Ein Earl kommt selten allein (German Edition)
er unangenehm gegen Robert stieß. Er murmelte gereizt und gab es auf, die schmale Bank dazu zwingen zu wollen, ihm mehr Platz zur Verfügung zu stellen. Stattdessen hob er Christiana einfach hoch und setzte sie sich auf den Schoß, während er auf ihren Platz rutschte.
»Lass mich sofort wieder runter«, rief Christiana.
»So ist es bequemer«, sagte Richard.
»Vielleicht für dich«, fauchte sie.
»Für dich auch«, sagte er zuversichtlich, entspannte sich und schlang seine Arme um ihre Taille. »Du bist einfach nur zu wütend auf mich, um es zuzugeben.«
Sie drehte sich zu ihm um und starrte ihn finster an. »Wieso sollte ich bloß wütend auf dich sein? Einfach nur, weil ihr drei euch wie Feiglinge aus dem Staub gemacht und es dem armen Pastor überlassen habt zu erklären, dass ihr ohne uns nach London aufgebrochen seid?«
»Wir dachten zu dem Zeitpunkt, dass wir euch damit einen Gefallen tun würden«, sagte Richard ruhig. »Es wäre viel bequemer für euch gewesen, mit euren Zofen auf Radnor zu warten.«
»Die Zofen folgen uns in Roberts Kutsche«, verkündete sie und fügte aufgebracht hinzu: »Und wenn ihr gedacht habt, ihr würdet uns einen Gefallen tun, hättet ihr uns selbst mitgeteilt, dass ihr allein losfahrt.«
»Ich habe nicht gesagt, dass
ihr
glauben würdet, wir würden euch einen Gefallen tun«, sagte er immer noch ruhig. »Nur dass wir
wussten
, dass es so war.«
Christiana schnaubte und drehte sich wieder um, verschränkte verärgert die Arme vor der Brust. »Oh, ja, wir hätten es uns auf Radnor sehr gemütlich gemacht, ohne zu wissen, was vor sich geht, und wären dabei vor Sorge verrückt geworden. Oh, ich verstehe gar nicht, wieso wir euch gefolgt sind, wenn wir es so gut hätten haben können.«
»Nun, ich bin froh, dass ihr es getan habt. Wir hätten leicht die ganze Nacht auf der Straße festsitzen können«, sagte er ernst.
Christiana rührte sich einen Augenblick lang überhaupt nicht, dann drehte sie sich zu ihm um und blinzelte ihn in dem kargen Licht, das die Laterne vor dem Fenster spendete, argwöhnisch an. Nach einem Moment entspannte sie sich genug, um fragen zu können: »Was ist passiert?«
»Es sieht so aus, als wären drei Speichen am vorderen linken Rad angesägt worden. Als sie nachgegeben haben, ist das ganze Rad unter der Beanspruchung zusammengebrochen«, antwortete er sofort, denn er wusste, dass es unsinnig wäre, die Tatsache vor den Frauen zu verbergen. Es war besser, sie waren vorbereitet und hielten ebenfalls die Augen nach irgendwelchen Gefahren auf.
Abrupt drehte sich Christiana zu ihm um und starrte ihn an. »Angesägt? Bist du sicher?«
Richard zögerte. »Nicht hundertprozentig. Aber drei nebeneinanderliegende Speichen sind fast vollkommen glatt abgebrochen, während die anderen zersplittert sind.«
»Du denkst, es war der Gleiche, der George vergiftet hat?«, fragte sie unglücklich.
»Das vermute ich«, gestand er.
»Was? George ist vergiftet worden?«, fragte Suzette sofort, und Richard sah zu ihr hin und bemerkte, dass Daniel sich die junge Frau ebenfalls auf den Schoß gesetzt hatte, damit auch auf ihrer Seite der Kutsche mehr Platz war. Suzette saß mit verschränkten Armen und einer Miene da, die ebenso grimmig war wie die ihrer Schwester; sie war ganz offensichtlich auch nicht sehr glücklich darüber, wo sie war.
»Es gibt Anzeichen, die nahelegen, dass George vergiftet worden ist«, erklärte Christiana. »Daniel und Richard haben an seinem Mund Bittermandel gerochen.«
»Bittermandel wird zur Herstellung von Zyankali benutzt«, erklärte Lisa ernst und zog damit die Blicke aller anderen auf sich. Sie zuckte mit den Schultern. »Ich lese viel.«
»Das tut sie«, sagte Suzette trocken und wandte sich dann an Christiana. »Was wissen wir sonst noch nicht?«
»Du weißt alles, was ich jetzt weiß«, versicherte sie ihr. »Und ich habe das mit dem Gift auch erst nach der Hochzeit herausgefunden. Ich hatte noch keine Möglichkeit, euch davon zu erzählen.«
Suzette nickte und wandte sich wieder an Daniel. Ihr Blick schien ihn geradewegs zu durchbohren. »Ist da sonst noch was?«
»Das ist alles«, versicherte er.
»Und wieso hast du es mir nicht selbst gesagt?«, fragte Suzette.
»Es ist nicht mein Geheimnis, und daher war es nicht an mir, es zu erzählen«, sagte er einfach.
»Wo habe ich das wohl schon mal gehört?«, fragte sie lakonisch und drehte sich um, um wieder nach vorn zu blicken. Sie wirkte alles andere als
Weitere Kostenlose Bücher