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Ein ganzes Leben mit dem Asperger-Syndrom

Ein ganzes Leben mit dem Asperger-Syndrom

Titel: Ein ganzes Leben mit dem Asperger-Syndrom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tony Attwood
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Lernumgebung und an die Anforderungen der Hochschule braucht Zeit. Man braucht außerdem Hilfestellung bei den neuen sozialen Regeln und Ritualen bei Vorlesungen und Seminaren oder bei der Arbeit in Gruppen. Ein Kommilitone könnte dabei als Mentor dienen und hilfreiche Tipps geben.
    Während eines Studiums muss man sich an ganz andere tägliche und wöchentliche Routinen gewöhnen, und ein Studienplan und die anfängliche Unterstützung bei der Organisation und Bewältigung der neuen Anforderungen sind hilfreich. Ein Mitarbeiter der Universität könnte als Tutor agieren, um sicherzustellen, dass der Student »auf dem richtigen Weg« ist und ihm bei Besprechungsterminen mit Lehrkräften zur Seite stehen.
Die Lehrkräfte informieren
    Die Lehrkräfte müssen die kognitiven, sozialen, motorischen und sensorischen Besonderheiten des Studenten mit Asperger-Syndrom kennen, um sie bei Haus-, Seminararbeiten und Prüfungen berücksichtigen zu können. Es ist also wichtig mitzuteilen, wenn etwa folgende Probleme bestehen:
Schwierigkeiten, Gedanken und Lösungen in gesprochene Sprache zu übersetzen,
schwer leserliche Handschrift,
Probleme bei den zwischenmenschlichen Fähigkeiten, die in einem Gruppenprojekt erforderlich wären,
Überempfindlichkeit gegenüber Kritik und eigenem Versagen.
Mangelndes Selbstwertgefühl, Ängste und sensorische Überempfindlichkeiten können die Teilnahme an bestimmten Kursen erschweren.
    Am besten schlägt man auch gleich eine Problemlösung vor, dass man also einen Text lieber abtippt, statt mündlich zu erklären, man einen Computer in der Prüfung einsetzt, um Probleme mit der Handschrift zu vermeiden, und besser Einzel- als Gruppenaufgaben bewältigen kann. Wenn man solche »Sonderbehandlung« durchsetzen will, muss man natürlich vorher entsprechend über das Asperger-Syndrom informieren, damit das Hochschulpersonal die Notwendigkeit nachvollziehen kann.
Das soziale Leben an der Uni
    Das Studentenleben besteht nicht nur aus Lernen. Der Mensch mit Asperger-Syndrom wird auch Freundschaften knüpfen und an den sozialen Aktivitäten der anderen Studenten teilnehmen wollen. An Universitäten gibt es meist auch vielfältige Freizeitangebote und Möglichkeiten für soziales Miteinander. Wenn es an der Universität bereits ältere Studenten mit Asperger-Syndrom gibt, können diese dem »Neuling« Empathie und emotionalen Halt geben.
    Der Student wird auch von Freundschaften mit »normalen« Studenten profitieren, durch die er Hilfestellungen erhält, etwa indem man Fachliteratur miteinander teilt und Hausarbeiten gegenliest oder Hilfe bietet, wenn der Mensch mit Asperger-Syndrom sozial naiv und anfällig für Mobbing und Hänseleien ist. Auch Beziehungserfahrungen, Sexualität, Alkohol und Drogen können zum Thema werden.
Psychologische Beratungsstelle für Studenten
    Das Studentenleben kann stressig sein und derjenige sollte dazu ermutigt werden, seine Gefühle der Angst, Wut oder Traurigkeit gegenüber der psychologischen Beratungsstelle für Studenten mitzuteilen. Die kognitive Verhaltenstherapie und emotionale Bewältigungsstrategien, wie sie in Kapitel 6 beschrieben wurden, können für diese Studenten sehr hilfreich sein.
Ein Studienabbruch oder das Durchfallen in einer Prüfung ist bei einem solchen Studenten viel häufiger durch Probleme bei der Stressbewältigung als durch mangelnde intellektuelle Fähigkeiten oder fehlenden Durchhaltewillen begründet.
    Universitäten entwickeln nach und nach eine gewisse Erfahrung bei der Unterstützung von Studenten mit Asperger-Syndrom, wenn sie über Fachkräfte verfügen, die solche Studenten verstehen und sie willkommen heißen. [Das gilt aber bisher nur für englischsprachige Länder, hierzulande gibt es bisher keine AspergerspezifischenFörder- und Hilfsangebote für Studenten.]
    Schafft ein Mensch mit Asperger-Syndrom einen Universitätsabschluss, hat er noch mehr Grund zu feiern als normale Studenten: Er hat zusätzlich zur Lernleistung auch noch die Anpassung an einen neuen Lebensstil, eine zunehmende Selbstständigkeit und die Einordnung in eine neue soziale Hierarchie bewältigt. Nach dem Abschluss stellt sich die Frage, was als Nächstes zu tun ist. Manche Erwachsene passen sich derart gut an das Universitätsleben an, dass sie die Lehre und Forschung zu ihrem Beruf machen. Andere müssen sich entscheiden, wie sie ihre akademische Qualifikation in einem neuen Beruf nutzen können.

Beruf
    Für einen Menschen mit Asperger-Syndrom ist im

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