Ein feuriger Verehrer
zeigen, dass dies ihr Revier war, kurz mit einer Faust unter die Sohle und sah ihn stirnrunzelnd an.
»Wegen der genauen Einzelheiten werde ich mich noch einmal bei Ihnen melden«, erklärte er und musterte sie. Seinem wachen Blick blieb nichts verborgen: weder die Erschöpfung noch das Kopfweh noch die Emotionen, die sie in Schach hielten. »Ich habe noch eine Besprechung.«
Damit brach er die Übertragung ab, schwang seine Füße lässig auf den Boden und bat mit seidig weicher Stimme: »Nimm doch bitte Platz.«
»Dies ist mein Büro. Also bin ja wohl ich es, die hier Anweisungen erteilt.«
»Hm, tja denn.« Er stand auf, trat vor den Auto-Chef und gab, obgleich er wusste, dass sie sich beschweren würde, eine Bestellung nicht für schwarzen Kaffee, sondern für einen Becher heiße Brühe ein.
»Du hättest nicht zu warten brauchen.«
»Selbstverständlich nicht.«
»Ebenso gut hättest du nach Hause fahren können. Ich bin mir noch nicht sicher, wann ich kommen werde. Vielleicht campiere ich auch einfach hier.«
Nie im Leben , dachte Roarke, drehte sich jedoch nur wortlos zu ihr um und hielt ihr den Becher mit der Suppe hin.
»Ich will einen Kaffee.«
»Du bist doch ein großes Mädchen und musst wissen, dass du nicht immer alles haben kannst, was du haben möchtest.« Er ging an ihr vorbei zur Tür und drückte sie, während Eve ihn zornig ansah, zu.
»Was ich hier drinnen ganz bestimmt nicht brauchen kann, ist jemand mit einer großen Klappe.«
Er sah sie spöttisch an. »Und wie steht es mit dir? Hast du dir dein eigenes Mundwerk vielleicht versiegeln lassen? Das wäre wirklich schade. Es gefällt mir nämlich außerordentlich gut.«
»Ich kann dich innerhalb von dreißig Sekunden von zwei uniformierten Beamten entfernen lassen. Es wäre ihnen garantiert ein Vergnügen, dich an deinem knackigen Allerwertesten zu packen und vor die Tür zu setzen, bevor du nur pieps sagen kannst.«
Er setzte sich auf den Besucherstuhl, streckte seine Beine so weit von sich, wie es die Enge ihres Zimmers zuließ, und betrachtete sie. »Setz dich und iss endlich deine Suppe, Eve.«
Um nicht der Versuchung zu erliegen, ihm den Becher an den Kopf zu donnern, nahm sie tatsächlich Platz. »Ich war gerade noch mal bei Zeke. Ich habe ihn dreißig Minuten lang durch die Mangel gedreht nach dem Motto: ›Sie wollen die Frau von einem anderen ficken, also haben Sie diesen anderen getötet, damit er Ihnen nicht länger im Weg war. Er war ein reicher Mann, nicht wahr? Jetzt ist sie eine reiche Witwe. Wirklich praktisch, Zeke, finden Sie nicht auch? Sie kriegen die Frau, Sie kriegen das Geld, und Branson kriegt einen geschmackvollen Gedenkgottesdienst verpasst.‹ Und das war noch der nette Teil unseres Gesprächs.«
Roarke schwieg, und so nahm sie vorsichtig einen Schluck aus dem Becher. Sie hatte eine raue Kehle, und die Suppe wäre zumindest besser als gar keine Flüssigkeit. »Als ich mit ihm fertig war, ist mir Peabody aufs Klo gefolgt und hat sich, verdammt noch mal, sogar noch bei mir bedankt.«
Sie ließ ihren dröhnenden Schädel erschöpft zwischen die Hände sinken, und entschlossen stand er auf. Als er ihr jedoch die Schultern massieren wollte, schüttelte sie die hilfsbereiten Finger mit einer unglücklichen Geste ab. »Nicht. Noch mehr Verständnis ertrage ich heute Abend nicht.«
»Schade.« Er presste seine Lippen auf ihr zerzaustes Haar. »Du arbeitest seit Monaten mit Peabody zusammen. Glaubst du also allen Ernstes, Sie wüsste nicht genauestens, wie du tickst?«
»Zurzeit kann ich selber nicht sagen, wie ich ticke. Sie – Clarissa – sie sagt, er hätte sie geschlagen und vergewaltigt. Wann immer er wollte. Jahrelang. Immer und immer wieder. Jahrelang.«
Roarkes Finger gruben sich beinahe schmerzhaft in Eves Schultern, sofort jedoch hatte er sich wieder unter Kontrolle und lockerte seinen Griff. »Das tut mir Leid.«
»Ich habe solche Dinge natürlich vorher schon gehört, von Zeugen, von Verdächtigen, von Opfern. Ich komme damit zurecht. Irgendwie komme ich immer damit zurecht. Aber jedes Mal, jedes gottverdammte Mal, ist es, als ob mir jemand eine Faust in den Magen rammen würde. Mitten in den Magen. Jedes gottverdammte Mal.«
Während einer Minute, während einer kurzen Minute lehnte sie sich trostsuchend an ihren Mann. »Nur, dass ich eben trotzdem weitermachen muss.« Sie stand auf, trat einen Schritt zur Seite und erklärte: »Du hättest Zeke keinen deiner tollen Anwälte besorgen sollen,
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