Ein Fall von Liebe
die Neuigkeit zu verkünden. Er und Hattie gingen in ein schäbiges kleines Büro in der West 46. Street, um die Verträge zu unterschreiben. Beide für die gleiche kleine Gage, obwohl Hatties Rolle viel kleiner war. Er fand das Ganze gräßlich. Er hatte nie an die Aufführung geglaubt, und jetzt saß er mitten drin. Natürlich hatte Hattie recht. Es konnte ein Sprungbrett sein. Es hatte endlich begonnen.
Er suchte C. B. auf dem Heimweg auf, nachdem er im Büro gekündigt hatte. Er überlegte, wie er es ihr beibringen könnte. Wie hatte er sich da so tief hineinziehen lassen kön-nen, ohne vorher mit ihr zu sprechen, ihr anzudeuten, was geschehen könnte? Nichts konnte den Schlag mildern. Wenn er sich das ausgemalt hatte, hatte er sich immer gesagt, er könnte da Namen erwähnen, den eines Stars, eines Schriftstellers, eines Regisseurs, Namen, die ihr imponierten. Aber dies war nur eine schäbige, drittklassige Aufführung, die, ohne eine Spur zu hinterlassen, wenige Tage nach der Premiere abgesetzt werden würde. Er konnte es ihr nicht übelnehmen, wenn sie es ihm nie verzieh.
Sie empfing ihn erfreut wie immer. »Du siehst wieder so gut aus. Eine Weile wirktest du ziemlich mitgenommen. All diese Partys sind gewiß erschöpfend gewesen. Die Donaldsons übertreiben immer alles. Wie attraktiv du bist!« Sie drückte seine Hand ein wenig und ging zu ihrer Bar und mixte ihnen einen Cocktail. »Wie geht es Hattie?«
»Sehr gut. Sie hat ein Engagement.«
»Wie herrlich! In einem Theaterstück?«
Sie kehrte mit den Drinks an den Tisch zurück und setzte sich.
»Ja. Es ist zwar keine große Rolle, aber es ist wunderbar für sie. Ob das Stück Erfolg haben wird, weiß ich nicht recht.«
»Das Theater ist das reine Glücksspiel. Eben aufwärts und dann abwärts. Trotzdem freut es mich unendlich für sie.«
»Ich habe noch eine Neuigkeit, eine ziemlich wichtige.« Es mußte so klingen, als sei er sehr glücklich darüber, wenn er sie positiv stimmen wollte. »Ich habe eine der Hauptrollen darin.«
»In dem Stück?« Sie blickte ihn an, hob beide Hände und ließ sie in ihren Schoß fallen. Ihr Gesicht war völlig ausdruckslos. »So ist es also doch dazu gekommen. Ich wußte, daß es unvermeidlich war. Ach, mein Liebster, du betrübst mich.«
»Bitte, C. B., das Theater ist nicht mehr so, wie du glaubst. Ich meine, viele durch und durch anständige Menschen gehen heute zur Bühne. Jimmy Stewart war in Princeton.«
»Ich weiß mein Liebster, die Welt ändert sich, aber ich kann es nicht ertragen, zu sehen, daß du dir das antust. Natürlich wirst du ein Star.« Sie sagte das in so düsterem Ton, daß Charlie lachen mußte.
»Wäre dir das nicht lieb? Alle sagen immer wieder, ich würde ein erfolgreicher Schauspieler werden.«
»Das habe ich auch gesagt. Aber das macht es nicht leichter. Du sagst, das Stück sei nicht sehr gut. Was wirst du tun, wenn es abgesetzt wird?«
»Der Sommer kommt bald, und man findet immer leicht ein Engagement an einem Sommertheater. Es ist eine große Rolle. Selbst wenn das Stück nur eine Woche läuft, werden mich alle sehen. Ich meine, alle Theaterleute.«
»Ja, natürlich. Nun, was kann ich tun, um dich davon abzuhalten? Ich rede nicht gern von meinem Testament. Aber natürlich ändert das alles. Ich werde dich enterben müssen, mein Liebster.«
»Ach, C. B., ich will dein Geld nicht. Ich werde wahrscheinlich sowieso einen Haufen verdienen. Ich wünsche mir nur, daß du ewig lebst.«
»Das ist reizend, aber ich glaube nicht, daß ich ewig lebe. Du verschmähst also mein Geld? Du würdest ganz hübsch reich werden, weißt du.«
»Ich kann jetzt nicht zurück«, sagte er, fast wünschend, er könnte es. »Ich habe heute im Büro gekündigt.«
»Wahrscheinlich steckt Hattie dahinter. Ich fürchte, ich werde sie noch hassen.«
»Aber C. B., es klingt fast so, als ob ich dir etwas Schreckliches antun würde.«
»Nein, nein, was du dir selbst antust, das betrübt mich. Natürlich ist das auch egoistisch. Du bist immer eine solche Freude für mich gewesen, jetzt werde ich zusehen müssen, wie du dich selber mit dem Mob gemein machst, dich seinem Geschmack anpaßt. Ich freue mich für die arme kleine Sapphire, aber möchtest du dich auf die gleiche Stufe mit ihr stellen? Du bist so sensibel. Du mußt deine Sensibilität mit der Wurzel ausreißen, oder du wirst niedergetrampelt. Du warst immer für alles Edle und Schöne im Leben empfänglich. Ich würde es nicht zulassen, mir
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