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Ein Cottage zum Verlieben: Roman (German Edition)

Ein Cottage zum Verlieben: Roman (German Edition)

Titel: Ein Cottage zum Verlieben: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Addison
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fort und erzählt jedem, der es hören will, die Geschichte von Great Yarmouth. Selbst vor Geschichten von der Heringflotte und Ferienlagern schreckt er nicht zurück.
    Gott, ich wünschte, ich hätte einen MP3 -Player! Aber vielleicht hat mein Handy hier ja Empfang! Ich schalte es ein und sofort ertönt das Signal, dass ich eine SMS erhalten habe, und das Bild eines Briefumschlags erscheint auf dem Display. Eine Nachricht von Chris. Ich bin ganz aufgeregt. Mir ist klar, dass man sich in SMS kurzfassen muss, aber die Nachricht hier ist wirklich seltsam. »Gezogenes Garn, festgezurrt, ein Stich, ein Sprung.« Schneller als ich gucken kann, steht plötzlich Jim so dicht vor mir, dass ich jede einzelne seiner Sommersprossen erkennen kann. Wie ein unartiger Schüler schalte ich verstohlen mein Handy wieder aus.
    Der Bus fährt die Golden Mile entlang, doch der Strand sieht alles andere als »golden« aus. Im leichten Dauerregen eines bewölkten englischen Sommertages sieht hier alles eher nach sehr viel Matsch als nach Gold aus.
    »Ach, ich liebe es, am Meer zu sein!«, verkündet Jim freudestrahlend. Gott sei Dank sind wir endlich am Ziel angelangt!
    Schließlich versammeln wir uns unter den Sonnensegeln, dem preisgekrönten Eingang des Museums. Eine ziemlich zerzaust aussehende Dame kommt uns durch die Glastür entgegengelaufen. »Herzlich willkommen im Museum!«, ruft sie. »Mein Name ist Nicole, ich bin die Direktorin. Ihre Schüler scheinen schon sehr aufgeregt zu sein.«
    »Ähm, das sind sie auch«, erwidere ich. Dabei spare ich mir den Hinweis, dass sie aufgeregt sind, weil sie nicht im College sein müssen, und nicht, weil sie heute im Museum sind. Und dass eigentlich nur ich diejenige bin, die die große Britische Kunstausstellung sehen will, insbesondere, nachdem mein letzter Besuch hier in Begleitung von Pam ein so jähes Ende gefunden hat.
    »So, Leute«, rufe ich die Schüler zur Ordnung. »Wir gehen jetzt in die Galerie hinein.«
    »Und leider können die Ausstellungsstücke nicht angerührt oder verschoben werden. Auch Blitzlicht ist nicht erlaubt«, flüstert Nicole beinahe entschuldigend.
    »Ihr werdet zeichnen, was ihr seht«, erkläre ich und komme mir ziemlich gemein vor.
    Amy zappelt vor Aufregung. Leon dagegen hampelt herum, weil er nicht mehr stillstehen kann, während Jim sich schon dem Eingang nähert wie jemand, der sich für den Winterschlussverkauf in die Warteschlange einreiht.
    Jim schafft es als Erster in den Ausstellungsraum. Er fummelt an ein paar ganz verschiedenen Haushaltsgegenständen herum und nimmt sogar ein Ausstellungsstück in die Hand. Der Aufseher erhebt sich von seinem Platz und mustert mich noch einmal eindringlich. Bitte mach, dass er mich nicht erkennt! Hoffentlich erinnert er sich nicht an den verregneten Ostermontag, als ich mit Pam hier war und sie einen ihrer Anfälle hatte! Doch glücklicherweise stürzt Nicole auf Jim zu und erklärt ihm noch einmal, dass die Ausstellungsstücke, und in diesem Fall jene Installation, nicht angefasst oder bewegt werden dürfen.
    Der Morgen vergeht wie im Fluge, und die Schüler sind glücklich. Auch ich bin froh, vielleicht, weil ich nicht jeden Augenblick damit rechnen muss, dass mir Curtis Lampard über die Schulter schaut und Kritik übt. Außerdem finde ich den Gedanken recht aufregend, dass ich keine Ahnung habe, was bei dem Arbeitsauftrag an die Schüler herauskommen wird. Manchmal sollte das Lernen eher wie das Erschaffen von Kunst sein, bei dem man einfach verschiedene Dinge ausprobiert, ohne die ewigen Kontrollkästchen, in denen die Ergebnisse festgehalten werden. Ist das nicht wahrer Ideenreichtum?
    Nachdem ich eine ganze Weile lang das Ausstellungsstück von Tracy Emin betrachtet habe, schwirren mir im Kopf Dutzende Ideen umher, wie ich größere Botschaften auf meine Stoffarbeiten nähen könnte. Allerdings bin ich dabei natürlich nicht kühn und wagemutig genug, um ihre Bandbreite von Kraftausdrücken zu benutzen.
    Heimlich mache ich einen Abstecher ins Café, wo ich mir etwas gönne. Das nenne ich Leben! Ich genehmige mir ein Gemüse-Panini und einen Latte macchiato, wobei es mich auch nicht stört, dass das Panini keinerlei Ähnlichkeit mit dem auf der Speisekarte abgebildeten verlockenden Foto hat. Ich greife nach einem Flyer des Museums, den jemand in die Speisekarte gesteckt hat, und überfliege die Liste der geplanten Abendlesungen und -Veranstaltungen. Wie kultiviert, denke ich, als mein Blick auf Hannelores

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