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Ein Cottage zum Verlieben: Roman (German Edition)

Ein Cottage zum Verlieben: Roman (German Edition)

Titel: Ein Cottage zum Verlieben: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Addison
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anders.«
    Adi küsst mich auf die Wange, was mich jetzt richtig beunruhigt, da er mir gegenüber schon wochenlang keine Zuneigung mehr gezeigt hat. Wollte er etwa heimlich für ein frühes Rendezvous am Morgen aufbrechen? Vielleicht ist das der Grund, warum er so wütend ist?
    »Lilly und Daisy, seid ihr fertig? Wir müssen los!«, rufe ich die Mädchen, nachdem ich mich angezogen habe.
    »Heute feiern wir den ersten Mai«, erklärt Lilly. »Da werden wir um den Maibaum tanzen!«
    Ich schalte das Radio an und bringe die Küche im Eiltempo wieder auf Vordermann. Wenn ich es schaffe, vor der Schule und dem Hort alles aufzuräumen, kann ich den ganzen Tag nähen. Die Stimme des Nachrichtensprechers wird sehr ernst und düster.
    »Erdbeben letzte Nacht in Mexiko … Tausende Tote vermutet …« Schnell schalte ich das Radio wieder aus. Angesichts dieser Ereignisse, bei denen es wirklich um Leben und Tod geht, wird mir klar, wie kleinlich und belanglos doch eben meine Verärgerung über Adi war.
    Nachdem ich die Kinder abgesetzt habe, hole ich mein Fahrrad aus der Garage. Erst bürste ich die Spinnweben weg, bevor ich dann einen Korb mit meinen Nähutensilien fülle und zum Kirby-St.-Mary-Gemeindehaus losradele. Wenn ich mit dem Rad zum Nähkurs fahre, werde ich vielleicht ein wenig fitter, und obendrein freut sich dann die Umwelt. Mein schlichter blauer Rock aus den Fünfzigerjahren bläht sich auf und sieht aus, als würde ich Knickerbocker tragen. Ich radele an ganzen Feldern von Glockenblumen und Wilder Möhre vorbei. Es fühlt sich vollkommen unwirklich an – alles ist zu schön und gleicht eher einer Filmkulisse. Mein Rock passt wunderbar zu dem wolkenlosen blauen Himmel.
    Plötzlich erinnere ich mich wieder an den Nachrichtenausschnitt über all das Leid und die Not durch das Erdbeben in Mexiko, was sich aber ebenso unwirklich anfühlt. Irgendwie schaffe ich es nicht, all diese Einzelheiten meines Lebens übereinzubringen. Bald schon drehen sich meine Gedanken um die sehr viel realistischere Tatsache, die ich gerade am eigenen Leib erlebe. Nämlich, dass Norfolk alles andere als eine ebene Landschaft ist, wenn man mit dem Fahrrad unterwegs ist. Schließlich halte ich an, steige ab und schiebe die letzten fünf Minuten der Wegstrecke das Rad.
    Ich schwitze und fühle mich wie vom Wind gepeitscht, als ich endlich am Kirby-St.-Mary-Gemeindehaus ankomme. Zwar bin ich noch später dran als sonst, doch ich platze beinahe vor Stolz, dass ich geradelt bin.
    »Ist alles in Ordnung mit Ihnen, Laura?«, ruft mir René zu. »Ihr Gesicht ist ganz rot.«
    »Tatsächlich?« Meine Wange ist so heiß wie bei Lilly oder Daisy, wenn sie eine Grippe ausbrüten.
    Ich setze mich hin und krame meine Nähutensilien heraus. Die Damen um mich herum unterhalten sich gerade über ihre Gärten und das tolle Wetter.
    »Ist es nicht schrecklich, was da in Mexiko passiert ist? Ich werde auf jeden Fall einen Scheck an eine Hilfsorganisation für Kinder schicken«, erklärt Joyce dann plötzlich so laut, dass wir alle es mitbekommen.
    »Vielleicht bringe ich das Frauenkomitee dazu, am Samstag einen Kuchenstand zu organisieren«, schlägt René vor. Kurz darauf nähen aber alle weiter und unterhalten sich wieder über den Anbau von Salat im eigenen Garten und einen Besuch im Wald, wo gerade der Fingerhut in voller Blüte steht.
    Hannelore kommt zu mir. »Sie lernen schnell«, stellt sie fest. »Haben Sie zuhause geübt?«
    »Natürlich. Ich bin schon in aller Herrgottsfrühe aufgewacht und habe ab da genäht. Haben Sie sich eigentlich schon einmal gefragt, wie wichtig all dies hier ist?«, frage ich sie und setze den letzten Stich des Ypsilons, womit Lillys neuer Turnbeutel nun fertig ist. »Sie wissen schon, im größeren Zusammenhang? Insbesondere dann, wenn man die Nachrichten hört?«
    »Aha, die Philosophie des Nähens«, erwidert Hannelore und rückt einen Stuhl näher heran. »Ganz gleich, wohin ich gereist bin, so habe ich doch jedes Mal wieder erfahren, dass die Kleidung, die wir tragen, und die Art, wie wir unsere Heime möblieren und ausstatten, zwei der Hauptbeschäftigungen sind, die uns alle miteinander verbinden. Und das, was uns miteinander verbindet, ist wichtig. Und manchmal passiert es sogar, dass unsere Hauptbeschäftigungen unerwartete Ergebnisse produzieren. Sie wissen ja, dass Peter seine Zeit damit verbringt, die Größe von Zelten abzumessen, deren Bau zu erforschen und zahllose Details zum Thema Zelt zu sammeln.«
    »Was

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