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Ein Feuerwerk für Matzbach: Baltasar Matzbachs achter Fall (German Edition)

Ein Feuerwerk für Matzbach: Baltasar Matzbachs achter Fall (German Edition)

Titel: Ein Feuerwerk für Matzbach: Baltasar Matzbachs achter Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisbert Haefs
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bitte! – Und das Bahnhofslokal erschien mir deswegen passend, weil Sie doch gesagt haben, Sie müßten um elf im Kölner Süden sein.«
    »Ts ts ts.« Matzbach zwinkerte. »Ich glaube eher, Sie wollten Ihren Morgendurst stillen. Nachdurst, was?«
    »Könnte ich auch woanders. Nee, ich wollte Ihnen entgegenkommen.« Mit der Rechten fuhr er sich über die von einem grauen Haarkranz umstandene Teilglatze; dabei schien sein Zeigefinger liebkosend auf der zentral angebrachten Warze zu verweilen.
    Baltasar verschob die Frage, ob die Tonsur durch einen Nagel mit Warzenkopf daran gehindert werde, über das Gesicht zu rutschen. »Mein Wagen«, sagte er, »steht im Parkhaus. Irgendwann in den nächsten zwanzig Minuten werde ich ihn besteigen und ihm die Sporen geben, daß er mich nach Köln trage.«
    Der Barmann/Kellner brachte das nächste Kölsch; als er gegangen war, sagte Vogelsang:
    »Wär die Bahn nicht doch besser?«
    »Ich boykottiere.« Matzbach hob die Zigarre. »Die neuen Nahverkehrszüge sind das unbequemste, was ich seit den Holzbänken der dritten Klasse in Andalusien in den Sechzigern je behockt habe. Außerdem darf man da nicht mehr rauchen.«
    »Gar nicht?«
    »Hah. Die Ignoranz des unbetroffenen Nichtrauchers, wie? Zensur und Inquisition werden erst dann wahrgenommen, wenn’s einen selbst betrifft.«
    Vogelsang grinste flüchtig. »Ich hab zwar mitgekriegt, daß man gegen Verspätungen, marode Strecken, verpaßte Anschlüsse und so das Allheilmittel gefunden hat, nämlich auf Bahnhöfen nicht zu rauchen. Aber in den Zügen?« Er trank einen Schluck. »Prost, auf die Bahn. Aber die Bahnsteige sind wirklich sauberer geworden.«
    Matzbach knurrte.
    »Beißen Sie?«
    »Noch nicht. Für die Sauberkeit hätte es vermutlich gereicht, Aschenbecher zu montieren; die gab’s bisher auf Bahnsteigen nicht. Außer, neuerdings, in den Strafecken für Raucher. Ich glaube, das hat alles mehr mit Volksbeglückung und Umerziehung zu tun. Die Despotie der Gutmenschen.«
    »Und Sie sind schwer erziehbar?«
    »Sonst wäre ich Beamter geworden, oder Politiker, und Sie hätten mich nicht anrufen können. Jedenfalls nicht, um eine Frau für Sie zu suchen. Was ist das für eine Weibergeschichte? Und wie sind Sie auf mich gekommen?«
    »In welcher Reihenfolge soll ich antworten?«
    »Am liebsten durcheinander.« Matzbach lächelte. »Ich liebe chaotische Reihungen. Da kann ich mir selbst aussuchen, was ich wie verstehen möchte. Ein bißchen gedanklich schweifen, wissen Sie? Ich bin intellektuell eher Zigeuner.«
    »Sinti oder Roma?«
    »Das sind Plurale, und ich bin nur eine Person. Nein; Zigeuner.«
    »Nicht besonders korrekt, was?«
    Matzbach seufzte. »Ich wiederhole mich ungern – ich bin weder Beamter noch Politiker, darf also selber denken. ›Sinti‹ heißt ›Gefährten‹, ›Roma‹ heißt ›Menschen‹ – sind wir das nicht alle? Oder keiner? Oder wie? Und warum soll ich mit fremdsprachigen Klötzchen spielen, wenn ich eigene habe? Myanmar sagen, wenn ich Burma meine? Kennen Sie einen einzigen Franzosen, der beleidigt wäre, wenn Sie auf Deutsch ›Frankreich‹ sagen statt ›la France‹, und wollen Sie jetzt die Selbstbezeichnungen aller Bewohner des Globus in deren Sprache verwenden? Tibetisch lernen, nur um nicht ›Tibeter‹ zu sagen und die Tyrannen in Peking besser zu ärgern?«
    »Netter Monolog.« Vogelsang nickte, wie um etwas zu bekräftigen. »Also, die Frau hat links sechs Zehen. Und Sie wurden mir von einem Bekannten empfohlen; dem haben Sie mal geholfen, als sein Onkel ermordet worden war.«
    »Sechs Zehen links?« Matzbach klatschte in die Hände. »Das ist kein Problem. Bekanntlich sind wir ein Volk von Barfüßern; man braucht also nur die Augen aufzuhalten. Und – toter Onkel?«
    »Carlo Neumann, Onkel von Tobias.«
    »Oh ihr Götter!« sagte Matzbach. »Lang, lang ist’s her. * Und irgendwie eine schlimme gegenwärtige Erinnerung.«
    Vogelsang blinzelte.
    »Um Ihrige gestische Frage zu beantworten – der Onkel war Professor der Philosophie. Seine hinterlassene Bibliothek war Teil des Honorars, und die verfolgt mich immer noch.«
    »Verfolgt? Rennen Ihnen die Bücher nach?«
    »Ich werde sie nicht los. Zuerst hatte ich sie in den weiten Gemächern eines umgebauten Bauernhofs untergebracht. Welcher einer Dame gehörte. Welcher es eines Tages gefiel, mich und meine Bücher, oder umgekehrt, nicht länger zu ertragen. Welche Wirrsal mich dazu brachte, die Scharteken in einem Antiquariat zu

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