Ein Dämon dreht durch
streckte eine Hand nach hinten, und ich schüttelte sie sehr vorsichtig. Ich hatte mit dem Händedrücken der Perfekter schon so meine Erfahrung gemacht und spüre sie noch heute bei feuchtem Wetter in den Gelenken.
»Also, wo wollen Sie als erstes hin?«
Die Frage kam mir zwar etwas seltsam vor, aber ich beantwortete sie dennoch.
»In ein Hotel, genau wie vorhin.«
»Nichts da.«
»Wie bitte?« fragte ich verwundert. »He, Sie haben sich einen Führer gemietet, und jetzt haben Sie auch einen. Sie wollen also ein Hotelzimmer nehmen, stimmt’s?«
»Das stimmt.«
»Na schön. Wenn Sie versuchen, so in ein Hotel auf Perv zu gehen, völlig ohne Gepäck, dann macht man Ihnen die Hölle heiß, egal, ob die merken, daß Sie von einer anderen Dimension stammen oder auch nicht. Die werden nämlich Angst haben, daß Sie sich nur Zutritt zu einem Zimmer verschaffen wollen, um die Möbel zu klauen oder vielleicht, um in die anderen Zimmer auf derselben Etage einzubrechen.«
Das war mir eine neue Vorstellung. Obwohl ich zu Hause eine recht große Auswahl an Garderobe besaß, pflegte ich bei der Arbeit doch meist mit nur leichtem Gepäck zu reisen - beispielsweise mit den Kleidern, die ich am Leib trug. Noch nie war mir der Gedanke gekommen, daß Mangel an Gepäck andere Leute dazu bewegen würde, mich mit Argwohn zu betrachten.
»Was meinst du dazu, Kalvin?«
»Keine Ahnung«, meinte der Djinn achselzuckend. »Mit so was habe ich noch nie zu tun gehabt. Andererseits pflege ich ja auch in Flaschen zu reisen, und die Leute können mich sowieso nicht sehen.«
»Nun, was schlagen Sie also vor, Edvik?«
»Lassen Sie sich in ein Kaufhaus bringen. Dort können Sie sich eine kleine Tasche kaufen und vielleicht auch etwas Zeug, um es hineinzutun. Glauben Sie mir, das wird sich im Endeffekt sehr auszahlen, wenn Sie mit Hotels zu tun haben.«
Ich überlegte einen Augenblick und gelangte dann zu dem Schluß, daß es ja wohl sinnlos sei, sich erst einen Führer anzuheuern, um dann seine Ratschläge nicht zu befolgen.
»Also schön«, meinte ich schließlich. »Wie weit ist es bis zu diesem Kaufhaus, von dem Sie gesprochen haben?«
»Oh, gar nicht weit. Halten Sie sich fest!«
Die Warnung kam ein bißchen spät, denn er hatte bereits mit dem Fahrzeug eine scharfe Kehrtwende eingeleitet, die den ganzen Verkehr um uns herum durcheinanderbrachte und mich über den halben Sitz schleuderte. Bevor ich mein Gleichgewicht wiederherstellen konnte, fuhren wir bereits in die entgegengesetzte Richtung davon.
Kapitel 5
Zuviel Duschen ist ungesund.
NORMAN BATES
Ich habe schon öfter den Bazar von Tauf erwähnt, wo ich zu Hause bin. Für jene, die keine Dimensionsreisenden sind oder die meine Bücher normalerweise nicht lesen, möchte ich hier erwähnen, daß dieser Bazar der größte Markt aller bekannten Dimensionen ist. Alles, was man sich vorstellen kann, sowie auch einiges, was jede Vorstellungskraft übersteigt, läßt sich dort kaufen. Der Wettbewerb ist ziemlich hart, und die Täuflerhändler würden sich selbst oder ihre Kunden lieber verrecken sehen, als sich ein Geschäft entgehen zu lassen.
Ich erwähne das vor allem deshalb, damit jeder, der dieses Abenteuer verfolgt, auch wirklich begreift, was für ein Schock das Einkaufen auf Perv für mich war. Die Unterschiede waren so groß, daß man kaum noch hätte glauben können, es handle sich dabei immer um die gleiche Tätigkeit.
Es fing bereits mit dein logistischen Aufbau an. Der Bazar setzt sich aus einer endlosen Reihe von Verkaufsständen und Läden zusammen, die sich in alle Richtungen bis an den Horizont erstrecken. Gewiß, auch dort gibt es verschiedene Zusammenballungen von Spezialgeschäften, aber kein wirklich erkennbares Muster, und vor allem keinerlei Möglichkeit, irgend etwas zu finden, ohne auch danach zu suchen. Im Gegensatz dazu wird das Einkaufen auf Perv von dem beherrscht, was Edvik als >Kaufhäuser< bezeichnet. Ein solches Geschäft konnte manchmal einen ganzen Block umfassen und bis zu sechs Etagen voller Waren aufweisen. Die Waren sind in einzelne Sektionen oder >Abteilungen< unterteilt und werden sorgfältig überwacht, damit sie nicht in Konkurrenz zueinander stehen.
Überall sind gut sichtbar Schilder aufgestellt, die den Kunden mitteilen, wo sich alles befindet, obwohl es immer noch recht schnell passieren kann, daß man sich in dem Labyrinth der Gänge und Verkaufstheken verirrt. Natürlich wäre es auch ganz hilfreich, wenn man Pervisch lesen
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