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Ein Doppelleben im Kosmos

Ein Doppelleben im Kosmos

Titel: Ein Doppelleben im Kosmos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert A. Heinlein
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vielleicht nicht fertig würde?«
    »Nein. Wahrscheinlich erwartet man, daß sie hinterher zur Presse sprechen, aber Ihre kürzliche Krankheit ist eine Entschuldigung. Wir könnten Sie durch den Sicherheitstunnel hinausschleusen, so daß Sie gar nicht mit diesen Leuten in Berührung kämen.« Er lächelte grimmig. »Natürlich besteht immer die Möglichkeit, daß irgendein Hitzkopf auf der Zuschauergalerie eine Waffe eingeschmuggelt hat. Bonforte hat sie immer die >Schießbude< genannt, nachdem man ihn von dort angeschossen hatte.«
    Plötzlich tat mir das Bein weh. »Versuchen Sie mich abzuschrecken?«
    »Nein.«
    »Sie haben eine merkwürdige Art, mich zu ermutigen, Dak. Seien Sie ehrlich gegen mich. Möchten Sie, daß ich morgen diese Aufgabe übernehme? Oder nicht?«
    »Natürlich möchte ich es. Warum, zum Teufel, denken Sie, daß ich an einem so arbeitsreichen Tag zu Ihnen komme? Nur um zu schwatzen?«
    Der Sprecher schlug mit dem Hammer auf, der Kaplan hielt eine Ansprache, die sorgfältig allen Differenzen zwischen den verschiedenen Religionen aus dem Wege ging, und es wurde still. Der Saal war nur halb gefüllt, aber die Galerie war mit Touristen dicht besetzt.
    Wir hörten das feierliche Klopfen, das durch den Lautsprecher verstärkt wurde. Der Zeremonienmeister schlug mit dem Stab gegen die Tür. Dreimal forderte der Kaiser Einlaß, dreimal wurde er zurückgewiesen. Dann bat er um den Vorzug, eintreten zu dürfen, und seine Bitte wurde durch Zurufe genehmigt. Wir standen alle, während Willem eintrat und hinter dem Pult des Sprechers Platz nahm. Er war in der Uniform des Generaladmirals und ohne Begleitung, wie es Vorschrift war. Nur der Zeremonienmeister hatte ihn begleitet.
    Dann schob ich meine Marswaffe unter den Arm, wendete mich auf meinem Platz auf der vorderen Bank zu dem Sprecher, als wäre der Herrscher nicht zugegen, und hielt meine Rede. Es war nicht die Rede, die Corpsman verfaßt hatte; ich hatte sie in das Abflußrohr geworfen, sobald ich sie gelesen hatte. Bill hatte eine richtige Wahlrede daraus gemacht, und dafür war hier weder der richtige Ort noch die richtige Zeit.
    Meine Rede war kurz und unparteiisch; ich hatte sie unmittelbar Bonfortes Gesammelten Schriften entnommen; es war eine Bearbeitung einer Rede aus früherer Zeit, als er eine Interimsregierung gebildet hatte. Ich setzte mich für das allgemeine Wohl ein und äußerte den Wunsch, daß alle sich gegenseitig lieben möchten, genau wie all wir guten Demokraten unsern Herrscher liebten und er uns liebte. Es war ein ungereimtes lyrisches Gedicht von etwa fünfhundert Wörtern, und wo ich Bonfortes frühere Rede veränderte, drückte ich einfach meine eigene Meinung aus.
    Man mußte die Galerie beruhigen.
    Rog erhob sich und stellte den Antrag, daß die von mir erwähnten Namen bestätigt würden. Niemand hatte etwas einzuwenden, und der Beamte warf eine weiße Kugel. Als ich, geleitet von einem Mitglied meiner eigenen Partei und einem Mitglied der Opposition, vortrat, sah ich, daß verschiedene Anwesende einen Blick auf ihre Uhr warfen und sich fragten, ob sie das Mittagsschiff wohl noch erreichen würden.
    Dann schwor ich meinem Herrscher Gehorsam innerhalb der durch die Verfassung gezogenen Grenzen, legte den Eid darauf ab, die Rechte und Vorrechte des Parlaments zu verteidigen und zu bewahren und die Freiheiten der Bürger des Reiches zu schützen, wo immer sie sich befinden mochten, und gegebenenfalls die Pflichten des Ministerpräsidenten Seiner Majestät zu erfüllen.
    Ich glaubte das alles so schlicht vorzutragen wie eine Ansprache vor dem Vorhang, aber da merkte ich, daß ich so heftig weinte, daß ich kaum sehen konnte. Als ich endete, sagte Willem leise zu mir: »Eine gute Leistung, Joseph!« Ich weiß nicht, ob er das zu mir sagte oder zu seinem alten Freund, und es war mir auch einerlei. Ich wischte die Tränen nicht weg, ich ließ sie rinnen, als ich mich wieder zu der Versammlung wendete. Ich wartete, bis Willem sich entfernte, dann erfolgte die Vertagung.
    Die »Diana« machte vier Extrafahrten an diesem Nachmittag. Neu-Batavia war verödet, das heißt: nur der Hof und etwa eine Million Fleischer, Bäcker, Kerzengießer und Zivilbeamte waren in der Stadt geblieben.
    Nachdem ich meine >Erkältung< überwunden und mich öffentlich im Parlament gezeigt hatte, war es sinnlos, mich noch weiter zu verbergen. Als mutmaßlicher Ministerpräsident konnte ich nicht unsichtbar bleiben, ohne Kommentare herauszufordern. Als

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