Tattoo
Tattoo
Im Zeichen des Drachens
Rigor Mortis
V itae essentia
Wesen des Lebens / Elixier des Lebens
Für alle die nach einem Absatz unbedingt mehr wollten.
Auf seinen Knien und mit gesenktem Kopf verweilte er vor ihr, sein linkes Handgelenk auf einer steinernen Säule befestigt, und spürte schmerzhaft die Nadel, die sich tief in sein Fleisch arbeitete.
„Ihr fühlt euch gedemütigt!“, stellte die alte weißhaarige Frau fest, während sie unbeirrt weiter den Arm des jungen Kriegers bearbeitete.
„Es wird das erste und letzte Mal sein, dass ich vor einem Weib knie“, raunte dieser und sah mit seinen braunen Augen auf. Sein hellbraunes verschwitztes Haar klebte in seinem Gesicht, das keine Regung zeigte.
„Es ist bemerkenswert, dass ihr die Schmerzen so unbeeindruckt aushaltet. Jemand wird in euer Leben kommen, der euch in die Knie zwingt, wegen dem ihr eure Maske verliert, ihr werdet unbeherrscht sein und euer Herz wird seine steinerne Hülle verlieren“, lächelte die alte Frau und streifte sich eine weiße Strähne aus dem Gesicht.
Der Mann vor ihr sah sie kurzweilig geschockt an. „Schwatzt nicht so ein dummes Zeug und macht eure Arbeit“, knurrte er erbost.
Doch lediglich ein müdes Lächeln entlockte er mit seiner schroffen Art bei der alten Frau. „William, ich bin nun seit achtzig Jahren eine Seherin, weiß was jedem von euch bevorsteht. Ihr erhaltet mein letztes Tattoo, dann werde ich von dieser Welt gehen. Seht hin, was euch zugedacht ist, Anführer der Krieger!“ Mit diesen Worten löste sie die Manschette von seinem Handgelenk und senkte kurz den Kopf. „Ihr seid zu Großem berufen und doch werdet auch ihr einen Partner an euerer Seite benötigen und dieser wird nicht so sein, wie ihr es euch denkt.“
Überrascht hatte er den Drachen auf seinem Handgelenk entdeckt, was ihn als Anführer auswies. „Ich soll Anführer der Krieger werden?“
„Ab heute wird es so sein“ antwortete sie müde. „Ihr werdet ein guter Anführer sein, aber das wisst ihr selbst und euer Partner …“
„Ich benötige keinen!“, sprach er knurrend dazwischen.
Die faltige Frau vor ihm grinste. „Wie ihr meint. Hier mein bester Scotch, der hilft gegen den Schmerz“, reichte sie einen Tonkrug zu ihm.
Er entriss diesen ihren zittrigen Händen und wunderte sich kurz, dass sie dennoch so präzise tätowieren konnte, dann stülpte er den Krug an seine Lippen und nahm einen großen Schluck.
„Ihr solltet es auf eure Wunde träufeln, nicht den Magen damit ertränken“, runzelte sie die Stirn, hatte sie ihm das doch am Anfang berichtet.
„Was von außen helfen soll, kann von innen nur besser sein“, kommentierte er und verließ den steinernen Vorsprung, an dem die Seherin ihr Heim hatte.
William hämmerte auf der Tastatur herum, die sich vor ihm auf dem Schreibtisch befand, während seine Augen über die drei Monitore an der Wand wanderten. Er mochte diese Zeit nicht. Wie einfach war es noch vor 150 Jahren gewesen als sie Streife gelaufen waren und nun? Saßen sie vor Monitoren und beschäftigten sich mit Hightech.
Es war nicht seine Welt und doch fügte er sich, es war seine Aufgabe seit 150 Jahren. Immer mit der Zeit mithalten und verhindern dass man sie entdeckte.
Sie waren Krieger, ein Mythos in der Menschenwelt. Bekämpfung von Fabelwesen gehörte zu ihren Aufgaben.
Vampire, Dämonen, Hexen und andere Wesen trieben in dieser Welt ihr Unwesen und das musste eingedämmt werden. Dafür waren seit Jahrtausenden die Krieger zuständig.
Selten waren diese Fabelwesen gutmütig, wollten die Macht zurück, so wie es einmal war.
William kannte diese Geschichten nur vom Hörensagen, selbst lebte er in dieser Welt, die von jeher den Menschen zugeteilt war. Seit Tagen jedoch war er nur noch genervt.
Die Überwachung sagte ihm gar nicht zu, er hasste es am Bildschirm zu sein, statt draußen durch Wälder und Städte zu streifen.
Zudem zermarterte er sich den Kopf, die Seherin war in seinen Träumen aufgetaucht und ließ ihn den Tag seiner Bestimmung immer wieder durchleben.
Er war der Anführer der Krieger, außer ihm war nur der König über ihnen, obwohl sich dieser nie so bezeichnete. Leonard hatte vor 500 Jahren die Herrschaft übernommen. Regierte über seine Krieger, die anderen ihrer Art, die unter den Menschen lebten, ohne
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