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Ein Fall von Liebe

Ein Fall von Liebe

Titel: Ein Fall von Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gordon Merrick
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Zählst all die Rechnungen zusammen!« Sie lachte, faßte ihn unter und blickte ihn schelmisch an. »Ich weiß jemand, der einen Drink braucht.«
    E R DACHTE DARAN, einen Drink zu nehmen, auf dem Heimweg eines dunklen Winternachmittags, als er stehen blieb und sich die Schaufenster von Bergdorf ansah. Als er am letzten angelangt war und weitergehen wollte, merkte er, daß ein Mann dicht neben ihm stand. Er blickte starr geradeaus, um sich nicht den geringsten Anschein des Interesses zu geben.
    »Haben Sie heute abend was vor?« flüsterte eine Stimme. Er wollte eine grobe Antwort darauf geben, aber da wurde ihm klar, wer ihn angesprochen hatte. Er drehte sich langsam um, wußte nicht, was für ein Gesicht er machen sollte, wußte nur, daß er auf diese Begegnung völlig unvorbereitet war. Peter warf den Kopf zurück und lachte.
    »Wie geht’s meinem besten Freund? Ich hatte dir ja gesagt, ich würde dir nachgehen, wenn ich dich auf der Straße sähe. Es mußte früher oder später dazu kommen, und da dachte ich, ich könnte es jetzt erledigen.«
    Charlie blickte ihn an. Er war verwirrend schön, wie ein halbvergessener Traum. Er trug einen hübschen Mantel malerisch wie einen Unhang über die Schultern geworfen. Er war sehr elegant angezogen, als ob das Geld bei ihm keine Rolle spielte. Seine Haut, die lange die Sommerbräune behalten hatte, war jetzt blaß und glänzend. Das goldblonde Haar war vom Wind zerzaust. Charlie brachte kein Wort heraus. Aus Verlegenheit? Aus Freude? Oder nur weil es nichts weiter zu sagen gab? Er wußte es nicht.
    »Geht es dir gut, Liebster?« Peter blickte ihn prüfend an. »Du wirkst nicht gerade feurig.«
    Charlie blickte sich nervös um. »Mach dir meinetwegen keine Gedanken«, sagte er, seine Stimme wiederfindend.
    Peter lachte. »Immer noch in Sorge, daß jemand sich etwas denken könnte? Hör mal, Champ, in New York wimmelt es von Schwulen. Auf einen mehr oder weniger kommt es nicht an.« Er machte eine weibische Bewegung mit der Hand. »Nun, ich werde versuchen, einen gewissen Abstand zu wahren. Bist du auf dem Heimweg zu deiner kleinen Frau?«
    »Du hast natürlich davon gehört. Du siehst prächtig aus.«
    »Deine Schwester schafft’s. Komm, laß mich dir einen Drink spendieren. Ich glaube, du könntest einen gebrauchen.«
    Charlie sah auf seine Uhr. Er wußte, er mußte sich so schnell wie möglich von ihm trennen. Er hatte ein leeres Gefühl im Magen. Sein Herz schlug heftig, und er war bedenklich den Tränen nahe. »Es darf aber nicht lange dauern«, murmelte er.
    Peter zupfte an seinem Mantel, und sie gingen im Gleichschritt nebeneinander. »Es ist ein Wunder, daß man sich so trifft«, sagte er in einem Plauderton, der Charlie neu war. »Ich meine, ausgerechnet jetzt. Weißt du, zu wem ich gleich gehen werde? Zu Sapphire.«
    »Du machst einen Witz.« Die Erinnerung an den Sommer wurde wieder lebendig. Charlie gingen jetzt die Worte leicht von den Lippen. »Es ist wirklich unglaublich. Ich habe natürlich alle Kritiken gelesen. Sie hat einen großen Erfolg. C.  B. war in der Premiere. Ich muß sagen, sie hat sich fabelhaft benommen. Hast du die Aufführung gesehen?«
    »Noch nicht. Heute ist eine Party in Harlem, zu der Hughie Hayes mich eingeladen hat. Sie wird vor der Vorstellung auch dort sein. Ich wünschte, du könntest auch kommen. Wie wär’s mit dieser Bar?«
    Sie gingen hinein. Ein Garderobenfräulein saß hinter einer kleinen Theke im Vorraum. Peter warf seinen Mantel ab und legte ihn vor sie. Das Mädchen blickte ihn an und lächelte anerkennend.
    »Ei, ei, eine wirkliche Schönheit. Was machst du später, Schöner?«
    »Das verrate ich nicht.« Er grinste und fügte leise hinzu: »Wie du siehst, bin ich im Augenblick mit diesem Herrn zusammen.«
    Sie lachte. »Ja, ja. Wir Mädchen haben heutzutage keine Chance mehr.«
    »Ach, Unsinn. Es gibt genug für uns alle.«
    »Das wird wohl stimmen.« Sie lachte wieder. Charlies Gesicht war dunkelrot, als er ihr seinen Mantel reichte. Das Mädchen sah Peter nach und kicherte.
    Sie setzten sich an die Bar. Ein Barmann kam zu ihnen.
    »Zwei Whisky, bitte«, sagte Peter, »und sieh mich nicht so an, du Scheusal.«
    Der Mixer war einen Augenblick verblüfft, aber dann stützte er sich mit dem Arm auf die Bar, lachte und schüttelte den Kopf. »Das ist gut, das ist wirklich gut.« Und dann ging er, um die Whiskys zu holen. Charlie wußte nicht, wohin er blicken sollte. Sein Gesicht glühte immer mehr. Der Barmann kam mit

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