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Ein Fest der Liebe – Nacht der Wunder

Ein Fest der Liebe – Nacht der Wunder

Titel: Ein Fest der Liebe – Nacht der Wunder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Lael Miller
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werde, solltest du mich wohl Miss McKettrick nennen.”
    “Ellen”, flüsterte Mrs. Halifax verschlafen. “Du wirst noch erfrieren, wenn du so im Gang herumstehst. Komm wieder unter die Decke.”
    Ellen gehorchte. Dem leichten Lächeln nach zu urteilen, das ihre Lippen umspielte, träumte sie sich in das Haus auf Triple M, in dem sie voller Vorfreude einen Strumpf aufhängte, um etwas ganz Besonderes zu bekommen: eine Orange.
    Einmal aufgewacht musste Lizzie feststellen, dass sie nicht mehr einschlafen konnte.
    Das Gepäck und der Frachtraum warteten auf sie.
    Und Morgan, der einzige Mensch, der sie vielleicht von ihrem Ausflug hätte abhalten können, schlief weiter. Energisch knöpfte Lizzie den Schaffnermantel zu, zog den Schal aus ihrem Handgepäck und band ihn fest unter ihrem Kinn zusammen, um ihre Ohren vor der gnadenlosen Kälte zu schützen.
    Dann schlich sie in den hinteren Teil des Waggons, kämpfte mit der Tür und zuckte zusammen, als sie sich leise quietschend öffnete. Mit einem schnellen Blick über die Schulter stellte sie fest, dass keiner der Passagiere aufgewacht war.
    Die Kälte grub sich in ihre Haut wie eine Million winzige Zähne. Doch es hatte aufgehört zu schneien. Im hellen Mondschein sah sie, dass der Waggon noch mit dem dahinter verbunden war. Beide standen aufrecht, und der Waggon hinter ihrem war nicht entgleist.
    Von der winzigen Plattform zwischen den beiden Wagen aus riskierte sie einen Blick auf die abfallenden Klippen und sah erschrocken, wie nah ihr Waggon am Abgrund stand. Zwischen dem Zug und dem Abgrund lag höchstens ein halber Meter.
    Ihr Herz schlug wie wild. Einen Moment überlegte sie, die anderen zu wecken und in den Gepäckwagen zu schicken, der zumindest noch auf den Gleisen stand.
    Aber wären sie in diesem Wagen sicherer?
    Es war zu kalt, um unentschlossen herumzustehen. Also schob sie die nächste Tür auf. Sie alle würden mit der Situation besser zurechtkommen, wenn sie Essen und Decken fand, um die Zeit zu überbrücken, bis Hilfe eintraf.
    Und Hilfe
würde
eintreffen. Ihr Vater und ihre Onkel hatten sich bestimmt schon auf den Weg gemacht. Die Frage war nur, ob sie rechtzeitig ankamen – bevor eine weitere Lawine abging oder sie alle in der erbarmungslosen Kälte erfroren.
    Im Gepäckwaggon entdeckte Lizzie sofort ihre drei übereinandergestapelten Koffertruhen. Jede einzelne war groß genug, um darin aufrecht stehen zu können. Sie verspürte einen kleinen Stich. Ihr Vater hatte sie wegen des vielen Gepäcks aufgezogen.
    Gott, wie sehr sie Holt McKettrick in diesem Augenblick vermisste. Seine Stärke, den klugen Verstand und die Fähigkeit, mit allen Katastrophen zurechtzukommen.
    Denk nach, Lizzie, rief sie sich zur Ordnung.
Jammern hilft nicht
.
    Natürlich lagen ihr Mantel und die anderen Kleidungsstücke aus Wolle in dem untersten Koffer. Wenn sie die anderen beiden herunternahm – was an und für sich schon einer Heldentat gleichkäme – würde die unvermeidliche Erschütterung den Passagierwagen, der so gefährlich zur Seite geneigt war, womöglich in die Schlucht stürzen.
    Sie beschloss, zunächst in den Frachtwaggon zu gehen und auf dem Rückweg über die Koffer nachzudenken. Schließlich war es sehr gut möglich, dass dort Decken, Mäntel, Strümpfe und – bitte, lieber Gott – Essen zu finden waren.
    Doch es stellte sich als unmöglich heraus, in den Frachtwaggon zu gelangen. Die Tür war zugefroren, und egal, wie sehr sie auch dagegentrat, hämmerte und an dem Riegel zerrte, nichts half. Schließlich kletterte sie eine kleine Leiter hinunter. Schnee drang unter ihre Röcke und durchweichte ihre wollene lange Unterhose. Sie war dem Abgrund gefährlich nahe, ein falscher Schritt, und sie würde in die Tiefe stürzen. Zumindest wärmte die körperliche Anstrengung sie ein wenig. Sie hielt sich mit beiden Händen an dem Waggon fest und lief vorsichtig daran entlang. Ihre Füße rutschten einmal weg, und nur die Eisenkante des Zugs, an der sie sich festklammerte, verhinderte, dass sie in den Tod stürzte.
    Endlich erreichte sie den hinteren Teil des Frachtwaggons. Irgendwo in der Dunkelheit heulte ein Wolf. Sein Heulen hallte in Lizzies Innerstem wider, einsam und verlassen.
    Reiß dich zusammen, befahl sie sich.
Geh weiter
.
    Hinter dem Frachtwaggon lag die kirschrot gestrichene Kombüse. Und dort ragte, dem Himmel sei Dank, ein Schornstein aus dem Dach. Wo ein Schornstein war, gab es einen Herd, und wo es einen Herd gab …
    Rettende

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