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Ein gefährliches Werkzeug

Titel: Ein gefährliches Werkzeug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Christie Murray
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empfand.
    »Sehr wohl, Herr Esden,« antwortete Gale, »ich möchte gern wissen, ob schon irgend ein Schritt gethan worden ist. Wollen Sie nicht Platz nehmen, Herr Esden? Herr Prickelt sprach heute morgen von einer ziemlich hohen Belohnung.«
    »Diese Epistel,« sagte Esden und warf des »betrübtenVaters« Brief auf den Tisch, »ging heute früh der Eigentümerin der Juwelen zu.«
    Gale streckte seine schwielige Hand aus, ergriff den Brief und las ihn gründlich: dann blickte er grinsend auf. Esden hatte ihn nie zuvor lächeln sehen, und die Heiterkeit des biederen Kaufmannes flößte ihm einen verstärkten Widerwillen ein. Gale hatte ein halbes Dutzend seiner Vorderzähne verloren und seine halb zugedrückten Augen, die gefurchten Backen und das zahnlückige Grinsen ließen ihn geradezu gespenstig erscheinen. Er sah aus wie irgend ein schrecklicher alter Wasserspeier, und Esden, der ihn anstarrte, machte nun zum erstenmal die Bekanntschaft der Persönlichkeit, die sich unter diesem demütigen und sanften Aeußern verbarg. »Das ist schlau, Herr Esden,« sagte Gale, »das ist sehr schlau, und ich wüßte kein besseres Verfahren vorzuschlagen. Wollen Sie nicht Platz nehmen? Ich werde darauf bestehen, trotz dieses kleinen Gespräches heute nacht zu Ihnen kommen. Es ist am sichersten so, wenn ich für den Fall, daß nachträglich irgend etwas herauskommt, beweisen kann, daß ich nicht bei Ihnen war. Inzwischen werde ich in einem gewissen Haus, das ich kenne, vorsprechen, als ob ich dort Erkundigungen einziehen wolle.«
    »Glauben Sie, daß Sie beobachtet werden?« fragte Esden, ängstlich hinter sich blickend. »Glauben Sie, daß Prickett sein Versprechen bricht?«
    »Oh nein, Herr Esden,« lautete die Antwort. »Herr Prickett ist ehrlich und hält sein Wort. Jeder Beamte von seiner Erfahrung hat schon auf derartige Zugeständnisse eingehen müssen. Immerhin werde ich aber die beiden Gänge machen und Sorge tragen, dies später beweisen zu können. Kein unnötiges Risiko, ist stets mein Grundsatz gewesen.«
    »Wissen Sie, Herr Gale, daß Ihre zufällige Mitwirkung in dieser Sache es mir sehr erschweren wird, ehrlich zu sein?«
    »Wie so?« fragte Gale, ohne Ueberraschung oder Aerger zu verraten.
    »Es wird mir schwer fallen, Ihre fünfhundert Pfund zusammenzuscharren,« erwiderte Esden. »Bitte, begreifen Siegefälligst, daß ich lein Dieb bin, sondern nur entlehne – allerdings in einer, wie ich zugebe, etwas ungewöhnlichen Weise. Dies Geld wird auf Heller und Pfennig zurückbezahlt.«
    »Ich begreife wohl, daß ein Gentleman vielleicht so empfinden kann,« sagte Gale nachdenklich und zustimmend. »Ich werde also zum Schein in dem Hause vorsprechen und um zehn Uhr bei Ihnen sein. Ich habe einen sehr ermüdenden Tag gehabt und möchte ihn möglichst bald beschließen. Dann können Sie gehen und meine Mitteilungen Herrn Prickett bringen. ›Gale,‹ sagen Sie, ›hat aus dem Mann, an den er das Werkzeug verkaufte, alles herausgebracht. Dieser Mann,‹ sagen Sie, ›verpflichtet sich, die Edelsteine innerhalb vierundzwanzig Stunden herzuschaffen, wenn die Bekanntmachung in den Morgenblättern steht. Was Gale betrifft.‹ sagen Sie, ›so wird er wohl seine eigenen Abmachungen mit dem »betrübten Vater« treffen.‹ Weiter,« schloß Gale aufstehend, »haben wir für den Augenblick nichts mehr zu besprechen, Herr Esden. Joseph Prickett scheint diesmal mit Blindheit geschlagen, und ich muß sagen, ich finde das Geld ziemlich leicht verdient.«
    Damit trennten sich die so ungleichen Verbündeten für den Augenblick.
    Unterdessen hatte Prickett, nachdem er seinen freiwilligen Gehilfen verlassen, sich auf die Polizeistation verfügt und dort angeordnet, daß White sogleich in seine Wohnung folgen und Gate bis auf weiteres nicht beobachtet werden solle.
    Dann lenkte er seine Schritte heimwärts und überdachte mit einer gewissen Enttäuschung die Wendung, welche die Sache genommen hatte.
    »Die tausend Pfund hätten mir so gut angestanden wie einem andern,« meinte er.
    Aber abgesehen davon, kränkte es ihn, daß er die Jagd aufgeben sollte, die er leidenschaftlich betrieb. »Ich hatte den ›betrübten Vater‹ bekommen und Reuben dazu,« sagte er zu sich selbst: »es ist mir ein guter Spaß verdorben worden.«
    Unter der Last seiner Unzufriedenheit war er so langsam gegangen, daß White ihm fast auf den Fersen folgte.Dieser schien es nicht mehr für nötig zu halten, seine tölpelhafte Maske vorzunehmen.
    »Nun?« war die

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