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Ein Fest der Liebe – Nacht der Wunder

Ein Fest der Liebe – Nacht der Wunder

Titel: Ein Fest der Liebe – Nacht der Wunder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Lael Miller
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essen?”
    “Verhungere!”, rief Woodrow aus seinem Käfig.
    Das Lächeln, das Morgan Whitley schenkte, war alles andere als freundlich. “Ich dachte, wir können auf Sie zählen, Sie Held, und darauf, dass Sie mit einem Gewehr rausmarschieren und das eine oder andere Wild erlegen.”
    Einen Moment sah es so aus, als wollte Whitley seine Kaffeetasse wegschleudern und Morgan an die Kehle gehen. Aber er überlegte es sich anders, blieb sitzen und murmelte etwas Unhöfliches in seinen Kaffee.
    Lizzie stand auf. “Ich dachte, wir könnten eine Möglichkeit finden – diesen Waggon von dem anderen loszumachen …”
    “Nicht denken”, unterbrach Morgan sie. “Das bringt Sie nur in Schwierigkeiten.”
    Es fühlte sich an, als hätte er ihr eine Ohrfeige verpasst. “Aber …”, protestierte sie.
    Morgans Gesicht wurde weicher, aber nur ein wenig. Er betrachtete sie über den Rand seiner dampfenden Kaffeetasse. “Lizzie”, sagte er nun freundlicher, “das ist eine Frage des Gewichts. So unsicher die Situation im Moment auch sein mag, sie würde
noch
unsicherer, wenn wir uns von den anderen Waggons abkoppeln, und nicht etwa besser.”
    Er hatte recht, was es Lizzie nur noch schwerer machte, seine Worte kommentarlos hinzunehmen. Sie wandte sich ab und sah aus Versehen zu Whitley. Er grinste süffisant.
    Mit erhobenem Kinn wandte sie sich sowohl von Whitley als auch von Morgan ab und half Mrs. Halifax, den Kindern mit John Brennans Quilt ein Bett zu bauen. Danach ging sie zu dem älteren Ehepaar.
    Die beiden hießen Zebulon und Marietta Thaddings, wie sie jetzt erfuhr. Sie lebten in Phoenix, aber Mrs. Thaddings’ Schwester arbeitete in Indian Rock, und sie hatten sie mit ihrem Besuch überraschen wollen. Da sich niemand während ihrer Abwesenheit um Woodrow kümmern konnte, hatten sie ihn mitgenommen.
    “Er ist ein guter Vogel”, sagte Mrs. Thaddings mit lieblicher Stimme. “Macht überhaupt keine Schwierigkeiten.”
    “Vielleicht kenne ich Ihre Schwester”, meinte Lizzie lächelnd.
    Mrs. Thaddings strahlte. “Vielleicht”, stimmte sie zu. “Ihr Name ist Clarinda Adams, und sie führt eine Schneiderei.”
    In Indian Rock gab es keine Schneiderin, stattdessen aber einen sehr exklusiven “Gentleman’s Club”, den Miss Clarinda Adams führte. Cowboys konnten sich die Dienste in Miss Adams’ berüchtigtem Etablissement nicht leisten, doch reiche Farmer, Eisenbahnangestellte und andere Männer von dieser Sorte kamen in Scharen aus allen Richtungen, um importierten Brandy zu trinken, Poker zu spielen und dralle Frauen auf ihren Knien zu schaukeln.
    Miss Adams würde fraglos überrascht sein, wenn die beiden mit einem sprechenden Vogel auf ihrer Türschwelle auftauchten. Doch nicht halb so sehr wie das Ehepaar selbst.
    Mit einer Mischung aus Mitgefühl und Belustigung betrachtete sie die ältere Frau. Dann tätschelte sie Mrs. Thaddings’ Hand, die noch immer eisig war, und bot ihr an, ihren Becher nachzufüllen.
    Als die zweite Kanne aufgestellt worden war, machten Morgan und der Vertreter sich auf, um den Frachtwaggon aufzubrechen.
    Kaum waren sie verschwunden, baute Whitley sich vor Lizzie auf.
    “Wenn ich sterbe, ist das
deine
Schuld. Wenn du nicht darauf bestanden hättest, mich in diese Wildnis zu bringen, um deine Familie zu treffen …”
    Trotz des schmerzenden Stichs in der Brust – denn in seinen Worten lag ebenso viel Wahrheit wie Gehässigkeit – hielt sie den Rücken gerade, drückte die Schultern zurück und reckte das Kinn in die Höhe. “Wenn ich überlebe”, erwiderte sie stolz, “wird mein größtes Problem sein,
dich
meiner Familie zu erklären.”
    Mit einem angewiderten Schnauben machte er auf dem Absatz kehrt und verzog sich in die andere Seite des Waggons.
    Die kleine Ellen zupfte am Ärmel des viel zu großen Schaffnermantels, den Lizzie nach wie vor trug. “Glauben Sie, dass der Weihnachtsmann weiß, wo wir sind?” Ihre Augen waren rund vor Sorge. “Jack ist ganz verrückt nach dieser Orange, seit Mama uns davon erzählt hat.”
    “Ich bin sicher, dass er ganz genau weiß, wo wir sind.” Lizzie legte eine Hand auf Ellens Schulter. “Aber keine Sorge, wir werden bis Heiligabend in Indian Rock sein, Ellen.”
    Würden Sie das tatsächlich? Ellen schien ihr zwar zu glauben, aber Lizzie begann langsam ernsthaft, daran zu zweifeln.

3. KAPITEL
    D ie Kombüse war vielleicht nicht viel sicherer als der Passagierwaggon, aber zumindest warm. Als Morgan und der Vertreter von ihrem

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