Ein Dämon dreht durch
»Dann sagen Sie doch mal, Herr Skeeve, wo kommen Sie denn dann her, ich meine, ganz genau?«
Soviel zum Thema Geheimhaltung meines Ursprungs.
»Na ja, ich bin zwar auf Klah geboren, habe aber in letzter Zeit im Bazar von Tauf gelebt, wo ich...«
»Aus einer anderen Dimension! Das hätte ich mir denken können. Und da Sie von Tauf kommen, werden Sie mir jetzt wahrscheinlich noch erzählen wollen, daß Sie geschäftlich hier unterwegs sind.«
»Na ja, gewissermaßen. Ich suche meinen Geschäftspartner.« »Noch so einer von einer anderen Dimension! Wenn das noch viel mehr werden, müssen wir den ganzen Ort noch ausräuchern und entwanzen.«
Der Ton des Polizisten ging mir langsam auf die Nerven, doch ich hielt es für klüger, mein Temperament zu zügeln, allen Warnungen Kalvins zum Trotz.
»Tatsächlich stammt er von hier. Das heißt, er ist ein Perfekter.«
»Ein Perfekter? Ich habe ja schon viel zu hören bekommen. Aber einen Burschen von einer anderen Dimension, der glatt behauptet, er hätte einen Perfekter zum Geschäftspartner?!«
Das brachte das Faß zum Überlaufen.
»Allerdings!« knurrte ich. »Und außerdem ist er zufälligerweise mein bester Freund. Wir haben uns gestritten, und jetzt versuche ich, ihn wiederzufinden, um ihn dazu zu bewegen, wieder in die Firma einzutreten. Was geht Sie das überhaupt an?«
Der Bulle sah mich mit finsterer Miene an.
»Na ja, schätze, Sie sagen wohl die Wahrheit. Selbst Leute von anderen Dimensionen könnten sich bessere Lügen ausdenken. Passen Sie nur auf, wo Sie hintreten, Bürschchen. Hier auf Perv mögen wir Fremdlinge nicht besonders.«
Er musterte mich ein letztes Mal mit hartem Blick, dann schlenderte er davon, wobei er sich ab und zu wieder nach mir umdrehte. Ich war immer noch ein wenig erregt und erwiderte jeden seiner giftigen Blicke mit einem eigenen.
»Das ist schon besser«, gluckste Kalvin, wodurch er mich wieder an seine Existenz erinnerte. »Ein Klahd, wie? Das erklärt natürlich einiges.«
»Ach, ja? Was denn zum Beispiel?«
Wie ich schon sagte, ich war etwas pikiert.
»Zum Beispiel, weshalb wir planlos umhergewandert sind. Metropolen dieser Größe bist du nicht gewöhnt, wie?«
So wütend ich auch war, konnte ich ihm schlecht widersprechen.
»Naja...«
»Darf ich dir vielleicht einen ungebetenen Ratschlag erteilen?«
Ich zuckte die Schultern, ohne mich festzulegen.
»Es erscheint mir offensichtlich, daß diese deine kleine Suche noch etwas länger dauern könnte. Es wäre vielleicht eine gute Idee, wenn wir uns ein Hotel suchten, das wir als Basislager verwenden können. Wenn dieser Bulle gefragt hätte, welche Anschrift du auf Perv hast, wäre die Sache möglicherweise etwas heikel geworden.«
Das leuchtete mir ein. Außerdem erinnerte es mich daran, wie sehr ich doch ein Fremder in einem fremden Land war. Im Laufe meiner allermeisten Abenteuer hatte ich entweder unter freiem Sternenhimmel oder in Gebäuden genächtigt, die mir von Freunden oder Geschäftspartnern zur Verfügung gestellt worden waren. Entsprechend wenig Erfahrungen hatte ich auch mit Hotels, nämlich so ungefähr gar keine.
»Danke, Kalvin«, sagte ich und gewann etwas von meiner Fassung zurück. »Und wie sollen wir deiner Meinung nach ein Hotel finden?«
»Wir könnten uns ein Taxi rufen und den Fahrer fragen.«
Phantastisch! Der Djinn war wieder ganz er selbst: normal und hilfsbereit. Langsam beschlich mich das Gefühl, daß manche Dinge sich nie ändern würden.
Kapitel 4
Geben ist seliger denn Nehmen.
M. ALI
»Eins sage ich Ihnen, ohne diese ganzen Perversen könnte es hier richtig schön sein.«
Der Taxifahrer sagte es auf die gleiche Weise, wie er alle Kommentare formulierte, seitdem er uns mitgenommen hatte: über die Schulter gewandt, während er sein Fahrzeug achtlos mit Höchstgeschwindigkeit durch das Verkehrsgewühl lenkte.
Ich hatte den größten Teil seines Geplauders ignoriert, was ihm aber nichts auszumachen schien. Offenbar erwartete er gar keine Reaktion, doch seine letzte Bemerkung weckte mein Interesse.
»Entschuldigung, aber sind Sie nicht auch ein Perverser, ich meine, ein Perfekter?«
Der Fahrer nickte heftig und drehte sich auf seinem Sitz halb zu mir um.
»Eben. Verstehen Sie jetzt, was ich meine?«
Ehrlich gesagt tat ich es nicht. Wenn in seiner Bemerkung eine gewisse Logik enthalten gewesen sein sollte, so hatte sie sich meinem Verständnis offenbar entzogen.
Statt dessen bemerkte ich aber, daß wir immer noch mit voller
Weitere Kostenlose Bücher