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Ein Earl mit Mut und Leidenschaft

Titel: Ein Earl mit Mut und Leidenschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Quinn
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gefesselt.
    „Ich habe dieses Zimmer jetzt seit einer Woche“, sagte er, nachdem er sie in sein Zimmer bugsiert hatte, ohne dass sie jemandem begegnet waren. Er stellte einen Stuhl vor die Tür. „Ich war ziemlich verärgert, als ich dich ohne meine Kutsche auf der Straße fand - das hier habe ich schließlich nicht umsonst angemietet.“
    Anne sah ihn voll fasziniertem Entsetzen an. Wollte er ihr das zum Vorwurf machen?
    „Noch etwas, das du mir verdorben hast“, brummte er.
    Offenbar meinte er das ernst.
    „Aber es spielt keine Rolle“, fuhr er fort. „Am Ende hat ja doch alles geklappt. Ich habe dich im Haus deines Geliebten aufgestöbert, genau wie ich es erwartet hatte.“
    Anne beobachtete, wie er sich im Zimmer umsah, anscheinend suchte er noch etwas, womit er die Tür verbarrikadieren konnte. Viel gab es nicht, es sei denn, er verschob das Bett.
    „Wie viele hast du seit damals gehabt?“, fragte er und drehte sich langsam zu ihr um.
    Anne schüttelte den Kopf. Was meinte er?
    „Ach, nun rede gefälligst!“, schnauzte er sie an, trat vor und riss ihr den Knebel aus dem Mund. „Wie viele Liebhaber?“
    Einen Augenblick erwog Anne zu schreien. Doch George hatte ein Messer in der Hand, und er hatte die Tür abgesperrt und einen Stuhl davorgestellt. Falls überhaupt jemand in der Nähe war, und falls dieser Jemand überhaupt Interesse hätte, sie zu retten, hätte George immer noch Gelegenheit, Hackfleisch aus ihr zu machen, bevor ihr geholfen werden konnte.
    „Wie viele?“, wiederholte George.
    „Keine“, sagte Anne, ohne nachzudenken. Es schien erstaunlich zu sein, dass sie, konfrontiert mit einer solchen Frage, ihre Nacht mit Daniel vergessen haben konnte, doch als Erstes fielen ihr die langen Jahre der Einsamkeit ein, in denen sie nicht einmal einen Freund gehabt hatte, geschweige denn einen Liebhaber.
    „Oh, ich glaube, dass Lord Winstead da etwas anderes sagen würde“, höhnte George. „Es sei denn ...“ Seine Lippen verzogen sich zu einem unangenehm schadenfrohen Lächeln. „Willst du mir vielleicht erzählen, dass er keinen hochbekam?“
    Sie war sehr in Versuchung, George einen ganzen Katalog an Dingen aufzuzählen, in denen Daniel besser war als er, entgegnete aber nur: „Er ist mein Verlobter.“
    Das brachte George zum Lachen. „Ja, das glaubst du. Lieber Himmel, ich ziehe meinen Hut vor dem Mann. Was für ein Trick. Und hinterher steht sein Wort gegen deines, und keiner wird dir glauben.“ Er schwieg einen Augenblick versonnen, dann sprach er weiter: „Earl zu sein ist wirklich praktisch. Ich wäre damit nicht durchgekommen.“ Er lachte auf. „Aber ich musste dich ja nicht mal fragen. Ich brauchte dir nur zu sagen, dass ich dich liebe, und du hast mir das nicht nur abgenommen, sondern auch noch fest damit gerechnet, dass ich dich heiraten will.“
    Er sah sie an und schnalzte mit der Zunge. „Dummes Ding.“
    „In dem Punkt will ich Ihnen nicht widersprechen.“
    Er legte den Kopf schief und betrachtete sie beifällig. „Ja, ja, was sind wir im Alter doch weise geworden.“
    Inzwischen hatte Anne erkannt, dass sie George weiter zum Reden ermuntern musste. Das zögerte seinen Angriff hinaus und verschaffte ihr Zeit, um sich etwas auszudenken. Außerdem prahlte George meist, wenn er redete, und wenn er prahlte, war er abgelenkt.
    „Ich hatte Zeit, aus meinen Fehlern zu lernen“, sagte sie, und als er kurz zum Schrank trat, um etwas herauszuholen, blickte sie rasch zum Fenster. In welchem Stock befanden sie sich? Würde sie es überleben, wenn sie aus dem Fenster spränge?
    Er wandte sich um, hatte anscheinend nicht gefunden, wonach er suchte, und verschränkte die Arme.
    „Na, das freut mich zu hören.“
    Anne blinzelte erstaunt. Er betrachtete sie fast väterlich. „Haben Sie Kinder?“, platzte sie heraus.
    Seine Miene wurde eisig. „Nein.“
    Und in diesem Augenblick wusste Anne Bescheid. Er hatte seine Ehe nie vollzogen. War er impotent? Und wenn ja, machte er sie dafür verantwortlich?
    Sie schüttelte den Kopf. Was für eine törichte Frage. Natürlich machte er sie dafür verantwortlich. Lieber Gott im Himmel, nun verstand sie endlich das Ausmaß seines Zorns. Es war nicht nur sein Gesicht; in seinen Augen hatte sie ihn entmannt.
    „Warum schüttelst du den Kopf?“, fragte George.
    „Tue ich doch gar nicht“, erwiderte sie, merkte dann aber, wie sie noch immer den Kopf schüttelte. „Beziehungsweise, ich wollte es nicht. Ich mache das oft, wenn ich

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