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Ein Feuerwerk für Matzbach: Baltasar Matzbachs achter Fall (German Edition)

Ein Feuerwerk für Matzbach: Baltasar Matzbachs achter Fall (German Edition)

Titel: Ein Feuerwerk für Matzbach: Baltasar Matzbachs achter Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisbert Haefs
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Kindlein denn inzwischen aufgetaucht?«
    »Nein. Die Eltern haben, glaube ich, fünfzig- oder inzwischen sogar hunderttausend als Belohnung ausgesetzt.«
    »Wenn Sie aber nichts von dem Dorf wissen wollen …«
    »Ich habe geschworen, bis zu meinem Tod nie wieder einen Fuß in das Nest zu setzen.«
    »Dann überrascht es mich, daß Sie so gut Bescheid wissen. Von wegen Säugling und bigotte Yuppies und so.«
    »Das mit dem Säugling stand in den Zeitungen. Vor allem in einer. Und ein freier Fernsehsender, halb lokal, hat ausgiebig darüber berichtet.«
    »Sie sammeln also nicht nur Curiosa, sondern sehen zwischendurch auch kuriose Sender?«
    »O Mann.« Vogelsang seufzte, kommentierte seinen Ausruf aber nicht weiter. »Und das mit den bigotten Yuppies … Das ist ganz einfach. Es handelt sich vor allem um schöne neue Menschen aus der schönen neuen Medienwelt.«
    »Vulgo Colonia.«
    »Ziemlich vulgo, ja. Medien, Innenarchitekten, Windeldesigner, Stadtflüchtlinge, die als Ökobauern das neue Jahrtausend unerträglich machen wollen. Lauter derartiges Volk. Kriegt man in Köln mit. Was meinen Sie, wie viele Kunden ich habe, die ihren neuen alten Schreibtisch, den sie bei mir kaufen, nach Klitterdings geliefert haben wollen.«
    »Und? Liefern Sie?«
    »Nicht persönlich. Entweder müssen die schönen Menschen alles selber hinschaffen, oder ich schicke ihnen eine Spedition auf den Hals. Rechnung bezahlt Empfänger.«
    Matzbach summte mißtönend vor sich hin, bis sie den Kölner Südverteiler erreichten. »Na schön«, sagte er dann. »Ich übernehme. Diese Nummer ist so bescheuert, daß ich nicht widerstehen kann. Marion Wiegeler, sechs Zehen, inzwischen verstorben oder ausgewandert oder qua Heirat anders benamst, einen Ring überbringen. Soll ich ihr etwas ausrichten, wenn ich sie finde?«
    »Sagen Sie ihr, alles sei vergeben, vergessen, abgehakt. In dem Augenblick, da sie den Ring wieder in Besitz nimmt, wird meine Seele gesund. Sie brauchen ihr nicht zu sagen, wo ich zu finden bin.«
    »Wo sind Sie denn zu finden? Ich meine, so in den nächsten Tagen? Falls ich noch Fragen habe?«
    »Nirgends.«
    »Wollen Sie sich ins Nirwana verflüchtigen?«
    »Will ich nicht. Den August über ist sowieso nichts los, deshalb mache ich den Laden dicht und fahre in Urlaub.«
    »Ferien.«
    »Ist doch das gleiche. Dasselbe.«
    »Mitnichten. Urlaub setzt ›Urlaubnis‹ voraus; als freier Monstrositätenhändler brauchen Sie keine Erlaubnis von der obersten Heeresleitung; also machen Sie Ferien, die Sie sich selbst erlauben.«
    »Dann eben Eigen-Urlaub. Ich bin am ersten September wieder da. Wenn Sie also Fragen haben …« Er hob die Schultern.
    »Klitterbach«, murmelte Baltasar. »Säugling. Hunderttausend. Schade, daß Ihre Marion nicht in Klitterbach wohnt.«
    »Ich nehme an, da sie nichts mehr von mir wissen wollte, wird sie wahrscheinlich eher nach Timbuktu gehen als ausgerechnet in meinen Geburtsort. Ich fürchte, Sie werden weiter weg suchen müssen, nicht im Bergischen.« Plötzlich lachte Vogelsang. »Aber wenn Klitterbach Sie interessiert … warum eigentlich?«
    »Vielleicht kann ich ja den Säugling finden und die hunderttausend kassieren – Mark oder Euro, nebenbei?«
    »Euro.«
    »Gut. Die würde ich dann als Honorar für Ihren Fall nehmen.«
    »Üppig, oder? Wobei wir beim Geld wären. Was wollen Sie haben?«
    »Sie meinen, falls ich den Säugling nicht finde? Hm.« Matzbach kaute auf der Unterlippe. Dann lachte er leise. »Wie gesagt, die Nummer ist so bescheppert, daß ich zunächst mal aus reinem Vergnügen darüber nachdenken werde. Sagen wir – fünfhundert für die ersten anfallenden Spesen? Und im September melden Sie sich wieder, ja?«
    Vogelsang nickte. Aus der Innentasche seines Jacketts zog er eine Brieftasche und steckte fünf Hunderter in die Brusttasche von Matzbachs Hemd.
    »Da«, sagte er. »Und was ich noch sagen wollte. Falls Klitterbach Sie interessiert. Neulich hatte ich einen Kunden – Verkäufer, zur Abwechslung –, der neben ein paar alten Möbeln und einem ausgestopften Dachs ein paar Bücher loswerden wollte. Die hab ich Yü gebracht. Eins war dabei, von einem Typen namens Montanus, das ist ›der Bergische‹. Heißt
Helden vom Niederrhein
oder so, obwohl der ja eigentlich nordwestlich des Bergischen Landes liegt. Egal, jedenfalls erzählt der ein paar nette Geschichten über Klitterbach zur napoleonischen Zeit.«
    »Mal sehen, ob es noch im Laden ist. Wo soll ich Sie denn

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