Ein Bodyguard zum Heiraten?
ihre Hand, die von seiner gehalten wurde. „Was … was war denn das?“, flüsterte sie.
Tief in sich wusste er es, obwohl er es nicht wahrhaben wollte. Dafür war es einfach zu unlogisch. Ein Phänomen, an dessen Existenz er einfach nicht glauben wollte, nicht glauben konnte. Und dennoch – es hatte sich genauso angefühlt, wie sein Großvater es ihm beschrieben hatte. Genauso, wie seine Eltern es geschildert hatten. Auch seine Cousins hatten behauptet, es wäre ihnen widerfahren. Und er hatte gehofft, bei ihm würde es nie passieren.
„Das … das war unglaublich“, stieß er hervor.
„Téa?“, fragte Madam besorgt. „Téa, ich habe dich gefragt, ob alles in Ordnung mit dir ist.“
Sie riss ihre Hand von Luc los und wandte sich ihrer Großmutter zu. „Ja, mir geht’s gut. Ich wurde ein bisschen unsanft behandelt, aber ich bin nicht verletzt.“
Luc kniff die Augen zusammen. Unsanft behandelt? Was soll denn das heißen? Schließlich war er ihr wie ein Held zur Seite gesprungen, um sie zu retten!
Aber bevor er dazu etwas sagen konnte, halfen ihr einige Passanten, ihre Habseligkeiten aufzusammeln, die sie mit großer Sorgfalt wieder in ihrem Aktenkoffer und ihrer Umhängetasche verstaute. Das Begehren, das ihn gerade eben noch überwältigt hatte, verflüchtigte sich – zumindest so weit, dass er sich ebenfalls bückte und ihre drei Handys aufhob. Eins klingelte unablässig.
Madam war den Tränen nahe, und auch Nonna blickte sorgenvoll drein. Nur Téa schien von dem Geschehen seltsam unberührt zu sein.
Luc hingegen fiel es schwer, überhaupt einen klaren Gedanken zu fassen. Er wünschte sich, all das wäre nicht passiert. Sein ganzer Körper schmerzte, vor allem sein Knie und seine Hüfte. Ihn verwirrte, dass es dieser Téa offenbar überhaupt nicht bewusst war, welcher Todesgefahr sie gerade entronnen war. Was war denn das für eine Traumtänzerin? Dazu noch diese plötzliche Erregung, als er ihre Hand berührt hatte – das gefiel ihm überhaupt nicht.
Schnell entschlossen drängte er die drei Frauen ins Café. Als sie sich alle gesetzt hatten, winkte er den Kellner heran und bestellte für die Damen Kaffee – und für sich ein Bier. Etwas Stärkeres wäre ihm lieber gewesen, am liebsten hätte er eine Handvoll Schmerztabletten mit einem großen Whisky hinuntergespült. Aber weil das Café keine Spirituosen führte, musste halt Bier ausreichen.
„Wie gut, dass Sie zur Stelle waren, um Téa vor diesem verrückt gewordenen Taxifahrer zu retten“, merkte Madam an.
Mit vorwurfsvollem Blick musterte Luc Téa. „Würde Ihre Enkelin nicht mitten auf dem Zebrastreifen ans Handy gehen, bräuchte sie sich auch keine Sorgen um wild gewordene Taxifahrer zu machen.“
Téa lächelte. „Inzwischen weiß ich ja, dass Sie mich angerufen haben. Das heißt – die Schuld liegt bei Ihnen.“
„Bei mir? Ich habe mich wohl verhört!“ Der Kellner kam mit den Getränken und senkte den Blick, als er Lucs gereizte Stimme hörte. „Wieso soll ich schuld daran sein, dass Sie mitten auf dem Zebrastreifen einer belebten Straße Anrufe entgegennehmen?“
„Hätten Sie mich nicht angerufen …“
„Was nicht nötig gewesen wäre, wenn Sie pünktlich gewesen wären …“
„… hätte ich auch nicht mitten auf dem Zebrastreifen ans Handy gehen müssen.“
„Wie gesagt, wären Sie pünktlich gewesen, hätte ich Sie nicht anrufen müssen. Aber gern geschehen, nichts zu danken.“
Ungeduldig bedeutete Luc dem Kellner, die Getränke abzustellen. Unterwürfig nahm der Mann die Essensbestellung der vier entgegen und ging schnell wieder.
„Nichts zu danken?“, wiederholte Téa.
Sie blinzelte, als ihr plötzlich bewusst zu werden schien, dass sie noch ihre verbogene Lesebrille aufhatte. Schnell nahm sie sie ab und setzte dann ihr freundlichstes Lächeln auf. Was sie völlig veränderte. Eben noch war sie nur hübsch gewesen – jetzt war sie atemberaubend.
Eine gewaltige Erregung erfasste ihn. Der Wunsch, einfach mit ihr an einen geheimen Ort zu entschwinden, wurde stärker als zuvor. Schnell trank Luc einen großen Schluck Bier, in der Hoffnung, es würde die Flammen der Leidenschaft löschen. Doch das Gegenteil war der Fall. Nur ein Gedanke beherrschte ihn: Wie konnte er sie aus dieser langweiligen Runde loseisen und mit ihr verschwinden? Was sich zwischen ihnen aufgebaut hatte, schrie nach Erfüllung. Nach mehrmaliger Erfüllung, wenn nötig. So oft, bis das Begehren nachließ und er wieder klar denken
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