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Ein diebisches Vergnügen

Ein diebisches Vergnügen

Titel: Ein diebisches Vergnügen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P Mayle
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ich.«
    »Ich dachte an ein Exklusivinterview in der Los Angeles Times. Kennen Sie dort jemanden?«

    Cecilia betrachtete gedankenverloren ihre Nägel. »Die Besitzer. Genauer gesagt, Daddy ist mit ihnen bekannt. Vermutlich könnte er sie fragen, ob sie jemanden an der Hand haben, der die Geschichte übernimmt.«
    Roth lächelte, lehnte sich in seinem Stuhl zurück und bewunderte seine butterblumengelben Knöchel. »Wunderbar. Damit wäre allen gedient.«
     
    Das Interview war für Samstagmorgen anberaumt, und die Mitglieder des Roth-Haushalts waren instruiert und standen Gewehr bei Fuß. Michelle war gleich zu Beginn der Darbietung eine Nebenrolle zugedacht: Sie sollte die formvollendete Gastgeberin und, wenn man ihren Worten Glauben schenken durfte, (nach der Buchvorlage von Tessa Barclay) die gelegentlich trauernde Weinwitwe spielen. Rafael hatte die Anweisung erhalten, die purpurfarbene Bougainvillea zu stutzen, die sich über die Terrassenmauer ergoss, notfalls immer wieder, ganz nach Bedarf. Der Mercedes, nach der letzten Politur auf Hochglanz gebracht, stand in der Einfahrt, als hätte man ihn dort rein zufällig vergessen. Aus dem Keller drifteten die Klänge eines Klavierkonzerts von Mozart aus den in schattigen Winkeln verborgenen Lautsprechern. So weit das Auge reichte, waren Anzeichen von Wohlstand, Geschmack und Finesse zu erkennen. Roth hatte sogar in Betracht gezogen, eine seiner kostbaren Flaschen zu öffnen, konnte sich aber letztlich doch nicht dazu durchringen, ein solches Opfer zu bringen. Die Journalisten und Fotografen würden sich mit dem Krug begnügen müssen, der in dem Eiskübel aus Kristall auf dem Tisch des Weinkellers kühlte.
    Die Ankunft der Los Angeles Times -Reporter wurde durch einen Anruf des Wachpostens am Eingangstor des Anwesens
angekündigt. Michelle und Roth nahmen ihre Positionen auf dem obersten Absatz der Außentreppe ein, die zur Auffahrt hinabführte, wo sie warteten, bis die Journalisten aus dem Wagen stiegen, bevor sie hoheitsvoll die Stufen hinunterschritten.
    »Mr. Roth? Mrs. Roth? Ich freue mich, Sie kennenzulernen.« Ein beleibter Mann in einem zerknitterten Leinenjackett näherte sich ihnen mit ausgestreckten Händen. »Ich bin Philip Evans, und der Name dieses Fotoladens auf zwei Beinen lautet Dave Griffin.« Er deutete mit einem Kopfnicken auf einen jungen Mann, der mit Ausrüstungsgegenständen beladen war. »Er ist für die Aufnahmen zuständig. Ich für den Text.« Evans drehte sich auf dem Absatz um und blickte gen Süden. »Wow! Das nenne ich eine Aussicht.«
    Roth tat das Panorama mit einem lässigen Winken ab, das den Besitzerstolz kaschieren sollte. »Warten Sie, bis Sie erst den Keller gesehen haben.«
    Michelle warf einen raschen Blick auf ihre Uhr. »Danny, ich habe noch einige Anrufe zu erledigen. Ich lasse euch Männer jetzt alleine, wenn ihr versprecht, mir ein Glas Champagner übrig zu lassen.« Und mit einem Lächeln und einem Flattern der Hand, das einen Abschiedsgruß andeutete, kehrte sie ins Haus zurück – ein gelungener Abgang.
    Roth führte die beiden in den Keller, und während der Fotograf vollauf damit beschäftigt war, die Tücken des Lichtes und der Spiegelung zu erkunden, begann das Interview.
    Evans war ein Reporter vom alten Schlag, der mehr Wert auf Fakten als auf Spekulationen legte. Annähernd eine Stunde verbrachte er damit, Roths Biografie von allen Seiten zu beleuchten: seinen Einstieg in die Unterhaltungsindustrie, seine erste Begegnung mit Spitzenweinen, seine erwachende Leidenschaft für das Sammeln grandioser Jahrgänge und die
Einrichtung seines technisch perfekten Kellers. Im Hintergrund, die Sphärenklänge Mozarts interpunktierend, war das Klicken und Summen einer Kamera zu vernehmen – der Fotograf drehte seine Runden.
    Roth, dessen Berufsleben darin bestand, im Namen seiner Mandanten zu sprechen, stellte fest, dass er es ungemein genoss, einem aufmerksamen Zuhörer zur Abwechslung einmal etwas über sich selbst zu erzählen. Er geriet dabei so in Fahrt, dass sich Evans genötigt sah, ihn mit einer Frage über Jahrgangschampagner daran zu erinnern, den Krug zu öffnen. Dieser weihevolle Akt führte, wie so oft bei einem oder zwei Gläschen Champagner, eine Wende im Gesprächsverlauf herbei: Es wurde nun entspannter, die Atmosphäre war geradezu unbeschwert.
    »Mr. Roth«, sagte Evans. »Ich weiß, dass Sie diese wunderbaren Weine aus reinem Vergnügen sammeln, aber geraten Sie nicht manchmal in Versuchung, den

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