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Ein delikater Liebesbrief

Ein delikater Liebesbrief

Titel: Ein delikater Liebesbrief Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eloisa James
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dieser Mann!
    Esme machte Anstalten, sich zu erheben, und Darby beeilte sich, ihr behilflich zu sein. »Fühlen Sie sich nicht wohl?«, fragte er.
    Esme sah ein wenig verlegen drein. »Ich fürchte, ich habe Henrietta mit meiner ermüdenden Geschichte arg zugesetzt. So wie ich Sie gestern Abend gelangweilt habe, aber ich hatte Sie ja gewarnt.« Sie grinste Darby schief an. »Ich bin zurzeit ein schauderhafter Trauerkloß.«
    Darby hatte ein sehr einnehmendes Lächeln, wie Henrietta fand.
    Esme legte sich umständlich ihren Schal um die Schultern. »Ich sollte mich vielleicht einen Moment zurückziehen. Nein, bitte bemühen Sie sich nicht, ich kann allein gehen. Ich werde so bald wie möglich zurückkehren, denn wir erwarten doch jeden Augenblick die Kindermädchen, nicht wahr? Überdies hat die Arbeitsvermittlung versprochen, mir mindestens einen Bewerber für die Gärtnerstelle zu schicken. Bitte entschuldigen Sie mich, Henrietta. Ich lasse Sie nur ein oder zwei Minuten ohne Anstandsdame allein.« Sie beugte sich herab und flüsterte ihr ins Ohr: »Hab ich’s nicht gesagt? Er will keine Kinder!« Damit verließ sie das Zimmer.
    »Darf ich Ihnen frischen Tee anbieten, Sir? Ich fürchte, dieser ist bereits abgekühlt.«
    Darby nahm Henrietta gegenüber Platz und musterte ihre Kleidung. »Nein danke. Ist dieses Kleid im Dorf genäht worden?«
    »Ja, das stimmt. Ist Ihre Kleidung in London genäht worden?«
    »Von im Exil lebenden Parisern«, lautete die Antwort.
    »In diesem Fall kann ich mir die Mühe ersparen, Ihnen Mrs Pinnocks Adresse zu geben. Ich könnte mir vorstellen, dass ihr Französisch für Ihre Ansprüche ungenügend ist.«
    Er grinste. »Entweder das oder ihre Nadel. Ich bin Ihnen wirklich dankbar, Lady Henrietta, dass Sie mich bei meinem Vorhaben unterstützen. Ich fühle mich mit der Auswahl eines Kindermädchens leider ein wenig überfordert.«
    In diesem Augenblick betrat Lady Rawlings’ Butler Slope das Zimmer. »Die Bewerberinnen sind eingetroffen, Mr Darby«, verkündete er. »Soll ich sie nacheinander hereinschicken?«
    Darby schaute Henrietta an. »Das wäre besser, als sie alle auf einem Haufen zu sehen, meinen Sie nicht auch?«
    »Auf jeden Fall.«
    Slope verneigte sich und verließ das Zimmer. Als erste Kandidatin führte er eine untersetzte Frau mit einer auffälligen Nase herein, deren Brust ein wahres Gebirge war. Sie trug ein strenges schwarzes Kleid. Darbys charmante Begrüßung schien sie zu irritieren. Sie warf einen langen kritischen Blick auf seine Spitzenmanschetten, rümpfte die Nase und wandte sich danach ausschließlich an Henrietta.
    Henrietta wusste auf den ersten Blick, dass Mrs Bramble die absolut falsche Person war, und hörte zunächst nur mit halbem Ohr zu. Dann jedoch horchte sie auf. »Meiner Meinung nach, Madam, muss das Leben eines Kindes nach den christlichen Prinzipien bestimmt und geordnet werden. Als Mitglied einer der führenden Methodistenfamilien von Upper Glimpton kann ich Ihnen versichern, Madam …«
    Henrietta wurde rot, als sie begriff, dass Mrs Bramble der Fehlannahme erlegen war, sie wäre mit Mr Darby verheiratet. Sie musste angenommen haben, Lady Henrietta bedeute, dass Mrs Darby nach ihrer Heirat einen Titel geerbt hatte. Und wie hätte sie auch zu einem anderen Schluss kommen können? Keine junge Dame, die etwas auf sich hielt, würde ohne ältere Begleiterin mit Mr Darby in einem Zimmer verweilen.
    Darby warf ihr einen raschen Blick zu. In seinen Augen las sie Belustigung. »Ah«, machte er, »Sie scheinen mir genau die Frau zu sein, die ich für meine Kinder suche, Mrs Bramble. Denn Sie müssen wissen, dass unser letztes Kindermädchen eine Anhängerin der Papisten war.«
    Mrs Bramble schnappte nach Luft.
    »Ja, in der Tat«, fuhr er mit betrübter Miene fort. »Ich habe wirklich um die Seelen meiner Kinder gebangt.«
    Henrietta ergriff hastig das Wort. »Mrs Bramble, eines der Mädchen, die kleine Josie, macht gerade eine schwere Zeit durch, weil sie den Tod ihrer Mutter überwinden muss. Kennen Sie sich mit trauernden Kindern aus?«
    »In der Tat, ja. In der Tat. Ich trauere nämlich selbst um meine arme verstorbene Mutter, wie Sie unschwer an meiner Kleidung erkennen können.« Ihr Gesicht verlor ein wenig von seiner Strenge und Henrietta dachte, dass Mrs Bramble vielleicht doch nicht so rigide war, wie sie sich gab.
    »Ich weiß nur zu gut, wie erschütternd der Verlust eines Elternteils ist.« Sie lächelte wehmütig. »Ich glaube, ich kann

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