Ein feuriger Verehrer
gebrüllt, Zeke geschlagen und mich dann an den Haaren hochgerissen hat. Ich glaube, ich habe geschrien. Zeke hat ihn fortgestoßen. Hat ihn fortgestoßen, weil er mir so weh tat. Dabei ist er gestürzt. Es gab ein grässliches Geräusch und dann war da plötzlich Blut. Blut«, wiederholte sie und umklammerte ihr Wasserglas noch fester.
»Clarissa, was hat Zeke dann getan, nachdem Ihr Mann gestürzt war? Als er das Blut auf dem Boden sah?«
»Er … ich bin mir nicht ganz sicher.«
»Denken Sie nach. Versuchen Sie, sich zu erinnern.«
»Er …« Einzelne Tränen tropften auf den Tisch. »Er hat mich zu einem Stuhl geführt und ist dann zurückgelaufen zu B.D. Er hat mir gesagt, dass ich einen Krankenwagen rufen soll. Er hat mir gesagt, ich solle mich beeilen, aber ich konnte mich nicht rühren. Konnte mich nicht bewegen. Ich wusste, er war tot. Ich konnte es sehen – an dem Blut und an seinen Augen. Er war tot. Die Polizei. Zeke hat gesagt, wir müssten die Polizei verständigen. Aber ich hatte solche Angst. Ich habe ihm gesagt, wir sollten einfach weglaufen. Wir sollten einfach fortlaufen, aber er hat darauf bestanden, dort zu bleiben und die Polizei zu rufen, damit sie den Vorfall klärt.«
Zitternd hielt sie inne, sah Eve jedoch in die Augen und flüsterte erstickt: »B.D. hatte Beziehungen bei der Polizei. Er hat gesagt, wenn ich jemals einem Menschen erzählen würde, was er mit mir macht, wenn ich je zur Polizei gehen würde, weil er mich regelmäßig schlägt, würde ich von ihnen eingesperrt. Erst vergewaltigt und dann in einer Zelle eingesperrt. Wie gesagt, er hatte Beziehungen bei der Polizei.«
»Jetzt sind Sie bei der Polizei«, erklärte Eve ihr kühl. »Wurden Sie vergewaltigt oder in einer Zelle eingesperrt?«
Clarissas Augen begannen zu flackern. »Nein, aber -«
»Was ist passiert, nachdem Zeke Ihnen gesagt hat, dass Sie die Polizei anrufen sollen?«
»Ich habe ihn fortgeschickt, in die Küche. Ich dachte, wenn ich nur … wenn ich nur B.D. verschwinden lassen könnte. Ich habe ihn gebeten, mir ein Glas Wasser zu besorgen, und als er weg war, habe ich den Droiden programmiert, die Leiche aus dem Haus zu schaffen und in den Fluss zu werfen. Dann habe ich versucht, das Blut wegzuwischen. Es war jede Menge Blut.«
»Sie waren wirklich schnell. Schnell und ziemlich schlau.«
»Ich musste mich beeilen. Und ich musste schlau sein. Ich wusste, Zeke wäre bald zurück – und würde versuchen, mich daran zu hindern. Was er auch getan hat.« Sie neigte ihren Kopf. »Und jetzt sind wir beide hier.«
»Weshalb sind Sie beide hier?«
»Weil er die Polizei gerufen hat. Er hat sie angerufen, und jetzt werden sie ihn ins Gefängnis stecken. Es war alles meine Schuld, und trotzdem wird er dafür ins Gefängnis gehen.«
Nein, dachte Eve, das würde er ganz sicher nicht.
»Wie lange waren Sie mit B. Donald Branson verheiratet, Clarissa?«
»Beinahe zehn Jahre.«
»Und Sie behaupten, dass Sie während all der Jahre von ihm misshandelt worden sind?« Eve erinnerte sich daran, dass Clarissa, als Branson sie bei der Testamentseröffnung in den Arm genommen hatte, regelrecht erstarrt war. »Er hätte Ihnen über all die Zeit immer wieder körperliche Schmerzen zugefügt?«
»Nicht die ganze Zeit.« Sie fuhr sich mit der Hand durch das Gesicht. »Anfangs war alles in Ordnung. Aber ich konnte einfach nichts richtig machen. Ich bin so furchtbar dumm, und ich habe niemals etwas richtig machen können. Und wenn mir ein Fehler unterlaufen war, wurde er entsetzlich wütend. Er hat mich geschlagen – meinte, er müsste mich schlagen, um mir etwas Verstand ins Hirn zu bläuen und um mir zu zeigen, dass er in unserem Haus das Sagen hat.«
Vergiss nicht, wer von uns das Sagen hat, kleines Mädchen. Vergiss nicht, dass ich dir überlegen bin.
Bei der Erinnerung an diese Worte zog Eves Magen sich zusammen, denn wie üblich riefen sie grauenhafte Ängste aus der Kindheit in ihr wach. »Sie sind eine erwachsene Frau. Warum haben Sie ihn nicht verlassen?«
»Wohin hätte ich denn gehen sollen?« In Clarissas Augen lag abgrundtiefe Verzweiflung. »Wohin hätte ich denn bitte gehen können, wo er mich nicht gefunden hätte?«
»Zu Freunden, zu Verwandten.« Sie selbst war ganz allein gewesen, überlegte Eve. Sie hatte weder das eine noch das andere gehabt.
Doch auch Clarissa schüttelte den Kopf. »Ich hatte keine Freunde und auch keine Verwandten. Die Leute, die ich kannte – die er mich kennen ließ –, halten
Weitere Kostenlose Bücher