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Ein Dämon dreht durch

Ein Dämon dreht durch

Titel: Ein Dämon dreht durch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Asprin
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Kraft vorwärts donnerten. Vor uns befand sich ein Haufen ins Stocken geratener Fahrzeuge, die der Fahrer völlig zu mißachten schien, während er seine Pointe loswerden wollte. Ein Zusammenstoß schien unvermeidlich.
    »Vorsicht!« schrie ich und fuchtelte hektisch in Richtung Verkehrshindernis.
    Ohne unseren Augenkontakt zu unterbrechen, fuhr die Hand des Fahrers vor und krachte gegen eine ausgestopfte Spielzeuggans, die vor ihm am Armaturenbrett klebte. Das Ding stieß ein scharfes, gewaltiges >KRÄCHZ! !< aus, mit dem es mit Sicherheit zum König der Gänse gewählt worden wäre, sollte jemals eine solche Wahl stattfinden.
    »Na ja, das meinte ich eben gerade.« Der Fahrer beendete seinen Satz und richtete sich wieder vor.
    Noch bevor er zu Ende geredet hatte, hatte sich der Verkehrsstau auf wunderbare Weise aufgelöst, und wir jagten ungeschoren über die Kreuzung.
    »Immer mit der Ruhe, Skeeve«, lachte Kalvin. »Dieser Bursche ist ein Profi.«
    »Was für ein Profi?« murmelte ich.
    »Wie war das?« wollte der Fahrer wissen und begann schon wieder, sich nach mir umzudrehen.
    »NICHTS! Ich ... gar nichts.«
    Das Taxi hatte mich schon beunruhigt, seit es uns aufgenommen hatte. Tatsächlich ist >aufnehmen< ein viel zu milder Ausdruck, der nicht einmal annäherungsweise das übermittelt, was tatsächlich geschah.
    Kalvins Instruktionen folgend, war ich an den Rand des Gehsteigs getreten und hatte die Hand gehoben. »So?« hatte ich gefragt und dabei den Fehler begangen, den Kopf zu drehen, um ihn direkt anzuschauen.
    Da ich den Blick von der Straße abgewandt hielt, entging mir, was als nächstes geschah. Der gewöhnliche Straßenlärm explodierte plötzlich mit Gekreische und Gekrache. Erschrocken riß ich die Hand zurück und sprang beiseite, um mich abseits der Straße in Sicherheit zu bringen. Bis ich mich wieder auf die Szene konzentrieren konnte, war die Action beinahe vorbei.
    Hinter dem Fahrzeug, das neben uns am Gehsteig parkte, befand sich ein Stau, und die dergestalt aufgehaltenen Fahrer beugten sich vor oder heraus, um zu brüllen oder drohend die Fäuste zu ballen. Möglicherweise kam es auch zu einigen Zusammenstößen, aber der Zustand der meisten Fahrzeuge auf der Straße ließ keine Sicherheit darüber zu, welche Schäden neu waren und welche aus frühreren Scharmützeln stammten.
    »Richtig«, sagte Kalvin, dem das Tohuwabohu, das wir soeben ausgelöst hatten, anscheinend nichts anhaben konnte. »Steig ein.«
    »Du machst Witze!«
    Das Fahrzeug, das für uns gehalten hatte, flößte einem nicht gerade übermäßige Zuversicht ein. Es war eine schachtelähnliche Konstruktion, die zwischen zwei gedrungenen, schwanzlosen Echsen hing. Man hatte den Reptilien Augenbinden verpaßt, aber sie warfen den Kopf unentwegt mal zur einen, mal zur anderen Seite und ließen die Zungen hervorschießen, um sich über ihre Umgebung zu informieren. Vereinfacht ausgedrückt: Sie sahen mächtig und hungrig genug aus, um in mir den plötzlichen Wunsch zu wecken, möglichst auf Distanz zu bleiben.
    »Vielleicht sollten wir lieber auf ein anderes warten«, schlug ich hoffnungsfroh vor.
    »Steig ein«, befahl der Djinn. »Wenn wir den Verkehr zu lange aufhalten, kommt der Bulle wieder.«
    Das genügte mir als Ansporn, und so stieg ich tapfer in die Kiste und setzte mich hinter den Fahrer, wobei Kalvin nie den Platz auf meiner Schulter verließ. Das Innere der Kiste sah durchaus akzeptabel aus. Hinten gab es zwei Sitze, wo ich Platz nahm, und einen weiteren neben dem Fahrer, obwohl dieser Vordersitz bis zum Überquellen mit Papier und Schachteln belegt war, die gelegentlich zu Boden purzelten, wenn wir einmal zu schnell um eine Ecke bogen ... Und das war so gut wie immer. An der Decke und an den Wänden waren Notizen und Bilder festgeklemmt und -geklebt, die um den Kopf des Fahrers eine Art Heiligenschein bildeten, während das Armaturenbrett vor ihm eine verwirrende Vielzahl von Anzeigen und Knöpfen aufwies. Irgendwie keimte in mir der Verdacht auf, daß der Fahrer in seinem Fahrzeug tatsächlich wohnte, was ein bißchen beruhigend wirkte. Ich meine, der Mann würde doch bestimmt nichts tun, was sein eigenes Zuhause in Gefahr brächte, oder?
    »Wohin?« fragte der Fahrer und lenkte sein Fahrzeug gelassen wieder in den Verkehrsstrom ein.
    »Ah, bringen Sie mich einfach in irgendein Hotel.«
    »Teuer, billig, wie?«
    »Oh, bescheiden dürfte es schon sein.«
    »In Ordnung.«
    Finanziell stand ich eigentlich recht gut da.

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