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Ein delikater Liebesbrief

Ein delikater Liebesbrief

Titel: Ein delikater Liebesbrief Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eloisa James
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nichts taugte, würden sie einen Monat später wieder vor dem gleichen Problem stehen.
    Darby konnte sich eine Geliebte nehmen. Damit würden sie zu ihrem ursprünglichen Plan zurückkehren. Sie, Henrietta, würde das perfekte Kindermädchen spielen, während ihr Mann sich mit einer Geliebten vergnügte. Oder mit mehreren. Allein die Vorstellung von Darby in den Armen einer anderen Frau bereitete Henrietta Magenschmerzen.
    Doch Darby war nicht für das Zölibat geschaffen. Er konnte nicht ohne eine Frau sein. Es wird noch so weit kommen, dass er mich hasst, dachte sie. Panische Angst schnitt ihr ins Herz.
    Er musste sich eine Geliebte nehmen. Es gab keinen anderen Weg. Dann konnte sie ihn immerhin noch sehen, im gleichen Hause leben wie er. Und die Brosamen, die von seinem reich gedeckten Tisch abfielen, würden ausreichen … um sie am Leben zu erhalten. Doch wenn er sie hasste …
    Dann würde ich lieber sterben, dachte Henrietta. Sie glaubte, vor Kummer zu ersticken.
    In Kürze sollte sie in die Gesellschaft eingeführt werden. Die Saison war zwar noch nicht eröffnet, doch Darby hatte ihr erklärt, dass London stets überfüllt sei, und zum heutigen Ball, den die Herzogin von Savington ausrichtete, wurden fast alle Spitzen der Gesellschaft erwartet.
    Doch wie die Dinge jetzt standen, würde Darby sicher lieber wollen, dass sie zu Hause blieb. Eine Ehefrau konnte doch nur stören bei dem Unterfangen, sich eine Geliebte zu suchen, oder? So wie er sie Nacht für Nacht liebte – und zuweilen sogar (sie errötete bei dem Gedanken) zwei Mal pro Nacht –, hatte ihre Stiefmutter wohl recht gehabt: Darby war von unstillbarem Verlangen erfüllt. Gut möglich, dass er sich gleich zwei Geliebte nahm.
    Henrietta quälte sich einen Augenblick lang mit der Vorstellung zarter Frauenhände, die über Darbys glatte Brust glitten, ihn gar … dort … berührten, dann schob sie die Bilder entschlossen von sich.

41
    Noch ein Liebesbrief
    Es war vermutlich ein Abschiedsbrief. Ein Abschied, bei dem er zugleich seine Liebe zum Ausdruck brachte. Das war das Problem mit ungeöffneten Briefen: Es konnte alles darin stehen oder auch nichts.
    Esme drehte und wendete das Schreiben unschlüssig in den Händen, öffnete schließlich zögernd den Umschlag. Henrietta hatte es traurig gefunden, in ihrem ganzen Leben nur einen Liebesbrief erhalten zu haben – den sie zudem selbst geschrieben hatte. Esme hingegen hatte schon viele Briefe dieser Art erhalten, hundert womöglich, und dennoch bedeutete ihr nur der Brief etwas, den sie jetzt in Händen hielt. Sicher, sie selbst hatte ihn gebeten, sie zu verlassen. Doch seinen Brief würde sie wie einen kostbaren Schatz bis zu ihrem Todestage hüten.
    Selbst die sehnlichsten Wünsche können das Öffnen eines Briefes nicht hinauszögern. Er war auf grobem Kanzleipapier geschrieben – genau die Art Papier, die ein Gärtner benutzen würde, wenn er denn schreiben konnte. Die Handschrift hingegen war die eines Marquis’ – kühne geschwungene Züge.
    Esme , lautete die schlichte Anrede. Sie machte große Augen. Nicht: Liebe Esme ?
    Esme,
    bevor ich Gärtner wurde, fiel es mir schwer – nein, es war unmöglich –, einer Dame einen Wunsch abzuschlagen. Ein Grund, warum ich mir nie eine Geliebte genommen habe, ist der, dass ich meine Freunde dafür stets verachtete: Wenn sie den unmöglichen Wünschen einer Dame gehorchten, waren sie töricht. Lehnten sie es ab, dann verhielten sie sich nicht wie Gentlemen. Da ich nicht länger ein Marquis bin, komme ich mit diesem Zwiespalt besser zurecht .
    Ich lehne Deine Bitte ab. Ich werde nicht freiwillig aus Deinen Diensten scheiden. Es ist mir bewusst, dass Dein Ruf durch mein Verweilen in Gefahr geraten könnte. Meine einzige Rechtfertigung besteht darin, dass ich keinen guten Ruf mehr besitze und daher um seinen flüchtigen Wert weiß. Reputation ist wertlos .
    Ich kann Dich nicht verlassen, Esme. Wenn du nicht guter Hoffnung wärest, dann vielleicht … doch dies ist nicht der Fall. Und ich bin kein Dummkopf, Esme. Ich erinnere mich an jede Einzelheit jener Nacht, die wir zusammen in Lady Troubridges Haus verbracht haben. Du sagtest damals, Du habest Dich noch nicht mit Deinem Ehemann ausgesöhnt, und diese Chance habe ich versucht zu nutzen .
    Das Kind, das Du unter Deinem Herzem trägst, könnte meines sein .
    Wenn Du Deinen Butler vorschickst, mir zu kündigen, werde ich vor dem Tor eine Weidenhütte errichten, wie Viola es in Was Ihr wollt androht. Das

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