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Ein ganzes halbes Jahr

Ein ganzes halbes Jahr

Titel: Ein ganzes halbes Jahr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jojo Moyes
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Ich ging die Treppe hinunter, verschränkte die Arme, weil es so kalt war, und stellte mich an die Laufbahn.
    «Lauf mit mir», keuchte er beim Näherkommen. Sein Atem stieg in weißen Wolken empor. «Ich muss noch vier Runden machen.»
    Ich zögerte kurz und rannte dann neben ihm her. Das war die einzige Möglichkeit, mich mit ihm zu unterhalten. Ich trug meine rosa Turnschuhe mit den türkisfarbenen Schnürsenkeln, die einzigen Schuhe, in denen ich überhaupt rennen konnte.
    Ich war den Tag über zu Hause geblieben und hatte versucht, mich nützlich zu machen. Ich schätze, es dauerte ungefähr eine Stunde, bis ich meiner Mutter ins Gehege kam. Mum und Großvater hatten ihren festen Tagesablauf, und den unterbrach ich. Dad schlief nach seiner Nachtschicht und sollte nicht gestört werden. Ich räumte mein Zimmer auf und sah bei leise gestelltem Ton ein bisschen fern, und jedes Mal, wenn ich daran dachte, warum ich tagsüber zu Hause war, fuhr mir ein richtiger Schmerz durch die Brust.
    «Ich hab nicht mit dir gerechnet.»
    «Ich hatte es satt zu Hause. Ich habe gedacht, wir könnten irgendetwas unternehmen.»
    Er warf mir einen Seitenblick zu. Auf seinem Gesicht lag ein leichter Schweißfilm. «Je früher du einen neuen Job findest, Babe, desto besser.»
    «Ich habe meine Arbeit vor gerade einmal vierundzwanzig Stunden verloren. Darf ich vielleicht mal ein bisschen durchhängen und jammern? Nur heute. Kannst du das nicht verstehen?»
    «Du solltest lieber versuchen, das Positive daran zu sehen. Du weißt doch selbst, dass du nicht für immer dort hättest bleiben können. Du willst doch weiterkommen, hochkommen.» Patrick war zwei Jahre zuvor zu Stortfolds Jungunternehmer des Jahres gewählt worden, und von dieser Ehre hatte er sich immer noch nicht ganz erholt. Inzwischen hatte er einen Geschäftspartner, Ginger Pete, mit dem er in einem Umkreis von vierzig Meilen Individual-Fitnesstraining anbot, und zwei Firmenwagen, an denen sie noch abzahlten. In Patricks Büro stand ein Whiteboard, auf das er gern mit einem schwarzen Marker seine Umsatzziele schrieb und die Zahlen so lange überarbeitete, bis sie ihm gefielen. Ich war nie ganz sicher, ob sie irgendeinen Bezug zur Wirklichkeit hatten.
    «Entlassen zu werden kann eine echte Wende im Leben bedeuten, Lou.» Er warf einen Blick auf seine Uhr, um seine Rundenzeit zu überprüfen. «Was willst du machen? Wie wär’s mit einer Umschulung? Ich bin sicher, dass Leute wie du eine Förderung kriegen.»
    «Leute wie ich?»
    «Leute, die nach neuen Perspektiven suchen. Was willst du werden? Was sagst du zu Kosmetikerin? Hübsch genug bist du ja.» Er gab mir einen kleinen Schubs mit dem Ellbogen, als müsste ich ihm für dieses Kompliment danken.
    «Du weißt doch, wie mein Beauty-Programm aussieht: Wasser, Seife, und im Notfall ziehe ich mir eine Papiertüte über den Kopf.»
    Patrick wirkte leicht genervt.
    Ich begann zurückzufallen. Ich hasse laufen. Und ich hasste ihn dafür, dass er nicht langsamer wurde.
    «Oder … Verkäuferin. Sekretärin. Immobilienmaklerin. Ich weiß auch nicht … es muss doch etwas geben, was du machen willst.»
    Aber es gab nichts. Mir hatte es im Café gefallen. Es hatte mir gefallen, alles zu wissen, was es über das Buttered Bun zu wissen gab, und mir von den Gästen aus ihrem Leben erzählen zu lassen. Ich hatte mich dort wohl gefühlt.
    «Du darfst den Kopf nicht hängen lassen, Babe. Komm drüber weg. Die erfolgreichsten Unternehmer haben sich von ganz unten hochgekämpft. Jeffrey Archer hat es gemacht. Und Richard Branson auch.» Er tätschelte mir den Arm, um mich zu trösten.
    «Ich bezweifle, dass Jeffrey Archer je einen Job verloren hat, bei dem er Teebrötchen aufwärmen musste.» Ich war außer Atem. Und ich trug den falschen BH. Ich wurde langsamer, blieb stehen und stützte die Hände auf die Knie.
    Er drehte um, rannte zurück, seine Stimme klang durch die kalte Luft. «Aber wenn es ihm passiert wäre … Ich mein ja nur. Schlaf drüber, und morgen ziehst du ein schickes Kostüm an und gehst zum Jobcenter. Oder wenn du willst, bilde ich dich aus, dann kannst du mit mir arbeiten. Du weißt, dass da Geld drin ist. Und mach dir über den Urlaub keine Sorgen. Ich bezahle.»
    Ich lächelte ihn an.
    Er warf mir einen Kuss zu, und seine Stimme echote durch das leere Stadion. «Du kannst es mir ja zurückzahlen, wenn du wieder auf die Beine gekommen bist.»

    Zum ersten Mal in meinem Leben stellte ich einen Antrag auf

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