Ein Earl kommt selten allein (German Edition)
Christiana ironisch. Suzette war während der Befragungen die ganze Zeit mürrisch und verärgert gewesen.
»Ja, und ich vermute, das hat etwas damit zu tun, dass ich nicht die gleiche Befriedigung gefunden habe wie du, bevor Richard in den Salon gekommen ist und uns unterbrochen hat.«
Christiana blieb stehen und wirbelte herum. Sie starrte ihre Schwester an. »Mit Befriedigung meinst du doch nicht etwa …?«
Suzette verdrehte die Augen und schob sie auf die Treppe zu. »Natürlich meine ich das. Jeder konnte sehen, was zwischen euch vorgefallen ist. Wenn es nicht das Poltern von oben verraten hätte, dann ganz sicher dein zerknittertes Kleid, das Lächeln auf Richards Gesicht und deine allumfassende, reichlich vorhandene Entspannung und gute Laune.«
Christiana spürte, wie sie vor Verlegenheit errötete. Mittlerweile waren sie bei der Treppe angelangt, und während sie die Stufen hinuntergingen, blickte sie besorgt auf ihr Kleid und strich befangen die Knitterfalten glatt, die sie bislang nicht bemerkt hatte.
»Was hatte das Poltern eigentlich zu bedeuten?«, fragte Suzette. »Wenn es nämlich euer Bett war, solltet ihr es von den Dienern ein bisschen von der Wand abrücken lassen, weil sonst nachts niemand in Ruhe schlafen kann.«
Christiana versteifte sich bei dem Spott, aber statt darauf zu antworten, sah sie Suzette mit zusammengekniffenen Augen an. »Was war das mit der Befriedigung, die du
nicht gefunden hast
, bevor Richard euch unterbrochen hat?«
»Genau das, was du denkst«, versicherte sie ihr. Obwohl Suzette versuchte, sich gleichgültig zu geben, stahl sich eine pinkfarbene Röte auf ihre Wangen.
Christiana starrte sie mit offenem Mund an. »Aber du bist …«
»Eine unverheiratete Frau, rein und unschuldig und vollständig unwissend über das, was ein Mann und eine Frau hinter verschlossenen Türen tun«, sagte Suzette trocken und zog sie weiter mit die Stufen hinunter. »Himmel, Christiana, wir leben im neunzehnten Jahrhundert. Frauen müssen nicht mehr vollständig unwissend in die Ehe gehen.«
»Ich habe es getan«, murmelte sie halb beschämt und halb verärgert.
»Du hast auch nie eines der Bücher gelesen, in die Lisa ständig ihre Nase steckt.«
»Aber du, ja?« Christiana sah sie verwundert an, während sie die Treppe verließen und die Eingangshalle durchquerten. Suzette hatte nie besonders viel gelesen.
Suzette zuckte mit den Schultern. »Seit du nicht mehr da bist, ist es auf dem Land ein wenig langweilig geworden. Lisa liest ständig, und Robert war letztes Jahr in der Stadt, um herauszufinden, was mit deiner Ehe los ist. Es gab Tage, da dachte ich, ich würde verrückt werden, wenn ich nicht etwas zum Lesen hatte.«
»Aber doch sicher nicht diese schrecklichen Romane, die Lisa liest …«
»Nein, die meisten nicht, aber …« Suzette blieb stehen und schob sie dann in das nächste Zimmer. Es war Richards Arbeitszimmer. Sie schloss die Tür und führte Christiana zu den Sesseln beim Kamin, bevor sie ihr gestand: »Vor Kurzem hat Lisa eines bekommen, das von einem jungen Mädchen namens Fanny handelt, das nach London weggelaufen ist und Prostituierte wurde, und das war … äh … ziemlich informativ.«
»Und du und Lisa … ihr
lest
so was?«, rief Christiana bestürzt. Als Suzette rot wurde und nickte, fragte sie: »Weiß Vater davon?«
Suzette schnaubte. »Nein, natürlich nicht. Seit er das erste Mal gespielt hat, bekommt er überhaupt nicht mehr viel mit. Er verkriecht sich die meiste Zeit in seinem Arbeitszimmer und versteckt sich vor seiner Schande, seit du am Tag deiner Hochzeit mit Dicky weggefahren bist.« Ihre Miene verfinsterte sich kurz, aber dann sah sie Christiana wieder an und bat: »Sag ihm nichts davon. Und sag auch Lisa nichts davon. Das Buch ist verboten, und sie hat mich schwören lassen, niemandem davon zu erzählen.«
»Wenn es verboten ist, wie hat sie es dann bekommen?«, fragte Christiana grimmig.
»Das weiß ich nicht genau«, räumte Suzette ein. »Sie hat es mir nicht sagen wollen. Aber ich vermute, sie hat es von Mrs Morgan.«
Christiana kannte den Namen nicht. »Wer ist Mrs Morgan?«
»Eine Witwe, deren Kutsche bei unserem Landgut kaputtgegangen ist, als sie auf dem Weg nach London war«, erklärte Suzette. »Vater hat sie zum Tee eingeladen, während sich die Männer um den Schaden gekümmert haben. Natürlich hat er es dann uns überlassen, sie zu unterhalten«, fügte sie verbittert hinzu.
»Und diese Mrs Morgan hat ihr dann das Buch
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