestanden war. Glücklicherweise war der Anfall schnell vorbei, nur der dumpfe Schmerz hielt sich. Es war eine schockierende Neuigkeit, dass ausgerechnet Lanzo, der vor jeder emotionellen Bindung zurückschreckte, einmal verlobt gewesen war.
    Gina starrte auf das Bildnis der jungen Frau. „Schön“ reichte nicht aus, um sie zu beschreiben. Sie hatte feine Züge und mandelförmige Augen, schimmernde dunkle Locken fielen ihr um die schmalen Schultern. Schüchtern lächelte sie den Betrachter von dem Bild herunter an, ein Mädchen, an der Schwelle zur Frau. Ginas Herz zog sich schmerzhaft zusammen, als sie sich fragte, ob Lanzo diese junge Frau geliebt hatte.
    „Wo ist sie jetzt? Warum hat Lanzo sie nicht geheiratet?“, fragte sie die Haushälterin mit gerunzelter Stirn.
    „Sie ist tot.“ Daphne sah zu den Bildern hin. „Sie alle sind tot. Lanzo redet nicht darüber“, setzte sie noch grimmig hinzu und verschwand in der Küche.
    Gestern war Gina die hohe Mauer aufgefallen, die an der Seite der Villa entlanglief. Als sie jetzt durch das Tor trat, hielt sie erstaunt den Atem an und sah sich mit großen Augen um. Sie stand in einem stillen Garten von atemberaubender Schönheit. Bunte Blumenbeete lagen wie Inseln in üppig grünen Rasenflächen, über gepflegte Kieswege spannten sich Kletterrosen. Springbrunnen plätscherten, Goldfische tummelten sich in Teichen, und am Horizont erstreckte sich das azurblaue Meer.
    Wenn es ein Paradies gibt, dann muss es so aussehen, dachte Gina und atmete tief den schweren Lavendelduft ein. Nur das Summen der Bienen und das Plätschern der Brunnen war in der himmlischen Stille zu hören.
    Es dauerte zehn Minuten, bevor sie Lanzo gefunden hatte. Er saß am Rand eines Teichs und beobachtete die Fische dabei, wie sie durch die Seerosen schwammen.
    „Daphne meinte, ich würde dich im Garten finden.“ Unsicher blieb sie bei dem Jasminbusch stehen, als er sie kommen hörte und den Kopf hob. „Sie hat auch gesagt, dass du nicht gern gestört wirst. Wenn ich also besser wieder gehen soll …“
    Sie wünschte, sie wüsste, was er jetzt dachte. Zwar verdeckte die Sonnenbrille seine Augen, aber sie spürte, dass er mit den Gedanken meilenweit entfernt war – vielleicht bei seiner schönen Verlobten?
    Ihr Herz zog sich zusammen, sie verachtete sich für ihre Eifersucht. Das schöne Mädchen auf dem Bild musste einen tragischen Tod gestorben sein. Aber natürlich konnte sie nicht sicher sein, da Lanzo ja nie darüber gesprochen hatte.
    „Ich möchte nicht, dass du gehst.“ Es schien, als würde er sich nur mit Anstrengung wieder in die Wirklichkeit zurückziehen. „Was hältst du von meinem Garten?“, fragte er lächelnd.
    „Es lässt sich nicht beschreiben. Inmitten all dieser Blumen zu stehen, unter den Bäumen … es ist wie ein Stückchen Himmel auf Erden.“ Sie wurde rot. Sicher würde er sich jetzt über sie lustig machen.
    Eine Weile sagte er nichts. Dann: „Genau das habe ich auch zu erschaffen versucht. Ein kleines Paradies, abgeschottet von der hektischen Welt. Ein Ort, an dem man Frieden finden kann.“
    Mit angehaltenem Atem wartete Gina darauf, dass er etwas über das Mädchen auf dem Bild sagen würde, vielleicht, wie sie und seine Eltern gestorben waren. Doch es folgte keine

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