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Ein gefährliches Werkzeug

Titel: Ein gefährliches Werkzeug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Christie Murray
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rief Arnold. »Was meinen Sie damit?«
    »Hier ist ein Verzeichnis der Züge, die Herr Wyncott Esden an jenem Nachmittag benützt hat. Er bezahlte Extrafahrgeld von Wootton Hill nach Hemsleigh, als er von London zurückkam, und fuhr dann von Sandy Park aus mit einer einfachen Fahrkarte erster Klasse wieder nach der Stadt zurück.«
    Die beiden Herren stierten einander und Prickelt mit entsetzenstarrer Verwunderung an.
    »Sie können dies beweisen?« sagte Elphinstone.
    »Ja, ich kann nötigenfalls die Bahnvorstände als Zeugen berufen. Als ich Herrn Esden das gefundene Werkzeug zeigte, war er sichtlich erschüttert, obgleich er sich möglichst beherrschte, und als ich Reuben Gale aufsuchte, bot Herr Esden sich mir, wie Sie wissen, zur Begleitung an und in meiner Gegenwart traf er eine Art Abkommen mit ihm – alles so schlau und verwegen, wie ich es noch nie erlebt habe. Gale wurde beobachtet, und nachdem wir ihn zusammen verlassen hatten, kehrte Herr Esden allein zu ihm zurück. Als er nach zehn Minuten wieder ging, soll er ausgesehen haben, wie wenn er einen Geist erblickt hätte. Gestern früh war ich in seinem Zimmer und schrieb dies mit verwässerter Tinte, die in einem gewöhnlichen Pennyfläschchen auf seinem Kaminsims stand.«
    Damit reichte er Elphinstone den Entwurf zu der Bekanntmachung. »Wenn Sie dies mit dem Brief des ›betrübten Vaters‹ vergleichen, so werden Sie bemerken, daß beides mit derselben Tinte geschrieben ist. Und noch etwas: das Werkzeug mit dem der Einbruch ausgeführt wurde, ist an der Thür von Herrn Esdens Wohnzimmer versucht worden; ich habe die Schrammen gestern gesehen und sie entsprechen den andern Spuren ganz genau.«
    »Großer Gott!« stöhnte Arnold plötzlich. »Ich entsinne mich. Es muß hier ein entsetzliches Zusammentreffen unglücklicher Umstände vorliegen. Wyncott wird alles erklären.«
    »Wessen entsinnen Sie sich?« fragte Elphinstone.
    »Der erbrochenen Thür in Wyncotts Zimmer,« antwortete Arnold. »Das Schloß war gesprengt, und er begann nur lachend von einem ganz merkwürdigen Andenken zu erzählen, das ihm ein Klient verehrt habe, allein er wurde zweimal unterbrochen und brachte die Geschichte nicht zu Ende.«
    »Wann war dies?« forschte Prickett.
    »An dem Tag, wo er die Einladung meiner Tante erhielt.«
    »Das war der Tag nach der Schwurgerichtsverhandlung gegen Gale,« sagte Elphinstone, und sein bleiches Gesicht wurde noch blässer.
    »Das Werkzeug ist von Gale verfertigt worden,« sagte Prickett, »und kann auf ganz unschuldige Weise in Herrn Esdens Hände gekommen sein.«
    »Wyncott kann alles erklären,« rief Arnold mit einer entsetzlichen inneren Mutlosigkeit, die seine Worte Lügen strafte. »Wir müssen sofort in die Stadt und ihn aufsuchen, denn es ist unerträglich, daß ein Ehrenmann auch nur eine Stunde unter einem solchen Verdacht stehe.«
    »Bitte um Vergebung,« sagte Prickett, »aber das geht nicht an. Wir müssen auch sehen, Fräulein Pharrs Juwelen wieder zu erhalten. Verstehen Sie wohl, meine Herren, als Herr Esden diese Sache unternahm, that er es allein; jedenfalls ist die Versuchung plötzlich über ihn gekommen, denn er ist viel zu gerieben, als daß er das Werkzeug erst an seiner eignen Thür probiert hatte, falls er etwas Derartiges vorgehabt hätte. Es ist sonnenklar, daß er es nur um der Belohnung willen gethan hat, und ebenso wahrscheinlich ist, daß er diese später wieder zurückzuzahlen beabsichtigt. – Wenigstens sehe ich die Sache so an. Nun aber, meine Herren, ist Reuben Gale dazugekommen, der den jungen Herrn in der Hand hat, und wenn ein Gentleman sich zu einem Verbrechen hat hinreißen lassen und Reuben Gale zum Bundesgenossen bekommt, so geht es reißend bergab. Ich wette eine Million gegen ein Pfund, daß Reuben sowohl die Juwelen als auch die Belohnung für sich zu ergattern sucht. Herr Esden ist nicht so dumm, daß er die Juwelen bei sich herumträgt, und wenn Sie jetzt zu ihm gehen, schließen Sie ihm nur den Mund; überlassen Sie dagegen die Sache mir, so werden wir Geld und Juwelen zurückerhalten.«
    »Ich glaube diese abscheuliche Geschichte gar nicht,« brach Arnold los. »Ich habe oft von Fällen gelesen, die ebenso schwarz oder noch schwärzer aussahen und wo doch schließlich die Unschuld des Angeklagten sonnenhell zu Tage kam.«
    »Das ist zweifelsohne schon dagewesen und kann natürlich auch hier geschehen,« stimmte ihm Prickett zu, »und ich wäre herzlich froh, wenn es so käme, aber das kann

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