Ein Fall von Liebe
Träume haben. Jeder wirkliche Mann hätte sich Meyer Rapper hingegeben und die Rolle bekommen.«
»Du Flittchen, du gemeines Flittchen!« Er sprang vom Stuhl auf.
Hattie wich nicht zurück. »Fein. Jetzt wirst du mich wohl auch schlagen! Warum wirst du kein Berufsboxer?«
»Du würdest mit jedem ins Bett gehen, wenn du glaubtest, er könnte dir zu einer Rolle verhelfen.«
»Wenn man bedenkt, wie die meisten Männer im Theater sind, dann kann das, glaube ich, kaum ein Problem sein. Aber ja, verdammt, ich würde es tun. Ich will ein Star werden, und um das zu erreichen, sind mir alle Mittel recht.«
»Du bist nichts als eine Hure. Eine schmutzige Hure. Vielleicht sollte ich dir eine kräftige Tracht Prügel geben.«
»Ich habe keine Angst vor dir. Wenigstens habe ich erreicht, daß du diesen jämmerlichen Job aufgegeben hast. Du hast jetzt Zeit, herumzugehen und etwas zu tun. Wenn das bedeutet, mit jemandem zu schlafen, dann überleg dir’s lieber zweimal, ehe du das. Angebot ablehnst. Dein süßer Junge kann dir nicht helfen.«
»Du bist wirklich gemein. Gemein und blöde. Du möchtest aus mir auch gern eine Hure machen, nicht wahr? Wir würden ein feines Paar bilden. Nun, es wird dir nicht gelingen, verstehst du? Ich werde jeden Penny, auf den ich die Hand legen kann, eingeschlossen das Hochzeitsgeschenk deiner Eltern, nehmen und davon die Rechnungen bezahlen. Ich hätte das schon vor Wochen tun sollen. Vielleicht werde ich sogar ein paar von deinen wertvolleren Schmuckstücken verkaufen. Und wenn wir das alles bereinigt haben, können wir uns hinsetzen und zusammen hungern.«
»Du Arschloch. Versuch das nur mal, dann kannst du was erleben. Es ist mein Geld, denk daran.«
»Ich höre soviel von deinem Geld, aber es scheint nie etwas davon bezahlt zu werden. Im übrigen hat dein Vater es mir anvertraut. Und darum kannst du ihm den Abschiedskuß geben.«
»Ich warne dich, Charlie Mills. Ich habe meine eigenen Pläne mit dem Geld. Gott, wie konventionell und kleinlich du bist! Rechnungen bezahlen!«
»Das ist lächerlich, nicht wahr? Von dem Geld zu leben, das man wirklich hat. Ich kann nicht warten, bis du einsiehst, wie das ist. Natürlich, gib deinen Job auf. Werde Schauspieler. Ich wette, du verdienst bei dieser herrlichen Aufführung nicht einmal so viel, wie ich in einer Woche verdient habe. Du bist nicht einmal eine gutbezahlte Hure.«
»Ach Gott, erlöse mich. Wenn du weiter über Geld zeterst, wird es dir noch leid tun.«
»Mir leid tun? Was willst du denn tun?«
»Sei froh, wenn du das nicht weißt. Versuche bloß nicht, mein Geld anzurühren. Ich warne dich.«
»Gut, du hast mich gewarnt, und nun geh. Ich kann dich nicht mehr sehen. Er ließ sich wieder in seinen Sessel fallen und goß sich noch einen Whisky ein.
Sie stand keuchend vor ihm. Bewußt langsam nahm sie einen großen Teil ihres Schmucks ab und ließ ihn klirrend auf den Schreibtisch fallen. Er konnte spüren, wie die Feindseligkeit zwischen ihnen stärker wurde. Durch sein Trinken war er im Nachteil; es war ihm nicht ganz gelungen, die Oberhand zu gewinnen.
Sie verließ das Zimmer. Er deutete das als einen Rückzug. Sie konnte ihm nicht lange die Stirn bieten, aber die Umstände hatten ihr eine neue Waffe gegeben. Er dachte an die kommenden Wochen, daß sie triumphierend tagtäglich zu den Proben gehen würde, daß sie ihn unausgesetzt verspotten würde, wenn seine Wege in die Theaterbüros erfolglos blieben. Bei Gott, er würde das nicht hinnehmen. Er würde wirklich ihr Hochzeitsgeschenk benutzen. Das würde sie wütend machen; er würde dafür sorgen, daß auch sie die Rolle in dem Stück verlor. Schwuler! Sie würde dafür zahlen.
Sie kam wieder herein, genauso feindselig wie vorher und räkelte sich vor ihm in einem Morgenrock.
»Noch immer schmollend? Ach, ich will dich nicht dabei stören. Du bist so betrunken, daß du nicht einmal einen guten Fick abgeben wirst.«
»So? Das werden wir ja sehen.« Er erhob sich mühsam aus dem Sessel, schwankte ein wenig und begann sich auszuziehen. »Weiß Gott, ein Fick ist alles, wofür du taugst.« Er zog Schuhe und Strümpfe aus und ging an ihr vorbei, während er seine Hose fallen ließ. Er eilte ins Badezimmer und suchte unter ihren Kosmetika nach der Vaselinetube. Er hatte sie mit ihr nicht ein zweites Mal benutzt, und jetzt mußte er es. Sie würde vor ihm auf dem Bauch kriechen. Er wollte sehen, wie sie sich unter ihm wand, grunzend und keuchend wie ein Tier. Er spürte, wie
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