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Ein Daemon kommt selten allein

Ein Daemon kommt selten allein

Titel: Ein Daemon kommt selten allein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angie Fox
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nicht einfach nur so, dass irgendwelche Leute auf mich warten. Er wird auch da sein«, sagte ich, während ich mit Hilfe meines Daumens den Deckel der Desinfektionsspraydose entfernte. »Der scharfe Ryan Harmon aus dem Fitnessstudio«, erklärte ich ihr, als ob sie wissen müsste, wer das war. Meine Freundinnen wussten es natürlich. »Es hat mich monatelanges Flirten auf den Ellipsentrainern gekostet, bis ich meinen ganzen Mut zusammengenommen und diesen Typen eingeladen habe, mit mir auszugehen, und du wirst mir das nicht vermasseln.« Ab und zu verdiente ich es ja wohl mal, ein Date zu haben, oder etwa nicht
    »Lizzie, halt dich von ihm fern. Dieser Mann ist ein Troll.«
    »Und das weißt du, weil …« Verrückt und starrsinnig. Was für eine entzückende Kombination.
    Ich musste mein Glück mit Ryan versuchen, weil – Blitzmeldung – ich nicht viele Single-Männer kannte, die älter waren als vier Jahre. Der scharfe Ryan Harmon war der Einzige, den ich in der Pipeline hatte.
    »Nimm es nicht persönlich, verliebtes Turteltäubchen.« Sie öffnete die Tür einen Spalt; ihr langes graues Haar wallte um ihren Kopf, als sie vehement den Kopf schüttelte. »Vertrau mir.«
    Ich riss mein Desinfektionsspray hoch und sprühte genau in dem Moment drauflos, in dem sie die Tür wieder zuknallte.
    »Peng!« Die Luft um mich herum verwandelte sich in einen Nebel aus Violetter-Prärieklee-Desinfektionsspray. Ich atmete Metallgeruch ein. Der Raum roch, als ob ich kopfüber in ein Fass voll Wildblumen gestürzt wäre.
    »Zehn Sekunden!«
    »Bis was passiert« Das nach Blumen duftende Spray stieg mir in den Kopf. Vor meinen Augen tanzten leuchtende Flecken. Ich taumelte und stieß mit meinem bereits schmerzenden Zeh gegen das Schränkchen unter dem Waschbecken. »Verdammte Scheiße!« Ich stützte mich auf das Waschbecken, während meine Vorspeise in Form einer Bleib-schlank-Reiswaffel mit Erdnussbutter in meiner Kehle aufstieg.
    »Sieben Sekunden!«
    Vielleicht hatte ich mich vergiftet. Meine Zunge schwoll an, und mein Kopf fühlte sich an, als ob er mit Styroporkügelchen gefüllt wäre. Der Raum drehte sich, und meine Beine wurden weich. Ein heißer Blitz schoss meine Wirbelsäule hoch und durch meine Glieder. Ich hätte schwören können, dass ich sah, wie meine Hände mit der Waschbeckenplatte aus unechtem Marmor verschmolzen. In mir brodelte Dampf und quoll aus jeder Pore hervor.
    »Du bist die erhabene Dämonenkillerin aus Dalea. Oder zumindest wirst du es in vier Sekunden sein. Drei …!«
    Das Bad stank nach geschmolzenem Plastik und Violetter-Prärieklee-Desinfektionsspray. Ich musste Wahnvorstellungen haben. Das bloße Stehen schien mir schon zu anstrengend. Meine Beine gaben nach, und ich sank auf den Boden; mein Kopf landete neben einem beim Putzen übersehenen Fleck Extra-Brite-Zahnpasta. Der Raum – nein, die Luft selbst – leuchtete. Die schwarz-weiß gemusterten Fliesen zischten förmlich unter meinem Körper.
    Ich spürte, dass sich mir von hinten irgendetwas näherte. Es machte ein seltsames Klacken wie hohe Absätze auf einem Hartholzfußboden. Und, puh, es stank, als ob ich von einem übel riechenden Lagerfeuer direkt aufs Plumpsklo gegangen wäre.
    Meine Großmutter riss die Tür auf. »Jetzt müssen wir …«
    Der entsetzte Gesichtsausdruck meiner Großmutter gab mir zu verstehen, dass es meine geringste Sorge sein sollte, die Party zu verpassen. Ihre überschwängliche Begrüßung ging in ein Stöhnen über. Ich drehte mich um und bereute es sofort. Ich unterdrückte einen gellenden Schrei, während mein Herz Samba tanzte.
    Ein geschrumpfter Mann – nein, ein Etwas – mit Rasiermesserzähnen hockte auf dem Rand meiner Toilettenschüssel. Es bestand aus einer wabernden grauen Wolke, die wie ein Schleier an seinem Wesen haftete. Durch seine geblähten Nasenlöcher war ein goldener Ring gezogen, dessen schwere Kugel bis an etliche Reihen speerartiger Zähne herabhing. Seine Haut war so rissig wie Wüstenerde nach einer Dürreperiode. Es klackerte, als das Etwas mit einer einzelnen krallenartigen Zehe gegen das weiße Porzellan tippte. Doch das Schlimmste von allem war, dass seine dunkelroten Augen nur ein Ziel zu haben schienen – mich.

KAPITEL 2
     
    Er neigte seinen Kopf und keckerte aus den Tiefen seiner Kehle, ein Geräusch, das mich bis in die Zehenspitzen erschaudern ließ. Lauf! Mein Verstand schrie vor Entsetzen. Das Blut pochte in meinem Schädel, und meine Hände sanken hilflos herunter.

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