Ein endloser Albtraum (German Edition)
statt der vorgesehenen acht nur sieben, aber die waren endgültig dabei und darüber waren wir glücklich. Na ja, wir waren über uns beide glücklich und die übrigen fünf waren okay. Ich werde versuchen sie so zu schildern, wie sie damals waren – oder wie sie meiner Ansicht nach waren –, denn sie haben sich natürlich verändert und mein Wissen über sie hat sich geändert.
Ich hatte Robyn zum Beispiel für ruhig und ernst gehalten. Sie bekam alljährlich Belobigungen, weil sie sich besonders bemühte, und sie tat viel für die Kirche, aber ich wusste, dass da noch mehr in ihr war. Sie wollte gewinnen. Man sah es beim Sport. Wir waren im gleichen Basketball-Team und einiges an ihrer Spielweise war mir peinlich. Zum Beispiel ihre Entschlossenheit. Von dem Augenblick an, in dem das Spiel begann, war sie wie ein Helikopter auf Hochtouren, flitzte und schoss überall herum und stieß die Leute einfach zur Seite, wenn es nötig war. Wenn die Schiedsrichter schwach waren, konnte Robyn in einem Spiel genauso viel Schaden anrichten wie ein Kampfhubschrauber. Sobald das Spiel zu Ende war, schüttelte Robyn jedem Spieler die Hand, sagte »Gut gespielt« und war normal wie immer. Sehr merkwürdig. Robyn ist klein, aber kräftig, stämmig und sehr ausgeglichen. Sie gleitet leichtfüßig über den Boden, während die anderen mühsam dahinstapfen, als wäre er aus Schlamm.
Allerdings sollte ich Fi davon ausnehmen, weil sie ebenfalls leicht und graziös ist. Für mich war Fi immer etwas Besonderes; ich blickte zu ihr auf, weil sie vollkommen war. Wenn sie etwas tat, das nicht richtig war, sagte ich: »Tu das nicht, Fi! Du bist mein Vorbild!« Ich liebe ihre zarte, schöne Haut. Sie hat, was meine Mutter ein schön geschnittenes Gesicht nennt.
Sie sieht aus, als hätte sie nie in ihrem Leben schwer gearbeitet, wäre nie in die Sonne gegangen, hätte sich nie die Hände schmutzig gemacht, und all das stimmt, weil sie im Gegensatz zu uns Landbewohnern in der Stadt lebt und Klavier spielt, statt Schafen Medizin einzuflößen oder Lämmer zu kennzeichnen. Ihre Eltern sind beide Anwälte.
Kevin hingegen ist eher der typische Landbewohner. Er ist der Älteste von uns, aber er ist Corries Freund und deshalb musste er mitkommen, sonst hätte sie sofort das Interesse an der ganzen Sache verloren.
Das Erste, was einem an Kevin auffällt, ist sein breiter, breiter Mund. Das Zweite sind seine Hände. Sie sind riesig, wie Maurerkellen. Es ist allgemein bekannt, dass er ein Riesenego hat und gern den Ruhm für alles und jedes in Anspruch nimmt; ich ärgere mich oft genug darüber, aber ich halte ihn trotzdem für das Beste, was Corrie in ihrem Leben passiert ist, denn bevor sie anfing mit ihm zu gehen, war sie zu ruhig und unauffällig. Kevin und sie unterhielten sich in der Schule oft und dann erzählte sie mir, wie feinfühlig und fürsorglich er ist. Obwohl es mir nur selten auffällt, bemerke ich, dass sie um vieles selbstsicherer ist, seit sie mit ihm zusammen ist, und das gefällt mir.
Ich stellte mir immer vor, wie Kevin in zwanzig Jahren Präsident der Messe-Gesellschaft sein, an den Samstagen für den Klub Cricket spielen, über die Preise für Lämmer reden und seine drei Kinder aufziehen wird – vielleicht mit Corrie. Das war die Welt, an die wir gewöhnt waren. Wir dachten niemals ernsthaft daran, dass sie sich sehr verändern würde.
Lee lebt genau wie Fi in der Stadt. Wir pflegten Lee und Fi aus Wirrawee zu singen. Aber das ist schon alles, was sie gemein haben. Lee ist genauso dunkel, wie Fi hell ist. Er hat schwarze Haare, einen Bürstenschnitt, dunkelbraune, intelligente Augen und eine angenehme, weiche Stimme, die manchmal die Enden einiger Wörter verschluckt. Sein Vater ist aus Thailand und seine Mutter aus Vietnam und sie führen ein Restaurant, in dem asiatische Speisen angeboten werden. Es ist ein sehr gutes Restaurant; wir haben oft dort gegessen. Lee versteht viel von Musik und Kunst; eigentlich versteht er von allem sehr viel, aber wenn ihm etwas nicht gelingt, kann er sehr ärgerlich werden. Dann schmollt er tagelang und spricht mit niemandem.
Der Letzte ist Homer, der weiter unten an meiner Straße wohnt. Er ist wild und abscheulich. Es ist ihm egal, was er tut oder was andere davon halten. Ich erinnere mich noch heute daran, wie wir als kleine Kinder zum Lunch zu ihm nach Hause gingen. Mrs Yannos versuchte Homer dazu zu bringen, dass er Rosenkohl aß. Die beiden stritten lautstark und schließlich
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