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Ein Dämon macht noch keinen Sommer

Titel: Ein Dämon macht noch keinen Sommer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Asprin
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Besuch auf dem Bazar von Tauf? Woher, glaubst du wohl, kam das Steak, das du gegessen hast?«
    Ich starrte ihn an. Ich hatte keine Ahnung, dass Steaks von Kreaturen stammten, die man Kuh nannte. Ich war davon ausgegangen, dass sie von Kreaturen stammten, die man Steaks nennt. Forellen stammen von Forellen; Lachs stammt vom Lachs und Ente von Enten. Das war logisch. Außerdem gab es in dieser Dimension nichts, was Kuh genannt wurde. Zumindest war ich noch keiner begegnet.
    »Naja«, sagte ich und starrte auf das Pergament in meiner Hand. »Diese Karte führt zu einer goldenen Kuh, die in einem goldenen Palast lebt und Milch mit einem Schuss Gold gibt.«
    Ganz langsam drehte Aahz sich um und starrte mich aus zusammengekniffenen Augen an, als versuche er herauszufinden, ob ich das tatsächlich ernst gemeint hatte. Gleich darauf war er mit zwei Schritten bei mir und riss mir die Karte aus der Hand.
    »Also gibt es wirklich so ein goldenes Vieh?«, fragte ich, während er das Papier studierte.
    Er antwortete nicht, also sah ich einfach zu, wie er die Karte untersuchte. Irgendwie sah sie schon komisch aus. Sie zeigte keine Straßen, sondern so etwas wie Dimensionen, Energiepunkte und Strudel. Das meiste hatte ich nicht verstanden. Außerdem war überhaupt nur sehr wenig auf der Karte beschriftet, aber wenn es um den Sprung von einer Dimension zur anderen ging, so hatte ich einen ganzen Haufen Dinge nicht verstanden.
    Aahz hatte mir einmal erklärt, dass es so viele Dimensionen gäbe, dass niemand ihre genaue Zahl kenne, und es leicht sei, sich in ihnen zu verirren und nie wieder heimzufinden, während man von Dimension zu Dimension springt. Nach den dreißig oder vierzig Dimensionen, in die ich während meiner Shoppingtour mit Tanda gesprungen war, hatte ich angefangen, ihm zu glauben.
    Endlich wandte er mir sein hässliches Gesicht zu und starrte mich mit gerunzelter Stirn an. Und wenn Aahz die Stirn runzelte, was er ziemlich oft tat, sah er aus wie eine zähnefletschende Bestie. Seine grüne Haut, die funkelnden Augen und die spitzen Zähne konnten schon recht beängstigend wirken, wenn man den Anblick nicht gewohnt war. Glücklicherweise war ich ihn jedoch gewohnt.
    »Wo genau hast du das her?«, fragte er und wedelte mir mit dem Pergament vor dem Gesicht herum.
    »Hab ich an einer Straßenecke von einem Mann gekauft«, sagte ich. »Ich glaube, er könnte vielleicht eine Art Bettler gewesen sein.«
    »Welche Dimension?«
    »Keine Ahnung.« Ich zuckte mit den Schultern. »Eine der vielen, die Tanda und ich besucht haben. Frag sie doch.«
    Die Falten auf Aahz Stirn vertieften sich.
    »Was hat dich dazu getrieben, das Ding zu kaufen?«
    Wieder zuckte ich mit den Schultern.
    »Ich weiß es ehrlich nicht. Ich dachte, ich könnte dir damit zu deinem Geburtstag vielleicht eine Freude machen, und der Kerl hat gesagt, ich wäre seit langer Zeit der erste Reisende, der vielleicht imstande wäre, sie zu nutzen und zu überleben, um die Geschichte zu erzählen.«
    »Hat er deine Tarnung durchschauen können?«, fragte Aahz mit stierem Blick.
    Ich versuchte, mir den Tag ins Gedächtnis zu rufen. Ich hatte meine Standardtarnung benutzt, und in dieser Dimension war mir der Zauber nicht schwer gefallen. Die meisten der Bewohner waren vier Fuß groß und besaßen zwei solche. Verglichen mit der Schneckentarnung, die Tanda und ich in einer früheren Dimension benötigt hatten, war diese recht einfach gewesen. Aber der Bettler hatte mich zweifellos aus der Menge herausgepickt. Außerdem schien er mit seinen beinahe fünf Fuß Körperlänge unter all diesen kleinen Leuten irgendwie fehl am Platz zu sein.
    Ich sah Aahz an und nickte.
    »Vielleicht. Aber ich wüsste nicht wie.«
    Unwirsch wedelte Aahz mit der Hand.
    »Lehrling, es gibt Tausende von Möglichkeiten, besonders, wenn jemand so ungeübt ist wie du.«
    Ich sagte nichts dazu. Der Versuch, meine Fertigkeiten zu verteidigen, war so oder so sinnlos. Aahz entschied derartige Gespräche jedes Mal für sich, indem er mich dazu brachte, etwas auszuprobieren, das ich noch nicht konnte – und was in Bezug auf die Magik auf beinahe alles zutraf, aber Tarnungen waren nun einmal meine Spezialität.
    Aahz wirbelte herum und kehrte zum Fenster zurück, nahm die Karte jedoch mit. Dann stand er da, starrte auf den Schlosshof hinaus, und die Stille im Raum baute sich immer weiter auf. Wenn es etwas gibt, dass ich mehr hasse als alles andere, dann sind das Leute, die lautstark nachdenken, ohne mir

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