Ein Ende des Wartens
sprachen. Annika hörte nur mit dem halben Ohr hin und suchte in der schmalen Kühltruhe nach den angebotenen Produkten. Sie wurde fündig, schob den Truhendeckel zur Seite und entnahm eine Packung mit frischem Quark und zwei kleine Käseleibe, die mit verschiedenen Kräutern angereichert waren. Tammy hingegen nahm sich einen neutralen Weichkäse und einen sehr reif riechenden Hartkäse aus der Truhe, und als sie bezahlten, wurden sie von den beiden Einheimischen mit einem freundlichen Lächeln bedacht.
Mit den Waren traten sie zurück in die Sonne und verstauten den Käse und den Quark im Auto, als plötzlich von der Seite ein Kalb auf den Hof gelaufen kam und auf die beiden Freundinnen in einem mittellangsamen Trab zuhielt. Annika stand stocksteif, denn sie hatte keine Ahnung, ob dieses Kalb nicht vielleicht bösartig war und sie rammen wollte. Doch soweit kam es nicht, denn der Bauer wie auch sein Sohn standen schneller vor dem Auto, als die beiden Freundinnen verstehen konnten, dass die Situation keine Gefahr für sie darstellte. Als Entschuldigung führte der Sohn das Kalb am Geschirr mit fort und nahm die beiden Frauen mit auf die Wiese und danach mit in den Stall, wo Annika die Chance bekam, die dort herumtollenden Ziegen zu streicheln. Als Tammy gefragt wurde, ob sie die Ziegen füttern wolle, zierte sie sich und so übernahm Annika die Aufgabe und war erstaunt, wie zutraulich die Ziegen mit ihr umgingen. Sie waren derart zutraulich, dass Annika dachte, dass es auch unter Dreistigkeit fallen konnte, denn jene Ziege, die am größten war und damit auch den Hals am weitesten über die Absperrung recken konnte, suchte mit ihrem Maul schon in ihrer Handtasche, die sie auf den Rücken geschoben hatte.
Als Tammy diese hinterlistige Aktion merkte, schrie sie auf und verbreitete unter den Ziegen eine Hektik, sodass alle auf einmal davonstoben. Der Bauerssohn musste lachen, und auch Annika konnte nicht mehr an sich halten, als ihr Tammy stammelnd berichtete, wie die freche Ziege mit ihrem Kopf schon in Annikas Tasche steckte.
Mit dieser Szene endete auch die Führung über den Bauernhof, und als Annika den Mercedes vom Hof lenkte, musste sie immer noch schmunzeln, wenn sie ihren Blick kurz zu Tammy herüberwarf.
Die tiefer stehende Sonne verlieh den bunten Wiesen einen magischen Anblick. Annika lenkte den Mercedes mit deutlich weniger Geschwindigkeit über die Landstraßen, als erlaubt war und ließ an Einbuchtungen die wenigen Einheimischen vorbei, die auf sie auffuhren. So gelangten die beiden Freundinnen zu dem Strand, an dem sie am gestrigen Morgen hier im Norden und am Meer angekommen waren.
Gleich auf dem Parkplatz war vieles anders, denn nun konnten sie nicht einfach auf diesen drauffahren, sondern mussten Parkgebühren zahlen, und nur weil diese sehr gering waren, bezahlten die beiden Freundinnen die Gebühr und fuhren auf den Parkplatz, der zur Hälfte mit Autos und Wohnmobilen belegt war.
Als sie ausstiegen, sahen sie mehrere Menschen, die vollbepackt vom Strand her kamen, und nun, in vollem Licht, erkannten sie auch, dass sie im Dunkeln die ganze Zeit über einen Schleichweg genommen hatten, denn der Hauptzugang zum Strand lag in der anderen Ecke des Parkplatzes.
Sie nahmen die Badetücher und ein paar Utensilien aus dem Auto mit und folgten dieses Mal dem richtigen Weg. Auf dem Pfad zum Strand kamen sie an mehreren Hinweisschildern vorbei, die sie vor Quallen und anderen Gefahren warnten. Da die beiden aber nicht ins Wasser wollten, lasen sie nur quer über die Hinweise und gingen gleich weiter.
Als sie den Sand erreichten, zogen beide ihre Schuhe und Socken aus und liefen barfuß über den Strand. Die ersten paar Meter war das auch überhaupt kein Problem, doch schon bald merkte zunächst Annika, dass es an dieser Stelle im sandigen Boden mehr Steine und Muscheln gab, als es ihnen lieb war. Sie zog auch gleich ihre Schuhe wieder an und sah, wie auch Tammy zurück in ihre Schuhe schlüpfte.
Mit den Badehandtüchern unterm Arm gingen sie am Strand entlang, musterten die Menschen, die auf dem Sand lagen oder sich im Wasser herumtollten, sahen Beachvolleyballspieler und Kinder, die kleine Sandburgen bauten. Doch es war auch bereits so spät am Abend, dass die Dämmerung bald heraufziehen würde, und die meisten Badegäste waren im Zusammenpacken begriffen. Die Kinder wurden angezogen, die Decken und Tücher zusammengerollt, Schuhe ausgeklopft und Schirme abgespannt. Aber nicht nur Familien und Paare
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