Ein feuriger Verehrer
B.D. für einen wunderbaren Mann. Er hat mich geschlagen, wann immer er wollte, hat mich vergewaltigt, wann immer ihm danach zumute war. Sie haben keine Ahnung, wie das ist. Sie können nicht wissen, wie es ist, damit leben zu müssen, nicht zu wissen, was er als Nächstes tut, wie er gelaunt ist, wenn er ins Zimmer kommt.«
Eve stand auf, trat vor den außen durchsichtigen Spiegel an einer der Wände und starrte in ihr eigenes Gesicht. Sie kannte dieses Leben sehr genau, wusste allzu gut, wie das Gefühl der Angst und Ohnmacht war. Und war sich der Tatsache bewusst, dass ihre Objektivität unter der Erinnerung und den dadurch wachgerufenen Gefühlen sicher litt. »Und nun, da er nie wieder ins Zimmer kommen wird?«
»Jetzt kann er mir nicht mehr wehtun«, kam Clarissas schlichte Antwort, und Eve drehte sich wieder zu ihr um. »Und ich werde mit dem Wissen leben müssen, dass ich der Auslöser dafür gewesen bin, dass ein guter Mensch, ein sanftmütiger Mensch, die Verantwortung für seinen Tod auf sich geladen hat. Jede Chance auf ein glückliches Zusammensein, die Zeke und ich vielleicht jemals hatten, ist heute Nacht ebenfalls gestorben.«
Sie legte ihren Kopf auf die Tischplatte und begann herzerweichend zu schluchzen. Eve schaltete den Rekorder aus, trat vor die Tür und bat die draußen stehende Beamtin, Clarissa in ein Krankenhaus zu fahren, damit sie bis zum nächsten Morgen in guten Händen war.
Dann suchte sie McNab, fand ihn vor einem Verkaufsautomaten für Süßwaren im Flur, blickte stirnrunzelnd auf all die Schokoriegel, die er erstanden hatte, und fragte: »Was macht der Droide?«
»Sie hat ihre Sache wirklich gut gemacht. Er hat ihre Befehle genauestens befolgt. Ich bin das Programm vorwärts, rückwärts und seitwärts durchgegangen. Sie hat vier Befehle eingegeben: Aufheben der Leiche von ihrem Platz vor dem Kamin, Transport der Leiche zum Wagen, Fahrt zum Fluss, Entsorgung der Leiche in den Fluten. Mehr ist dort nicht zu finden. Alles andere wurde gelöscht.«
»Zufällig oder mit Absicht?«
»Das kann ich nicht sagen. Verständlicherweise hatte sie es eilig und war zudem nervös. Dabei kann es durchaus passieren, dass man ein altes Programm durch ein neues überschreibt.«
»Hm. Wie viele andere Bedienstete gibt es in dem Haus?«
McNab sah in seinem Notizbuch nach. »Vier.«
»Und keiner von ihnen hat irgendwas gehört oder gesehen?«
»Zwei von ihnen waren zum fraglichen Zeitpunkt in der Küche, das Zimmermädchen hat sich oben aufgehalten, und der Gärtner stand im Schuppen.«
»Im Schuppen? Bei dem Wetter?«
»Es sind alles Droiden. Die Bransons hatten ausschließlich Droiden-Personal. Beste Qualität.«
»Hätte ich mir denken sollen.« Sie rieb sich die müden Augen. Sie dächte einfach später über die Droiden nach. Als Erstes ging es darum zu verhindern, dass es überhaupt zu einer offiziellen Anklageerhebung gegen Zeke kam. »Okay, ich gehe noch einmal zu Zeke. Peabody ist sicher bei ihm?«
»Ja, zusammen mit einem Anwalt. Gibt es keine Möglichkeit, ihm all das zu ersparen?«
Sie ließ die Hände sinken und durchlöcherte den Kollegen mit einem eisigen Blick. »Wir werden uns genauestens an die Vorschriften halten. Und zwar so genau, dass es genauer nicht mehr geht. Wir werden jeden Schritt sorgfältig dokumentieren. Spätestens morgen früh werden die Medien über diesen Fall berichten. ›Werkzeug- und Spielwarentycoon von Geliebtem der Frau ermordet. Verdächtigt wird der Bruder einer Polizistin, die beim Morddezernat beschäftigt ist. Bei den Ermittlungen ist man auf das Problem gestoßen, dass die Leiche verschwunden ist.‹«
»Okay, okay.« Er hob abwehrend eine Hand. »Verstehe.«
»Der einzige Weg, um so was zu verhindern, ist, dass wir schneller als sie sind, dass wir möglichst umgehend und sauber den Beweis dafür erbringen, dass es wirklich Notwehr war. Und dass wir die gottverdammte Leiche endlich finden. Rufen Sie noch mal die Spurensicherung an«, bat sie und wandte sich zum Gehen. »Wenn sie noch nichts gefunden haben, machen Sie Ihnen Feuer unterm Arsch.«
Als Eve das Verhörzimmer betrat, hob Peabody den Kopf. Sie hielt die Hand des Bruders fest umklammert und schaute zu dem Anwalt, der, wie Eve erkannte, einer von Roarkes besten Männern war.
Die Frau in ihr war dankbar, die Polizistin außer sich vor Zorn. Dadurch wird die Sache unnötig erschwert , überlegte sie erbost. Ich sehe die Schlagzeile schon vor mir: ›Den Anwalt des Hauptverdächtigen
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