Ein ganzes Leben mit dem Asperger-Syndrom
während der Schulzeit –, Berufserfahrungen in verschiedenen Praktika zu sammeln. In einigen Berufen ist es leichter, Zugang zu bestimmten beruflichen Fähigkeiten zu erlangen, indem eine traditionelle Ausbildung oder Lehre mit Praxisbezug genutzt wird, statt einen theoretischen Studiengang zu belegen.
Bewerbung
Zur Bewerbungsmappe gehören ein Lebenslauf, der den bisherigen Werdegang zeigt (Schulbildung, Praktika, evtl. Ausbildung oder Studium, evtl. Berufserfahrung, besondere Fähigkeiten und Interessen etc.), entsprechende Zeugnisse und Nachweise und gegebenenfalls auch Fotos oder Berichte von früheren beruflichen Leistungen. Mit einer gut aufgebauten und informativen Bewerbungsmappe, die die Fähigkeiten des Bewerbers verdeutlicht, kann der Arbeitgeber unter Umständen besser von der Qualifikation seines zukünftigen Mitarbeiters überzeugt werden als durch das Bewerbungsgespräch selbst, in dem sich der Betroffene oft nicht so gut »verkaufen« kann. Es ist also wichtig, ihn bei Bedarf bei der Erstellung der Bewerbung zu unterstützen.
Wenn man sich auf eine Stelle bewirbt, muss auch die Frage geklärt werden, wie offen man mit der Diagnose Asperger-Syndrom umgehen will. Soll der Arbeitgeber davon erfahren oder nicht? Das ist eine sehr persönliche Entscheidung. Grundsätzlich ist es immer besser, dem Arbeitgeber gegenüber ehrlich zu sein.
Einige Menschen mit Asperger-Syndrom finden relativ problemlos eine Anstellung, ohne dabei viel Unterstützung zu benötigen. Für diejenigen aber, die Schwierigkeiten damit haben, die passende Arbeit zu finden, gibt es eine Reihe von Büchern, die Rat für den Betroffenen, für Familien, Arbeitsvermittler und Arbeitgeber bieten. 2 [Die angegebene Literatur ist englischsprachig; auf Deutsch gibt es kaum Vergleichbares.] Es könnte hilfreich sein, Bewerbungsgespräche zu üben. Wenn man ein Jobangebot hat, sollte man trotzdem genau überlegen, ob die Arbeit wirklich zu einem passt und eventuell auch den Rat eines guten Freundes dazu einholen. Wenn nämlich der Erfolg ausbleibt, weil es die falsche Beschäftigung für einen ist, kann sich das sehr nachteilig auf das Selbstwertgefühl und die erneute Arbeitssuche auswirken. Manchmal ist es auch vernünftiger, zunächst mit einer Halbtagsstelle zu beginnen, um sich langsam an den mit einem Beruf verbunden Stress zu gewöhnen, Erfahrungen zu sammeln und das Selbstbewusstsein zu stärken, bevor man eine Ganztagsbeschäftigung anstrebt.
Das soziale Miteinander am Arbeitsplatz
Sobald man eine Anstellung hat, kommen neue Fragestellungen auf einen zu. Möglicherweise braucht man von seinem Arbeitgeber Unterstützung in folgenden Belangen:
Welche Erwartungen sind mit dem Job verbunden (ändern sich diese möglicherweise im Laufe der Zeit)?
Welche zwischenmenschlichen Fähigkeiten sind nötig, um effektiv und kooperativ in einem Team zu arbeiten?
Welche organisatorischen Fähigkeiten werden erwartet, insbesondere was das Zeitmanagement und das Setzen von Prioritäten angeht.
Man sollte aber nicht aus den Augen verlieren, dass die Vernachlässigung der persönlichen Hygiene erfahrungsgemäß am schnellsten zu einem Jobverlust führen kann.
Wie kann der Vorgesetzte den Arbeitnehmer mit Asperger-Syndrom unterstützen?
Ergänzen Sie mündliche Anweisungen durch schriftliche, um Probleme mit dem auditiven Gedächtnis zu vermeiden.
Erklären Sie den Arbeitsschritt erst dann, wenn der vorhergehende beendet ist.
Geben Sie dem Beschäftigten ein regelmäßiges Feedback im Hinblick auf erreichte Erfolge, noch zu verbessernde Fähigkeiten und auf Techniken, mit denen dies erreicht werden kann.
Alles, was im Grunde nötig ist, um einem Erwachsenen dabei zu helfen, eine erfolgreiche Langzeitbeschäftigung zu finden, ist das Wissen aus der entsprechenden Fachliteratur, eine positive Einstellung sowohl des Arbeitgebers als auch des Arbeitnehmers sowie genügend Zeit, damit sich beide aufeinander einstellen können.
Beschäftigungsinitiativen und -förderung
Für diejenigen, denen es nicht so leicht fällt, eine Arbeit zu finden und zu behalten, gibt es beispielsweise in Großbritan nien einen besonderen Dienst zur Beschäftigungsförderung für Menschen mit Asperger-Syndrom, den sogenannten Prospects employment service. [Auf Deutsch etwa: Dienst zur Förderung der Berufschancen; in Deutschland gibt es aber leider bisher keine vergleichbaren Angebote.]
Eine interessante Beschäftigungsinitiative wurde auch in Århus in Dänemark entwickelt. Im
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