Ein Fall von Liebe
aber hübsch eingerichtet. Sie ist frei. Wenn du sie brauchen kannst, würde ich mich sehr darüber freuen.«
Peter konnte ihn endlich anblicken. Die Brillengläser blitzten. Das Lächeln war wohlwollend, förderte nichts. Er wirkte sehr herrenhaft und nett. »Hör mal, Walter, ich weiß nicht, ob du das verstehst. Ich werde wahrscheinlich eine mir viel bedeutende Freundschaft mit Tim schließen.«
»Ja, das hoffe ich sehr für dich. Er braucht dich. Und das ist ein Grund mehr, daß du eine hübsche Wohnung hast, in der ihr zusammen sein könnt. Es wird für ihn nicht immer möglich sein, dich in seiner Wohnung zu haben. Wenn solche Affären dauern sollen, ist ein gewisses Maß an Unabhängigkeit sehr wichtig.«
»Ich glaube, ich wäre dafür, wenn Tim auch dafür ist.« Das war alles so neu für ihn. Wenn Tim wünschte, daß er eine anständige eigene Wohnung hatte, konnte er Walters Angebot nicht ausschlagen. »Und wenn ich nun die Wohnung nähme, was würde Tim dann denken!«
»Er würde sich bestimmt sehr freuen. Hast du ein Bankkonto?«
Peter lachte. »Wofür?«
»Gleich um die Ecke ist eine Filiale von Chase. Ich werde morgen ein Bankkonto für dich eröffnen. Du gehst vielleicht am Nachmittag dort vorbei, wegen der Unterschrift und so weiter.«
»Was soll ich damit tun? Du weißt doch, ich habe keine Stellung.«
»Ich habe auch keine. Aber wir brauchen beide Geld.«
Peter warf den Kopf zurück und lachte. »Du bist ein sehr komischer Mensch. Aber jetzt sei einmal ernst. Ich nehme kein Geld.«
»Natürlich nimmst du es nicht. Wenn du es tätest, würde ich dir eine Zehndollarnote geben und Lebewohl sagen. Laß mich nur machen.«
»Ich glaube, ich werde von Minute zu Minute betrunkener. Ich verstehe überhaupt nichts mehr.«
»Morgen wirst du’s sicher verstehen.« Er stand auf, ging zu einem hübschen Schreibtisch und wühlte in einem Schubfach. Er kam mit einem Schlüsselbund wieder und reichte es Peter. »Acht-C. Du bist wahrscheinlich müde. Möchtest du noch etwas essen? Nun, warum gehst du dann nicht hinauf und wirfst einen Blick in die Wohnung? Wenn du willst, kannst du dort die Nacht verbringen und morgen einziehen. Es ist alles vorhanden. Wenn du etwas brauchst, es ist dort ein Haustelefon, das mit mir hier verbunden ist. Ich kann immer Laszlo hinaufschicken. Ich kann dir gar nicht sagen, was für ein wunderbarer Tag dies für mich gewesen ist.«
Peter stand auf. Er schwankte ein wenig. »Es war ein ganz erstaunlicher Abend. Du bist ein großartiger Kerl, selbst wenn ich nicht weiß, was das alles soll.«
»Ich dachte, ich hätte es dir erklärt. Aber wir können morgen weiter darüber sprechen. Komm, wenn du auf der Bank gewesen bist, her! Ich bin den ganzen Nachmittag zu Hause. Wenn du nicht weißt, was du tun sollst, bis Tim wieder da ist, dann kannst du bei mir zu Abend essen.«
»Ich würde das gern tun. Nur, was ist, wenn ich diese... diese... verrückte Sache nicht wieder machen will?«
»Das liegt ganz bei dir, mein Junge. Fühl dich zu nichts verpflichtet. In keinem Fall. Vielleicht ergibt sich im Laufe des Tages noch etwas Interessanteres. Aber du kannst mir noch einen großen Gefallen tun. Gib mir meinen Morgenrock jetzt zurück.«
Peter lächelte, tat es und reichte ihn ihm dann. Walter betrachtete Peters Körper noch einmal genau. »Einer der schönsten? Vielleicht der schönste. Eine vollkommene Haut. Ihr beide, du und Tim, werdet ein sehr schönes Paar bilden. Und jetzt kannst du dich anziehen.« Peter drehte sich um und wollte in das Ankleidezimmer gehen.
»Aber das Allerschönste, was ich je gesehen habe, ist dein Popo.«
Peter lachte. »Es ist nicht fair, hinter meinem Rücken zu reden.«
E R STAND INMITTEN des Wohnzimmers und blickte um sich. Es war ähnlich wie das unten eingerichtet, nur bescheidener. Die Möbel waren dunkel und schwer, und es hatte die seltsame hermetische Atmosphäre, die ihm das Gefühl gab, von der Stadt draußen ganz abgeschnitten zu sein. Mit Tim würde er hier in einer geheimnisvollen, köstlichen Intimität eingeschlossen sein. Allein der Gedanke daran verschlug ihm den Atem. Etwas Rebellisches regte sich in ihm, vermischt mit der Erregung, die diese Aussicht in ihm auslöste. Sein Leben war ihm aus den Händen genommen. Er dachte an Charlies Worte beim Abschied in der letzten Nacht. Mach dir nichts vor, sagte er sich, es ist da nichts mehr zu erhoffen. Denk an die Zukunft. Keine schäbigen möblierten Zimmer. Keine Chance mehr, jemanden
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