Ein diebisches Vergnügen
zu bekommen?«
Sein Herz klopfte. »Elena? Du? Bist du hier?«
»Hast du jemand anderen erwartet?«
Er stand da, mit einem strahlenden Lächeln, die Hosen auf die Knöchel gerutscht – der glücklichste Mensch in Paris.
24. Kapitel
D ie übrigen Bewohner des Chateau Marmont waren entweder schon zur Arbeit gefahren oder noch im Bett. Sam hatte den Swimmingpool für sich allein. Das selbst auferlegte Trainingsprogramm von zwanzig Runden hatte er bereits hinter sich gebracht und stand nun tropfnass in der Morgensonne.
Das Leben ist herrlich, dachte er, als er sich mit dem Handtuch die Haare trocken rieb.
Elena und er hatten ihren Kleinkrieg endlich aufgegeben und bauten vorsichtig und genussvoll eine Beziehung auf. Er freute sich darauf, sie mit Philippe bekannt zu machen, der nächste Woche anreisen würde, um Monsieur »Rot« zu interviewen. (Ungeachtet seiner Englischkenntnisse hatte er wie viele seiner Landsleute eine innere Hemmung, das th auszusprechen.) Und es zeichneten sich eine oder zwei interessante berufliche Aktivitäten am Horizont ab. Alles, was es jetzt noch brauchte, war, den Vormittag perfekt zu machen, war Kaffee.
Er zog seinen Bademantel an und bahnte sich den Weg durch den gehegten und gepflegten Hochglanz-Dschungel, der den Pool vom Haupttrakt des Hotelgebäudes trennte; an der Rezeption hielt er kurz an, um ein Exemplar der Los Angeles Times mitzunehmen.
»Mr. Levitt?« Einer der leutseligen jungen Männer an der Rezeption wandte sich an ihn. »Wir haben schon in Ihrem Appartment angerufen. Sie haben Besuch. Von einem Herrn. Wir haben ihn gebeten, an Ihrem Tisch in der Ecke Platz zu nehmen.«
Bob Bookman, dachte Sam. Der wohlgenährte Police Lieutenant kam häufig zum Frühstück ins Hotel, wenn er in der Nachbarschaft zu tun hatte. Verdeckte Ermittlungen, pflegte er es zu nennen. Sam schlenderte durch den Garten und überflog beim Gehen die Schlagzeilen. Er sah von der Zeitung auf, um den Besucher mit einem Lächeln zu begrüßen – und blieb wie angewurzelt stehen.
Das Lächeln mit einem Nicken erwidernd, erhob sich Francis Reboul in einem makellosen anthrazitfarbenen Anzug und streckte ihm die Hand entgegen.
»Ich hoffe, Sie nehmen es mir nicht übel, dass ich unangemeldet bei Ihnen auftauche«, sagte Reboul, als er wieder Platz nahm und Sam mit einer Geste aufforderte, es ihm gleichzutun. »Ich habe mir erlaubt, Kaffee für uns zu bestellen.« Er schenkte beiden ein. »Es gibt nichts Besseres nach dem Schwimmen als eine Tasse Kaffee, finden Sie nicht?«
Sam, der sich schneidertechnisch eindeutig im Nachteil fühlte, kämpfte darum, seiner Überraschung Herr zu werden. Er blickte zu den Nachbartischen hinüber, auf der Suche nach Muskelmännern in dunklen Anzügen.
Reboul schien seine Gedanken erraten zu haben und schüttelte den Kopf. »Keine Leibwächter«, sagte er. »Nur wir beide, das ist angenehmer.« Er lehnte sich in seinem Stuhl zurück, völlig ungezwungen, die hellen Augen in dem mahagonifarbenen Gesicht funkelten belustigt. »Wie gut, dass ich Ihre Visitenkarte aufbewahrt habe. Wenn ich mich recht erinnere, waren Sie das letzte Mal im Verlagswesen tätig.« Er
tunkte einen Zuckerwürfel in den Kaffee und lutschte ihn nachdenklich. »Doch irgendwie habe ich das Gefühl, das Buchgeschäft, die Literatur könnten auf Dauer ein wenig zu eintönig und auch finanziell zu wenig ergiebig sein für einen Mann mit Ihren außergewöhnlichen Talenten. Es würde mich nicht überraschen zu hören, dass Sie umgesattelt haben. Wäre es vermessen zu fragen, welchen beruflichen Aktivitäten Sie derzeit nachgehen?«
Sam zögerte einen Moment. Ihm verschlug es selten die Sprache, doch Reboul hatte ihn völlig aus dem Gleichgewicht gebracht. »Nun, auf dem amerikanischen Buchmarkt herrscht im Augenblick Flaute, deshalb habe ich mir eine Ruhephase bis zum nächsten Projekt verordnet.«
»Das trifft sich ausgezeichnet«, erwiderte Reboul. Er schien aufrichtig erfreut zu sein. »Falls Sie nicht zu beschäftigt sind, würde ich Ihnen gern einen Vorschlag machen, der Sie interessieren könnte. Doch zuerst müssen Sie mir etwas verraten, ganz entre nous .« Er beugte sich vor, die Ellenbogen auf dem Tisch, das Kinn auf die verschränkten Hände gestützt, die Miene gespannt. »Wie ist Ihnen dieses Kunststück gelungen?«
Danksagung
I ch bedanke mich herzlich bei Anthony Barton vom Château Léoville Barton für die Auswahl der Weine, die dem literarischen Raub zum Opfer fielen. Selten hat
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