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Ein Bündel Geschichten für lüsterne Leser

Ein Bündel Geschichten für lüsterne Leser

Titel: Ein Bündel Geschichten für lüsterne Leser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henry Slesar
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schicken: Miss Maude Sheridan, c/o Dr. Ernest Comper, 1601 Park Avenue.« Dann schloss sie die Tür, drehte das Licht aus und ging. Die ganze Geschichte hatte keine fünf Minuten gedauert.
    Sie ging direkt zu Jimmys Wohnung in der i2th Street, einer kahlen und unfreundlichen Wohnung in einem verkommenen Sandsteingebäude. Er schien den Versuch zu machen, keine allzu große Freude zu zeigen, als er den dicken Umschlag in ihrer Hand entdeckte; aber ganz konnte er seine Freude doch nicht verbergen. »Bitte« sagte sie. »Aber bringe die Akten nicht durcheinander; es sind zwar größtenteils nur Notizen, und mit einigen wirst du nichts anfangen können. Aber bitte, Jimmy, bringe sie nicht durcheinander; das ist schrecklich wichtig.«

    »Als wüsste ich es nicht selbst«, sagte er grinsend. »Er soll doch nichts merken, oder?«
    »Das wollte ich damit nicht sagen. Aber sie gehören Dr. Cowper; und er braucht sie dringend für seine Arbeit.«
    »Verzeihung«, erwiderte er zerknirscht. »Ich werde schon aufpassen, Liebling – glaube mir.«
    Sie ging los und kaufte Lebensmittel in einem Geschäft an der Ecke: tiefgefrorene Steaks und fertige Pommes frites. Sie kochte ihm das Abendessen und genoss das Gefühl der Häuslichkeit, das sie dabei überkam. Aber Jimmy war zu beschäftigt, um es zu würdigen. Als sie die winzige Küche aufräumte, lag er mit den häufig fast nicht zu entziffernden Notizen Dr. Cowpers auf dem Sofa und studierte sie eifrig bis gegen Mitternacht. Erst dann brach er sein Schweigen mit einem freudigen Aufschrei.
    »Hier ist es – das ist das Richtige!« rief er. »Der Fall mit den Buchstaben M.J.H. Wer ist das?«
    »Er heißt Harrison. Martin Harrison. Und er ist Versicherungsstatistiker oder so ähnlich. Ich – ich nehme an, dass er ziemlich wohlhabend ist. Aber außerdem ist er ein ausgesprochen unglücklicher Mensch, Jimmy. Mache es nicht noch schlimmer...«
    Er lächelte. »Meiner Ansicht nach klingt das alles gar nicht so unglücklich. Ich finde, er lässt es sich ziemlich gut gehen – mit dieser Freundin, die er hat. Siebzehn Jahre alt! Und wie alt ist er? Vierundfünfzig?« Er zog die Stirn kraus, als er ihren Gesichtsausdruck sah. »Was ist denn los, Schatz? Hast du das nicht gewusst?«
    »Nein. Dr. Cowper hat mir zwar von Mr. Harrison erzählt, aber davon hat er nie etwas gesagt. Er hat nur gesagt, dass dieser Mann ein ernsthaftes Problem hätte...«
    »Das Problem ist er selbst«, sagte Jimmy lachend. »Am meisten für seine Frau. Nur dass sie nichts davon weiß, verstehst du? Das steht hier in den Notizen. Ich habe genug gelesen, um mir ein Bild machen zu können. Er hat sich eine Freundin zugelegt und sorgt sich jetzt krank, dass seine Frau es merken könnte. Aber sitzenlassen kann er sie auch nicht, denn dazu bedeutet sie ihm zuviel. Stell dir bloß vor: ein alter Kauz wie der...«
    »Hör auf, Jimmy!«
    »Ich weiß, dass es nicht gerade hübsch ist, Maude. Aber ein Kerl wie der – tut er dir denn wirklich leid?«
    »Ja.«
    Bewunderndschüttelte er den Kopf. »Du bist zauberhaft, Maude, weißt du das eigentlich? Wahrscheinlich ist das auch der Grund, dass ich dich so liebe. Selbst über einen verrückten Hund würdest du dir noch Gedanken machen?« Er begann, die Unterlagen wieder in den Aktenordner zu legen. »Aber das ist der richtige Mann, Schatz. Das ist der, den ich brauche. Martin J. Harrison.«
    Er holte sich das Telefonbuch und sah unter dem Buchstaben H nach. Dann fand er, was er suchte, und notierte sich die Adresse auf einem Stück Papier, das er aus der Brieftasche geholt hatte. Schließlich legte er die Akten des Dr. Cowper wieder ordentlich zusammen und schob sie in das Geschäftskuvert. »Morgen kannst du sie wieder zurückbringen«, sagte er, »wenn du rechtzeitig da bist, wird der Doktor gar nicht merken, dass sie weg waren. Siehst du? Habe ich mein Versprechen gehalten? Hast du gemerkt, wie einfach alles war?«
    »Ja«, erwiderte Maude unglücklich. »So einfach...«
    Am Wochenende sah sie Jimmy nicht; ihr einziger Kontakt bestand am Samstagnachmittag in einem Telefongespräch.
    »Ich habe diesen Mr. H. angerufen«, sagte er mit verhaltener Stimme. »Es klappt alles, Schatz.«
    »Jimmy, bitte, überlege es dir noch einmal...«
    »Ich habe lange genug darüber nachgedacht, Maude. Wenn dieses Wochenende vorüber ist, ist alles erledigt, und dann werde ich das sein, was du von mir erwartest.«
    »Dieses Wochenende?«
    Er senkte seine Stimme.
    »Es hat keinen Sinn, es

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