Ein Blick sagt mehr als 1000 Worte
und starrte schweigend in die grünen Tiefen des Teichs.
In den Blumenbeeten wiegten sich die gelben Köpfe der Narzissen in der lauen Frühlingsbrise. Durch das zarte Grün der Büsche und Bäume glitzerte das Blau des Meeres. Ganz plötzlich kam Frieden über Gina. „Es ist wunderschön hier.“
„Der Garten ist auf dem Grundstück angelegt, auf dem das Haus meiner Eltern stand“, hob Lanzo mit rauer Stimme an und kämpfte mit den Gefühlen, die in ihm tobten. „Durch ein Feuer brannte es bis auf das Fundament herunter. Meine Eltern und meine Verlobte konnten sich nicht aus den Flammen retten.“
„Großer Gott!“ Ihr schwindelte. Als Daphne von einem Unglück sprach, hatte Gina sich automatisch einen Autounfall auf den kurvigen Küstenstraßen vorgestellt. Der Ausgang wäre nicht anders gewesen, aber in einem lichterloh brennenden Gebäude zu sterben … „Wie ist das passiert?“
Er drehte ihr das Gesicht zu, und der Atem stockte ihr. Sie hatte geglaubt, er wäre zu Emotionen, wie andere Menschen sie empfanden, nicht fähig. Doch als sie seine schmerzverzerrte Miene sah, wurde ihr klar, wie sehr sie sich geirrt hatte.
„In jener Nacht gab es ein Gewitter. Der Blitz schlug ein. Es war ein altes Haus, noch im siebzehnten Jahrhundert gebaut. Innerhalb von Minuten hatten die Flammen das obere Stockwerk, wo meine Eltern und Cristina schliefen, eingeschlossen.“ Er musste sich räuspern. „Sie hatten nicht die geringste Chance.“
„Du warst also nicht hier, als das Feuer ausbrach?“, vermutete Gina.
„Nein.“ Seine Stimme klang rau wie Sandpapier. „Und das habe ich mir nie verziehen. Ich hätte hier sein müssen. Cristina hatte mich angefleht, nicht auf Geschäftsreise zu gehen.“ Er schloss die Augen, als die Erinnerungen ihn überwältigten. „Sie hatte mir gerade gesagt, dass sie schwanger sei.“
Er verzog gequält den Mund, als Gina den leisen Aufschrei nicht zurückhalten konnte. „Ich schäme mich noch heute für meine Reaktion. Wir beide waren noch so jung, wir hatten abgemacht, dass wir mit der Familiengründung noch warten sollten, weil ich mich darauf konzentrieren wollte, alles für die Leitung von Di Cosimo Holdings zu lernen, wenn mein Vater sich zur Ruhe setzte. Ich war noch nicht bereit, Vater zu werden“, gestand er und holte schwer Luft. „Ich rannte davon wie ein trotziges Kind. Sobald ich in Schweden ankam, kehrte auch die Vernunft zurück. Ich wusste, wir würden es schaffen, wusste, dass ich unser Kind lieben würde. Ich wollte die Meetings so schnell wie möglich hinter mich bringen und nach Positano zurückkehren, um Cristina sagen zu können, dass ich mich auf unser Baby freute. Doch als ich am nächsten Vormittag am Flughafen in Neapel ankam, war es schon zu spät, um ihr noch irgendetwas zu sagen“, schloss er grimmig.
„Du konntest doch nicht ahnen, dass dieses Unglück geschehen würde“, meinte Gina leise. „Du darfst dir nicht die Schuld dafür geben.“
Er mahlte mit den Zähnen. „Das tue ich aber. Cristinas Vater überbrachte mir die Nachricht, als er mich am Flughafen in Empfang nahm. Wäre ich zu Hause geblieben, hätte ich sie vielleicht alle retten können.“
„Oh Lanzo. Es tut mir so leid.“ Worte klangen so banal. Impulsiv schlang Gina die Arme um ihn. Einen Augenblick lang rührte er sich nicht, dann hob er eine Hand und schob die Finger in ihr Haar.
„Cristina und ich kannten uns von Kindheit an, wir wuchsen zusammen auf. Ich hatte ihr versprochen, dass ich immer auf sie aufpassen würde. Wäre ich nicht abgereist, weil ich Abstand brauchte, wäre sie vielleicht noch am Leben. Ich habe sie und das Kind, das sie gerade erst empfangen hatte, im Stich gelassen. An ihrem Grab habe ich ihr versprochen, dass nie eine andere ihren Platz in meinem Herzen einnehmen wird.“
Gina verstand jetzt, warum er sie nicht lieben konnte, doch dadurch wurde es nicht leichter, den Kummer zu ertragen. Lanzo hatte die Trauer um die Menschen, die er geliebt und verloren hatte, nie verarbeitet, sondern den Schmerz einfach tief in sich vergraben. Kein Wunder, dass er sich keine Gefühle erlaubte. Es musste schwer für ihn gewesen sein, sein Herz für seine Tochter zu öffnen, aber er liebte Andria und wollte ihr ein Vater sein.
Nach all dem Leid, das er erfahren hatte … wie könnte sie ihm da seine Tochter vorenthalten? Doch wie sollte sie ihn heiraten können, wenn sein Herz auf immer dem Mädchen gehörte, das ihn jeden Tag in der Halle mit seinem stillen
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