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Ein Doppelleben im Kosmos

Ein Doppelleben im Kosmos

Titel: Ein Doppelleben im Kosmos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert A. Heinlein
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Führer einer politischen Partei, die in den Wahlkampf eintritt, mußte ich Leute empfangen, wenigstens einige Leute. Also tat ich, was ich tun mußte, und bekam täglich einen Bericht über Bonfortes fortschreitende Wiederherstellung. Die Fortschritte waren gut, wenn auch langsam. Capek erklärte, daß es, wenn unbedingt erforderlich, jetzt möglich sei, ihn auftreten zu lassen, aber er rate ab. Bonforte habe fast zwanzig Pfund abgenommen und sei in ziemlich schlechter Verfassung.
    Rog tat, was er vermochte, um uns beide zu schützen. Bonforte wußte jetzt, daß für ihn ein Double eingesetzt worden war, und nach einem ersten Anfall von Empörung hatte er sich mit der Notwendigkeit abgefunden und den Ausweg gebilligt. Rog leitete den Wahlkampf, fragte ihn nur in Angelegenheiten der hohen Politik um Rat und gab dann seine Antworten an mich weiter, damit ich sie, wenn nötig, öffentlich bekanntgäbe.
    Aber der Schutz, den er mir zuteil werden ließ, war fast ebenso groß. Mich konnte man beinahe ebenso schwer erreichen wie einen allmächtigen Agenten. Meine Büros führten in den Berg hinein, hinter den Räumen des Oppositionsführers. Wir siedelten nicht in die palastähnlicheren Gemächer des Minsterpräsidenten über. Es wäre gesetzlich zulässig gewesen, aber »man tat es nicht« während einer Interimsregierung. Meine Büros konnte man von hinten unmittelbar vom unteren Wohnraum her erreichen, aber wer vom öffentlichen Eingang aus zu mir wollte, mußte fünf Kontrollen passieren, abgesehen von den wenigen Begünstigten, die von Rog ohne weiteres durch einen Nebengang in Pennys Büro und von dort in meines geführt wurden.
    Dieser Umweg bedeutete, daß ich die Farley-Akte jedes einzelnen studieren konnte, bevor er mich zu Gesicht bekam. Ich konnte sie sogar, wenn er bei mir war, vor mich hinlegen, denn der Schreibtisch hatte einen zurückliegenden Sehschirm, den der Besucher nicht sehen konnte, den ich aber sofort ausschalten konnte, wenn sich herausstellte, daß der Gast zu den Leuten gehörte, die im Zimmer auf und ab zu gehen pflegen. Der Sehschirm hatte noch andere Zwecke. Rog konnte einen Besucher unmittelbar zu mir führen, ihn mit mir allein lassen, sich in Pennys Büro begeben und dort eine Notiz für mich schreiben, die dann auf den Sehschirm geworfen wurde, zum Beispiel ganz schnelle Ratschläge wie: »Sehr freundlich sein und nichts versprechen«, oder: »Er will nichts weiter, als daß seine Frau bei Hofe vorgestellt wird. Versprechen Sie ihm das und wimmeln Sie ihn ab«, oder auch: »Vorsicht bei diesem. Er ist gewandter, als er aussieht. Schicken Sie ihn zu mir, und ich werde ihn mir vornehmen.«
    Ich weiß nicht, wer die Regierung leitete. Wahrscheinlich die älteren Berufspolitiker. Jeden Morgen pflegte ein Stapel Schriftstücke auf meinem Schreibtisch zu liegen. Ich setzte Bonfortes nachlässige Unterschrift darunter, und Penny nahm alles weg. Ich hatte nie Zeit, sie zu lesen. Allein schon die Größe des kaiserlichen Apparates erschreckte mich. Als wir einmal einer Versammlung außerhalb der Büros beiwohnen mußten, führte Penny mich auf einem abgekürzten Wege durch die Archive, Kilometer über Kilometer von endlosen Akten, mit Fließband-Anlage, damit ein Angestellter nicht den ganzen Tag brauchte, um eine einzige Akte zu holen.
    Aber Penny sagte mir, daß sie mich nur durch einen Flügel des Archivs geführt habe. Das Hauptarchiv nehme eine ganze Höhle ein, so groß wie der Parlamentssaal. Ich war froh, daß das Regieren für mich keine Laufbahn war, sondern nur ein vorübergehendes Hobby sozusagen.
    Leute zu empfangen, war eine unvermeidliche Arbeit, aber völlig nutzlos, da Rog, oder Bonforte durch Rog, die Entscheidungen trafen. Meine wirkliche Arbeit bestand darin, Wahlreden zu halten. Man hatte vorsichtig ein Gerücht verbreitet, daß mein Arzt befürchte, mein Herz sei durch die »Virus-Infektion« angestrengt, und mir geraten habe, während des ganzen Wahlkampfes in der niedrigen Schwerkraft des Mondes zu bleiben. Ich wagte es nicht, meine Doublerolle auf der Erde zu spielen, geschweige denn einen Abstecher zur Venus zu machen. Das Farley- Akten-System würde zusammenbrechen, wenn ich versuchte, unter größere Menschenmengen zu gehen, gar nicht zu reden von den unbekannten Gefahren durch die aktionistischen Banden; keiner von uns, ich selbst am allerwenigsten, mochte daran denken, was ich wohl schwatzen würde, wenn eine Dosis Neodexocain in mein Hirn gelangte.
    Quiroga besuchte

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