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Ein Fall von Liebe

Ein Fall von Liebe

Titel: Ein Fall von Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gordon Merrick
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arbeite.«
    Er machte kehrt und ging hinaus. Es war unvorstellbar. Da war er auf der Straße ohne einen Job. Seine Theaterlaufbahn war zu einem vorzeitigen und zumindest vorübergehenden Ende gekommen. Natürlich war er nicht wirklich hinausgeworfen worden; damit, daß er Mars geschlagen hatte, hatte er nur sagen wollen, er habe es satt. Er war froh, mit dem Stück nichts mehr zu tun zu haben, sagte er sich, seine Aktentasche schwingend. Eine zehntrangige Provinzaufführung. Wahrscheinlich würde das Stück nur einmal gespielt werden. Arme Hattie. Sie würde sich weiter damit abplagen müssen und davon träumen, ein Star zu werden. Es war alles sehr rührend. Man brauchte es nicht einen Augenblick zu bedauern. Aber hinter diesen beruhigenden Gedanken lauerte die Angst. Er beschleunigte den Schritt. Es drängte ihn nach Hause, um sich den Schmutz dieses fürchterlichen Probensaals abzuwaschen und das Ganze zu vergessen.
    Als er zu Hause anlangte, schien ihm ein Drink wichtiger als eine Dusche. Er trank mehrere Whisky und begann sich wieder sicherer zu fühlen. Er konnte wenigstens der Situation mit einer gewissen Gleichgültigkeit ins Auge sehen. Sein Leben schien auseinanderzufallen. Er hatte das aufgegeben, woraus ein sehr interessanter Job zu werden versprach; er hatte kein Geld. Ihre Schulden wuchsen immer noch an. Die Saison war fast vorüber; es bestand wenig Hoffnung, daß er vor dem Sommer eine andere Rolle finden würde. Wie sollten sie die beiden nächsten Monate durchstehen? Er war nur ein paar Tage nicht im Büro gewesen. Vielleicht konnte er hingehen und erklären, er habe einen Fehler gemacht und sei bereit, zurückzukehren. Sie hatten ihn nur ungern gehen lassen. Nur dann würde Hattie nie wieder mit ihm sprechen oder ihm seine sofortige Kapitulation in einem fort vorwerfen, so daß sie nicht weiter zusammenleben könnten. C.  B. hatte wieder einmal recht gehabt; das Theater war etwas Scheußliches. Erst Meyer Rapper. Jetzt dies. Wie konnte jemand mit auch nur ein wenig Selbstachtung mit einem Typ wie diesem Mars arbeiten? Dennoch wurde der allgemein als ein glänzendes neues Talent betrachtet. Billig und kitschig. Er stand abrupt auf, goß sich noch einen Whisky ein und trank einen großen Schluck. Jetzt war ihm schon besser. Man mußte es in der richtigen Perspektive sehen. Das war wichtig. Es war alles Hatties Schuld. Daran bestand kein Zweifel. Hattie, die sich zwischen ihn und Peter gedrängt hatte, Hattie, die ihn dazu überredet hatte, seinen Job aufzugeben, Hattie, die ihn schließlich C.  B. entfremdet hatte. Hatties Schulden, Hatties Liederlichkeit, die es ihm unmöglich machte, sich in seiner eigenen Wohnung wohl zu fühlen. Der Geruch von Hattie an jenen schrecklichen Tagen in jedem Monat, bei dem er das Gefühl hatte, ersticken zu müssen. Er leerte sein Glas und goß sich noch einen ein. Was sollte er tun? Es vergessen. Er hatte jetzt keine Angst mehr. Er konnte dem gleichgültig ins Auge sehen, daß er zwei Monate lang nichts verdiente, arbeitslos war und daß er auch auf einer Sommerbühne keine Beschäftigung finden würde. Was spielte das alles schon für eine Rolle? Nichts im Leben lohnte es, viel Aufhebens davon zu machen. Endlich war er weise geworden. Er würde mit C.  B. über das alles sprechen und sie es ausbügeln lassen. Er aß Reste aus dem Kühlschrank und trank weiter, setzte sich mit einer Flasche ins Wohnzimmer und dämmerte ein.
    Plötzlich stand Hattie, vor Empörung kochend, mitten im Wohnzimmer. »Großartig. Wirklich großartig. Du wirst eine glänzende Karriere machen.«
    »Ach, vergiß es«, brummte er.
    »Jack Dempsey in Person. Ich habe es Andy ausgeredet, die Sache vor den Verband zu bringen. Aber davon wird auch nichts besser. Wir dürfen nicht grob zu dem großen Mr. Mills sprechen. Wir dürfen den großen Mr. Mills nicht kritisieren. Wenn es dem großen Mr. Mills nicht paßt, geht er raus.« Es war ein spöttisches Clownsgesicht, das sich über ihn beugte und obszöne Grimassen schnitt.
    »Laß das. Mich interessiert das alles nicht.«
    »Natürlich nicht. Du kannst mit Peter ins Bett gehen, aber du kannst nicht mit Meyer Rapper ins Bett gehen, obwohl er dir die größte Chance deines Lebens bietet.«
    »Nein, das kann ich nicht«, schrie er.
    »Andy hat recht. Du bist ein Schwuler. Nicht ein schlichter, gewöhnlicher Schwuler, sondern einer mit Idealen. Du kannst dich nicht um des Spaßes oder des Nutzens willen einlassen. Du mußt den Jungen deiner

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