Ein Fall von Liebe
gelungen, mit so wenigen Worten so viel zu sagen. ›Etwas wird geschehen.‹ Er lehnte sich in dem Sessel zurück und lachte. Tim hatte auch sehr gelitten. Das war erregend und wunderbar. Er hatte sich das noch gar nicht klargemacht. Er sprang auf, zog sich hastig aus und duschte nochmal. Er dachte daran, nackt zu bleiben, fand dann aber doch, es würde obszön wirken, wenn er ihn so empfing. Tim würde angezogen sein, und er mußte es darum auch. Er zog sich sorgfältig an, wählte Sachen, von denen er glaubte, daß er darin am besten aussah. Er holte Eis und Flaschen aus dem Kühlschrank, arrangierte die Blumen, versuchte, an nichts zu denken. Nach einer Ewigkeit klingelte es. Er eilte zur Tür und riß sie auf. Einen Augenblick sah er nur blau, dann stand Tim bereits im Flur. Er stellte einen kleinen Koffer hin, legte Hut und Mantel ab und schloß Peter in seine Arme. Er stöhnte, als ihre Münder sich begegneten. Sie küßten sich einen langen Augenblick. Dann lösten sich ihre Körper voneinander, und jeder lehnte sich ein wenig zurück, wobei sie sich an den Ellbogen hielten und ihre Hüften sich berührten, und sie schwankten ein wenig, als ihre steifen Glieder durch den Stoff hindurch miteinander spielten.
»Daß du angezogen bist! Ich glaubte, du seist bereit für mich.«
»Ich habe daran gedacht, fand dann aber, es könnte unanständig wirken. Ich habe dir allerlei zu sagen. Ist es dir wirklich recht, daß ich hier bin?«
»Warum machst du ein so besorgtes Gesicht? Er hat sie dir gegeben, weil er in dich verliebt ist. Was ist also dabei?«
»Das ist es nicht allein. Er hat mir fünfzigtausend Dollar geschenkt.«
»Du lieber Gott!« Tim starrte ihn an. Dann lächelte er. »Das ist ja nicht zu glauben. Du hast ihn verrückt gemacht. Nicht, daß das sehr viel Geld für ihn wäre. Er kann es entbehren.«
»Ich habe es noch nicht angenommen. Ich mußte erst mit dir darüber sprechen. Was soll ich tun?«
»Wir können später darüber sprechen. Im Augenblick kann ich keinen klaren Gedanken fassen. Laß uns ins Bett gehen. Bitte. Du weißt nicht, wie das für mich gewesen ist. Ich habe immerzu an dich denken müssen.«
»Ich auch an dich. Aber ich mußte dir das erst sagen. Ich möchte nur das tun, was du willst.«
»Na, dann komm. Ich möchte sehen, ob das, was ich bekomme, fünfzigtausend Dollar wert ist.«
»Tim.«
»Ja?«
»Dies ist nicht nur ein kurzes Liebesspiel, sondern bedeutet dir etwas, nicht wahr?«
»Bist du verrückt? Zwei Tage lang bin ich gar nicht bei mir gewesen. Ich weiß nicht, warum man mich nicht entlassen hat. Es wäre mir gleich gewesen. Ich wäre sogar froh darüber gewesen. Ich hätte dann schon viel früher wieder hier sein können. Dies ist das Größte, was mir geschehen ist – ich weiß nicht, vielleicht in meinem ganzen Leben. Du hast das gewußt, als wir uns trennten.«
»Ich habe es gehofft. Darum haben Walter und diese Wohnung mich bedrückt. Wir werden später noch einmal darüber sprechen, wenn du nur weißt, daß ich in allem so sein möchte, wie du es dir von mir wünscht.«
»Ich glaube nicht, daß du dich dafür sehr wirst anstrengen müssen. Aber bitte, bitte, erbarme dich meines schmerzenden Schwanzes. Ich will jetzt mit dir ins Bett.«
»Das will ich auch.«
»Nun, dann komm.«
»Wir müssen uns erst einmal loslassen, wenn wir ins Bett gehen wollen.«
»Ich weiß. Das ist eben das Schwere.«
»Wenn man sich so liebt wie wir, dann verblaßt alles andere daneben.«
Tim packte seine Arme. »Komm.«
Es war keine Zeit für ein ausgeklügeltes Liebesspiel. Peter wußte, daß es gar nicht zu den für seine besonderen Wünsche notwendigen Vorbereitungen kommen würde. Es geschah in Minuten mit Händen und sich umklammernden Körpern. Sie ergossen sich gleichzeitig.
Danach lagen sie vereint. Tim stützte sich dabei auf einen Ellbogen, und eine große Hand fuhr durch Peters Haar. »Du bist es, du bist es wirklich, Strolch. Ich habe so entsetzlich lange auf dich gewartet. Nicht zwei Tage, meine ich, sondern Jahre. Ich glaubte allmählich, du würdest nie auftauchen. Jetzt bist du mein. Der Brummbär. Wer hätte das je gedacht?«
»Ich hätte es, wenn jemand mir von dir berichtet hätte. Und wie wäre es, wenn wir diesen Namen jetzt begrüben? Der Brummbär ist tot. Solange es ihn gab, war es ein ganz hübscher Scherz.« Er betrachtete Tims Gesicht: das blonde Haar, das ihm in die Stirn fiel, die weit auseinander stehenden Augen, die hohen, ziemlich starken
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