Ein Ende des Wartens
mit ihr in den Urlaub führe.
Das könne ja nur sie sein, witzelte Tammy und wollte keine Antwort haben, sondern drehte sich endgültig vom Meer weg, um zum Wagen zurückzugehen.
Auch Annika ließ vom Meer ab und ging Tammy hinterher. Auf dem Parkplatz war inzwischen eine Leere wie am Vortag in der Frühe eingetreten und auch die Kassiererin für den Parkplatz war nirgendwo mehr zu sehen. Sie klopften die Kleidung und die Decken noch mal aus und verstauten alles im Auto. Annika ließ den Motor an, legte den Gang ein und nun war klar, dass das Abenteuer Meer für diesen Urlaub vorbei war.
Annika nahm sich auf der Heimreise zum Ferienhaus vor, die Kontaktdaten der Vermieterin zu besorgen, um für das nächste Jahr gleich eine Woche, besser zwei Wochen das Haus zu mieten. Ansonsten hatte Annika nicht viel entschieden. Außer, dass sie genau diese Entscheidungen in diesem Moment nicht brauchte. Sie musste keine Entscheidung erzwingen, nur weil das Wochenende so verlaufen war, wie es verlief. Sie wollte sich selbst nicht mehr unter Druck setzen oder setzen lassen, sondern in aller Ruhe entscheiden, was die nächsten Schritte in ihrem Lebensplan waren. Diese Klarheit und Ruhe hatten ihr der Urlaub hier im Norden gebracht, ein Urlaub, der zu Beginn wie eine Flucht wirkte, aus dem aber Schritt für Schritt die Suche nach sich selbst wurde.
24
Das Ferienhaus kam Annika auf eine seltsame Art und Weise so vertraut vor, als wäre sie dort aufgewachsen. Zusammen mit Tammy trat sie in das Haus ein, machte sich einen Kaffee und Tammy einen Tee, und begann ihre Sachen zusammenzupacken.
Es war schon dunkel, als die beiden Freundinnen spät am Abend ihre Sachen ins Auto räumten, und erst jetzt fiel ihnen ein, dass sie ja noch den Schlüssel und das Haus übergeben mussten. Zum Glück sahen sie noch Licht bei der Vermieterin und klopften leise an deren Tür.
Zum Erstaunen war das so späte Klopfen kein Problem für die Vermieterin, die insgeheim auch darauf gewartet hatte, dass die beiden Frauen noch vorbeikamen. Annika fragte nach den Kontaktdaten, erhielt sie von der Vermieterin und buchte ohne großes Nachdenken zwei Wochen im Spätsommer des nächsten Jahres, da es die einzigen zwei Wochen waren, die noch nicht belegt waren. Auf die Frage, mit wie vielen Personen sie denn käme, sagte sie spontan zwei, ließ sich aber die Option offen, auch mit mehr zu kommen.
Die Vermieterin freute es, dass sich ihre Gäste so wohl gefühlt hatten und vertraute den beiden, dass das Ferienhaus aufgeräumt war. Annika und Tammy versicherten, dass alles in Ordnung sei, erhielten die Kaution zurück, und da alles geklärt war, verabschiedeten sie sich von der Vermieterin, erhielten gute Wünsche für die Rückreise und stiegen in den Wagen.
Auf den ersten Kilometern schaute Tammy noch etwas sehnsüchtig ins inzwischen tiefe Dunkel der Landschaft, die vom wolkenlosen Mond beschienen wurde. Doch kaum, dass sie auf die Autobahn aufgefahren waren, drehte sie an der Stellung des Sitzes und legte sich schlafen. Annika machte es nichts aus, dass ihre Freundin neben ihr schlief, denn sie war mit ihren Gedanken sowieso an einem völlig anderen Ort.
Auf der Autobahn waren so gut wie keine Autos zu sehen; nur der leidige LKW-Verkehr war nach dem Wochenendfahrverbot wieder aufgekommen. Doch da Annika den Mercedes auf Richtgeschwindigkeitsniveau bewegte, waren zu überholende LKW kein größeres Problem. So gelangte sie in einen Fahrrhythmus, der die ersten einhundert Kilometer wie im Flug vergehen ließen.
Der Bruch kam dann nach knappen einhundertfünfzig Kilometer. Sie waren gerade an einer größeren Stadt vorbeigefahren, und Annika fühlte sich mit einem Mal schläfrig. Die Augen wollten ihr zufallen, und ehe sie die Entscheidung traf, auf einem Rastplatz rauszufahren, spürte sie, wie sie in einen Sekundenschlaf fiel, aus dem sie schreckhaft aufwachte. Kein anderes Fahrzeug war auf der Autobahn zu sehen, sodass niemand – vor allem auch nicht Tammy – mitbekam, dass der Benz wie auf der Hinfahrt die rechte Spur in Richtung linke verlassen hatte und einen leichten Schlenker fuhr, um zurück in die Mitte der Fahrbahn zu gelangen. Annika steuerte nach der neuerlichen Erfahrung gleich den ersten Parkplatz an und atmete tief durch.
Erst auf dem Parkplatz öffnete Tammy die Augen und wunderte sich, wo sie sich befanden. Annika erklärte ihr, dass sie ein wenig Bewegung brauche und gemeinsam stiegen sie aus dem Benz in die abgekühlte
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